Geschichte
Der Name Hangelar taucht erstmals am 17. September 1312 in einer Schwarzrheindorfer Urkunde auf, als ein Johannes de Hangelare zusammen mit anderen Schwarzrheindorfer Bewohnern mit den Schiffern zu Bonn und Beuel die freie Rheinfahrt aushandelte. 1327 wurde er mit seinem Sohn Winrich de Hangelar als Grundbesitzer in diesem Raum benannt. 300 Jahre lang war Hangelar nun urkundlich nicht mehr zu finden. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts führte die bergische Grundsteuerliste 296 Morgen Land in Hangelar auf. 1685 bestritt die Abtei Siegburg der Äbtissin von Vilich das Jagdrecht vor allem in Hangelar. Diese berief sich nun auf ein Weistum (eine Art dörfliche Rechtssatzung), das bewies, dass sie tatsächlich das Jagd- und Fischereirecht in Hangelar besaß. Dieses Weistum überliefert einige Flurnamen wie z.B. Schleuterbach, Wolfsbach oder den Kratenpohl, sagt aber letztlich nicht viel über Hangelar zu dieser Zeit aus.
So gibt es denn eine Karte, die vor 1689 gezeichnet wurde und die eine Darstellung von Hangelar bietet: An der Landstraße Bonn–Siegburg (der jetzigen Kölnstraße) liegen sichtbar 13 oder 14 Häuser, hinter denen sich Obstgärten befinden. Das vorletzte Gebäude scheint größer zu sein, so dass es sich hier um einen größeren Hof handeln muss. Eine Kapelle ist nicht verzeichnet. Hangelar lag genau zwischen Siegburg und Bonn, zwischen den Gabelungen Siegburg-Mülldorf/Niederpleis und Bonn/Meindorf/Vilich-Müldorf/Kohlkaul und damit verkehrsgeographisch an wichtiger Stelle.
Hangelar gehörte weltlich zum bergischen Amt Blankenberg, Gericht Geistingen, Kirchspiel Niederpleis, kirchlich zur alten Mutterpfarre Vilich im Dekanat Siegburg. Seit dem 18. Jahrhundert ist für Hangelar eine Gemeinde als Selbstverwaltungskörperschaft bezeugt. Sie wird im bergischen Territorium meistens Honschaft genannt.
Da die Äbtissin von Vilich ihren Zehnt einzog und der Landesherr ebenfalls, kam es hier bald zu Streitigkeiten, da die „Bemessungsgrundlagen“ etwas verworren waren. Dies war der Anlass für eine regelrechte Flurbereinigung, die 1787 stattfand.
Als der preußische König 1820 den Siegkreis bildete, setze sich die Bürgermeisterei Menden aus acht Gemeinden zusammen, darunter auch Hangelar. Das einstige Straßendorf entwickelte sich zu einem Haufendorf. 1844 wurde die alte Landstraße von Bonn nach Siegburg zu einer befestigten Chaussee ausgebaut. Bald schon trug die günstigere Verkehrsanbindung Hangelars zur ersten Ansiedlung von Industrieunternehmen bei. 1891 wurde Hangelar durch die Bröltalbahn an das überregionale Eisenbahnnetz angebunden. 1911 fuhr erstmalig die Straßenbahn Bonn–Siegburg. Hierdurch wurde eine noch bequemere Verbindung mit den Städten Bonn und Siegburg geschaffen.
Angebaut wurde in Hangelar Korn (Roggen), Gerste, Weizen, Hafer, Buchweizen, Rübsamen, Wicken, Bohnen und Flachs. Der Roggenanbau überwog deutlich. Erst im 20. Jahrhundert verschob sich das Verhältnis: Neben Roggen traten Hafer, Kartoffeln und Futterrüben. Im 19. Jahrhundert setzte eine Aufwärtsentwicklung ein. 1898 wurde die erste eigene Pfarrkirche St. Anna geweiht. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde in der Hangelarer Heide ein Exerzierplatz angelegt, auf dem Paraden und militärische Übungen preußischer Truppen abgehalten wurden.
1909 brachen für Hangelar wirklich moderne Zeiten an: die der Flugapparate. Fritz Pullig hatte in der Exerzierhalle seines Bonner Infanterieregiments ein Gleitflugzeug konstruiert und es mit einem Pferdefuhrwerk auf die Hangelarer Heide geschafft. Am 17. Juli 1909 stieg er mit diesem Aeroplan für ca. 40 Sekunden in die Luft. Zwei Jahre später veranstaltete der damals gerade 18-jährige Bruno Werntgen mit einem Schaufliegen den ersten Hangelarer Flugtag. 1912 führte der den auf dem Hangelarer Exerzierplatz paradierenden Generalen seinen Flugapparat vor. Die Militärs erkannten die Bedeutung des Flugwesens und unterstützten zusammen mit der Gemeinde Hangelar Werntgens Gründung der ersten Fliegerschule Hangelar zur Ausbildung militärischer und ziviler Flugschüler.
Während des ersten Weltkriegs diente der Flugplatz allein militärischen Zwecken. Das Verbot der Besatzungsmächte nach Kriegsende, Flugzeuge (mit Motoren) zu konstruieren, umgingen seit 1920 die deutschen Pioniere mit der Entwicklung des Segelflugzeuges.
Der bedeutendste Tag in der Geschichte des Sportflugplatzes Hangelar war der Osterdienstag 1930: Etwa 120.000 Menschen waren Zeuge der Landung des Luftschiffs Graf Zeppelin.
1935 beschlagnahmte das National-Sozialistische Fliegerkorps den gesamten Besitz der Bonner Flieger einschließlich ihrer Flugzeuge. Das bedeutete auch das Ende des zivilen Flugsports in Hangelar bis 1951. Der im Zweiten Weltkrieg völlig zerstörte Flugplatz wurde vom Aero-Club Siegburg wieder aufgebaut. In den Jahren darauf entstanden die Luftfahrerschule Hangelar und die Flugplatzgesellschaft Hangelar. Der Flugplatz Hangelar zählt nicht nur zu den ältesten Flugplätzen der Bundesrepublik, sondern sogar der Welt.
Mit der Hauptstadtfunktion Bonns beschleunigte sich die Entwicklung Hangelars immens. Die seit Oktober 1987 völlig umgestaltete und seitdem verkehrsberuhigte Kölnstraße lädt heute viele Hangelarer zum Einkaufsbummel ein. Der Flugplatz wird von Geschäftsleuten wie Politikern gleichermaßen benutzt. Außerdem beheimatet Hangelar seit 1951 den Bundesgrenzschutz (heute „Bundespolizei“). In dem am Ortsrand nach Bonn liegenden Bundespolizeistandort arbeiten heute 1.600 Bedienstete. Somit ist Hangelar auch nach dem Umzug der Regierung nach Berlin der größte Standort der Bundespolizei in der Bundesrepublik Deutschland.
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