Geschichte
Das Gebiet um ÅÄ™czyca war schon im 6. Jahrhundert besiedelt, die damalige Siedlung lag aber nicht auf dem Gebiete der heutigen Stadt, sondern bei einer herzoglichen Burg (deren Reste, genannt Schwedenschanze, bis heute erhalten sind) auf dem Gelände des Dorfes Tum östlich von der heutigen Stadt, das von großen Sümpfen umgeben war. ÅÄ™czyca war damals höchstwahrscheinlich die Hauptstadt eines heidnischen Stammesfürstentums der Polanen. Nach der Einführung des Christentums unter Mieszko I. wurde die Stadt Sitz einer von sieben Kastellaneien, die den polnischen Staat bildeten. Bereits im 10. Jahrhundert gründete man in ÅÄ™czyca eine Benediktiner-Abtei.
Nach dem Tode des Herzogs BolesÅ‚aw III. Schiefmund zerfiel Polen in viele kleine Fürstentümer; die nominelle Hauptstadt Krakau lag weit von Zentralpolen und war heftig umkämpft durch Fürsten-Fehden. Die kirchlichen Behörden wählten daher ÅÄ™czyca zum Tagungsort der Synoden, die immer im Sommer stattfanden (insgesamt 30 bis zum 17. Jahrhundert). Die erste Synode fand im Jahr 1180 statt. Die Stadt kann daher mit Recht behaupten, Polens sommerliche Hauptstadt gewesen zu sein.
Im Jahre 1263 zerfiel das Herzogtum ÅÄ™czyca in zwei Kleinstaaten, die Fürstentümer ÅÄ™czyca und Sieradz. Im Jahre 1267 erhielt ÅÄ™czyca das Stadtrecht vom Herzog Leszek II. dem Schwarzen. Eine große Blüte der Stadt kam aber erst unter Leszeks Neffen, dem letzten Piastenkönig, Kasimir III. dem Großen, der die bis heute existierende feste Burg und die Stadtmauer erbauen ließ. Auch König WÅ‚adysÅ‚aw II. JagieÅ‚Å‚o förderte die Stadt und machte sie zum Ort der Tagungen des Sejm.
Den Niedergang brachte der Stadt die schwedische Invasion des Königs Karl X. Gustav: Die Stadt und die Burg brannten nieder. Danach vegetierte die Ackerbürger-Stadt bis zu den Napoleonischen Kriegen, in welchen sie zu einer Festung erklärt wurde, eine große Garnison und stärkere Befestigungen erhielt (schon während der preußischen Herrschaft 1793–1806 begann man, die Stadt zu einer Festung auszubauen). Einen bescheidenen Aufschwung erlebte ÅÄ™czyca in den ersten Jahren Kongresspolens, dessen Regierung die Stadt zu einem Zentrum der Textilindustrie machen wollte und viele Fachleute (Weber und andere Handwerker) aus Schlesien ermunterte, sich in der Stadt niederzulassen. ÅÄ™czyca wurde aber aus unbekannten Gründen (wahrscheinlich wegen des ungesunden Klimas, denn die großen Sümpfe, die die Stadt umgaben, wurden erst um 1900 trockengelegt) nie ein größerer Industrieort wie die benachbarte Stadt Zgierz, sondern blieb eine Stadt der Ackerbürger und Händler. Von etwa 9000 Einwohnern, die die Stadt 1914 zählte, waren je ein Drittel Polen, Deutsche (darunter polnische deutschstämmige Evangelische, die die russischen Behörden als Deutsche betrachteten) und Juden. Von deutschen Truppen der 9. Armee im Dezember 1914 eingenommen, war ÅÄ™czyca kurze Zeit Hauptquartier des Befehlshabers dieser Armee, Feldmarschall August von Mackensen. Über die hygienischen Zustände in der Stadt zu dieser Zeit hatte Mackensens Adjutant, Bogdan Graf von Hutten-Czapski wenig Erfreuliches zu erzählen: „Das Städtchen war unglaublich schmutzig, in den Straßen lag der Kehricht meterhoch. Als einziger polnisch sprechender Offizier übernahm ich für einige Tage die Geschäfte des Ortskommandanten und zwang die gesamte Bevölkerung, auch die wohlhabendere jüdische, persönlich den Schmutz abzufahren. Es dauerte lange, bevor wir auf den Grund des Pflasters kamen, und es herrschte eine solche Feuchtigkeit auf den Straßen, dass ich Bretter legen lassen musste, damit man einigermaßen trockenen Fußes in die Häuser gelangen konnte. Die sanitären Zustände in der Stadt und im ganzen Gebiet der 9. Armee waren entsetzlich. Es herrschten Ruhr, Fleckentyphus und Blattern“.
Auch im Zweiten Weltkrieg war die Stadt Schauplatz von Kriegshandlungen, z.B. der großen Schlacht an der Bzura Anfang September 1939.
Während der deutschen Besatzung 1939–1945 wurde die Stadt dem Wartheland einverleibt und war die nominelle Hauptstadt des Landkreises Lentschütz, die Kreisbehörden saßen aber in Ozorków. Nach der Vertreibung der örtlichen Juden wurden in der Stadt und dem Kreise viele deutsche Familien aus dem Baltikum und aus Wolhynien angesiedelt (für welche die NS-Behörden um 1941 eine moderne Wohnsiedlung in der Nähe des Bahnhofs erbauten), wovon noch viele Gräber auf dem evangelischen Friedhof zeugen. Im Jahre 1945, nach dem Kriegsende, gab es in der Stadt nur etwa 30 deutschstämmige evangelische Personen, um 1980 nur fünf. Die schöne hölzerne evangelische Kirche, um 1850 erbaut, wurde um 1980 wegen Baufälligkeit abgerissen.
In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts begannen zaghafte Versuche, Industrie in der Stadt anzusiedeln. Das Ergebnis war, dass eine neueröffnete Zellulose-Fabrik den Fluss Bzura völlig verseuchte, der Gestank in der Stadt war unerträglich. Erst um 1980 wurden adäquate Reinigungsanlagen eingesetzt.
Um 1960 entdeckte man auf ehemaligem Sumpfgelände gegenüber dem evangelischen Friedhof Lager von nicht so hochwertigem Eisenerz, die man etwa 20 Jahre lang ausbeutete. Die ehemalige „Königliche Stadt ÅÄ™czyca“, wie sie sich auch heute (2005) stolz nennt, sollte zu einer „Sozialistischen Bergarbeiter- und Hüttenstadt“ werden. Für diese Bergleute errichtete man Plattenbauten, welches wohl die einzige Bautätigkeit in der Stadt seit 1941 war, das Parteihaus der KP am Ring (von 1952) ausgenommen. Nach etwa 20 Jahren war es aus mit der Herrlichkeit, Spuren der Umweltzerstörung gibt es aber noch heute. Sogar der Friedhof ist unterhöhlt.
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