Geschichte
Abdera wurde erstmals 656 v. Chr. in der Nähe des heutigen Dorfes Avdira unter Timesias aus der ionischen Stadt Klazomenai besiedelt. Diese ersten Siedler lebten jedoch nicht lange in der griechischen Kolonie, sondern wurden von den dort ansässigen Thraker-Stämmen getötet. 545 v. Chr. wurde die Stätte erneut von Teos aus besiedelt und die Stadt gegründet. Als mythischer Gründer wird häufig Herakles genannt; der Name Abdera leitet sich vom Heros Abderos ab.
Grund für die Besiedlung dieser Gegend war zum Einen die strategisch bedeutsame Lage an der Via Egnatia, der zu antiker wie römischer Zeit wichtigsten Handelsroute von Rom nach Konstantinopel. Außerdem lag die Stadt an der bedeutenden Schiffsroute zum Schwarzen Meer: Das Römische Reich bezog einen Großteil seines Getreides aus der Ukraine. Zum Anderen sahen die Kolonisten auch reiche Einnahmequellen durch das Ausnutzen des thrakischen Hinterlandes. So erlangte Abdera großen Wohlstand durch das fruchtbare Acker- und Weideland sowie den reichen Waldbestand im Fließgebiet des Nestos. Auch die Tierwelt mit ihren unerschöpflichen Fischgründen sowie die Edelmetallvorkommen im Gebirge trugen zum Reichtum der Stadt bei.
Es ergaben sich typische Abhängigkeitsbeziehungen zwischen der Kolonie an der Küste und dem Hinterland: Zwar fanden kaum kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Griechen und Thrakern statt, zumal die Thraker mit ihrer Hochkultur auch von den Griechen als „zivilisierte Barbaren“ anerkannt wurden. Doch auch die friedlichen Geschäftsbeziehungen wussten die Kolonisten zu ihrem Gunsten zu nutzen. So boten die Griechen Salz aus dem Orient, Handwerk und Kunst aus ihren Werkstätten sowie Keramik an; die Thraker handelten mit agrarischen und tierischen Erzeugnissen, Hölzern für den Haus- und Schiffsbau sowie mit Metallen. Der Wohlstand Abderas in klassischer Zeit lässt sich sowohl an den Münzfunden in Ägypten und Mesopotamien ablesen als auch an der hohen Bundessteuer von 10–15 Talenten, die die Kolonie an Athen zu zahlen hatte.
Abdera war ein griechischer Stadtstaat (Polis), der von Beginn an demokratisch organisiert war, einen Rat, eine Volksversammlung und eine gut funktionierende Verwaltung aufweisen konnte. (Hierher wohl auch die Beschimpfung der Abderiten als Kleinbürger.)
Im Laufe ihrer wechselvollen Geschichte wurde die Stadt mehrmals belagert, zerstört und wieder aufgebaut. Von 515–498 v. Chr. stand die Stadt unter persischer Herrschaft. Nach der Niederlage der Perser in den Perserkriegen schloss sie sich dem ersten Attischen Seebund an (478–411 v. Chr.). Von 352–198 v. Chr. war Abdera in der Hand der Makedonen. Ab 196 v. Chr. wurde Abdera schließlich dem Römischen Reich angeschlossen, behielt als Stadt aber ihre Freiheit. Trotzdem wurde die Stadt mehr und mehr heruntergewirtschaftet und verlor ihre ehemals große Bedeutung, was zusätzlich durch die Ausdehnung der nahe gelegenen Nestos-Sümpfe vorangetrieben wurde. Der endgültige Verfall zur heutigen Ruinenstätte setzte dann im Mittelalter ein.
Abdera ist heute ein Titularbistum der katholischen Kirche.
Seit den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts finden archäologische Ausgrabungen in den Ruinen von Abdera statt.
Basierend auf dem Artikel Abdera der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
Quelle | Autoren und Artikelversionen