Geschichte
Alt Rehse wird 1182 als „reze“ in einer Bestätigungsurkunde von Pommernherzog Bogislaw I. für Besitzungen des Klosters Broda erstmalig erwähnt. Ob es sich bei einem Ort, welcher als „michnin“ (1170), „Michninow“ (1244) bzw. „Michnino“ (1328) in teilweise gefälschten Urkunden erwähnt wurde, um Alt Rehse oder um ein anderes Dorf handelte, ist nicht mit hinreichender Sicherheit feststellbar. Die Landesgeschichtsforschung geht seit längerem davon aus, dass eine Siedlungskontinuität der beiden Orte nicht besteht.
Alt Rehse gehörte anfangs dem Prämonstratenserkloster Broda, ehe danach 22 verschiedene Eigentümer das am Tollensesee gelegene Dorf besaßen. Erwähnenswert sind:
• Reichsfreiherr (Georg) Ferdinand (Heinrich) von Maltzahn (1778–1868), Erblandmarschall des Fürstentums Wenden, der am 18. Oktober 1816 als Erster in Mecklenburg die Aufhebung der Leibeigenschaft auf seinen Gütern verkündete,
• Carl (Otto Ferdinand) Mercker (1816–1893), der bei Wustrow einen slawischen Knüppeldamm ausgrub und als „Brücke zu Rethra“ deutete,
• Freiherr Ludwig von Hauff, der 1897 das Gut kaufte, ein neues Schloss erbaute und den Gutspark in einen Landschaftspark umwandelte.
1934 kamen das Gut und der Park durch Enteignung an den Hartmannbund, der hier auf Verlangen der Reichsärzteführung die „Führerschule für Deutsche Ärzte“ bauen ließ und das Gut in Besitz nahm. Das alte Dorf wurde bis auf die Kirche, die Schule und das Pfarrhaus sowie einen Katen, den späteren Dorfkrug, abgerissen, und es entstanden in der Folgezeit bis 1939 22 niederdeutsch wirkende Fachwerkhäuser mit Schilfrohrdächern, die im Türbalken die Jahreszahl der Erbauung nach dem faschistischen Machtantritt und den Namen jeweils eines deutschen Gaues trugen. Der Lehrbetrieb ging bis Januar 1943, während das Gut für die Führerschule und die Reichskanzlei produzierte. Die heute noch sichtbare bauliche Gestaltung ist ein seltenes Beispiel von dörflicher Architektur im Nationalsozialismus.
1945 evakuierte die Rote Armee die Bevölkerung, die aber nie zwangsumgesiedelt worden war, und benutzte das hermetisch abgeriegelte Gelände bis Oktober 1947. Auf der Suche nach schriftlichen Unterlagen wurden im Ort umfassend Bücher beschlagnahmt, wobei auch die Kirchenbücher verschwanden.
Im Verlauf der Bodenreform zog 1948 das als Heimstatt für Vertriebenenwaisen aus dem ehemaligen deutschen Osten gegründete „Kinderdorf Alt Rehse“ in Schloss und Park Alt Rehse ein. 1952 bezog ein Institut für Lehrerbildung die Schloss- und Parkanlage, die 1955 dann kurzzeitig vom DDR-Ministerium für Staatssicherheit übernommen und 1958 an die Nationale Volksarmee übergeben wurde.
Anfangs diente die Anlage der NVA-Führung zu Erholungszwecken. Das Terrain war umzäunt und von einem Torposten bewacht. In den 1970er-Jahren konnten sogar Zivilisten das Objekt unbehelligt betreten. Ab Anfang der 1980er-Jahre wurden die Sicherheitsmaßnahmen verschärft und das Objekt für die Errichtung halbunterirdischer Bauten auf eine südlich angrenzende Koppelfläche ausgedehnt.
1990 zog die Bundeswehr als Rechtsnachfolger der NVA in das Park- und Bunkergelände ein, verließ es aber schon im Jahre 1998. Das Bundesverwaltungsamt hat für das 65 ha große Objekt einen Käufer gefunden. Es handelt sich um die Brüder Wallner, die mit einer Gruppe von Menschen aus dem gesamten Bundesgebiet auf dem Gelände das Projekt „Tollense Lebenspark“ als Gemeinschaft aufbauen wollen. In diesem Zusammenhang werden die seit 1998 ungenutzten Gebäude Schritt für Schritt als Tagungszentrum wieder in Betrieb genommen. (Stand 2007).
Alt Rehse nahm als mehrfacher Kreis- und Landessieger am Bundeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ teil und errang 1995 eine Bronzemedaille.
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