Geschichte
Der Ursprung dieser seltsamen Verhältnisse ist in der Geschichte der Gemeinde begründet. Die Entwicklung begann im 12. Jahrhundert, als zwischen Herzog Heinrich I. von Brabant und Graf Dietrich VII. von Holland ein Streit um das Land um Baarle entbrannte. Godfrid van Schloten, der Herr von Breda, hatte die Ländereien von seinem Vater geerbt und bislang als Allodium (= lehnsfreies Eigentum) angesehen; der Herzog von Brabant jedoch bestand darauf, dass sie immer seiner Souveränität unterlegen hätten, und wünschte, die Besitzverhältnisse in einer schriftlichen Übereinkunft schwarz auf weiß zu verewigen, um Dietrich VII. von Holland schwächen zu können.
So wurde 1198 in einer Übereinkunft festgestellt, dass der Herzog von Brabant das Land von Breda in seinem Eigentum hielt, Godfrid von Schloten das Lehen zurückzugeben und an Dietrich VII. zu übergeben habe. Zusätzlich erhielt Dietrich VII. – der natürlich lieber Eigentümer anstatt Lehnsnehmer geworden wäre – zur Besänftigung unbesiedelte und unerschlossene Gebiete um das Land von Breda herum, woraufhin er von weiteren Ansprüchen absah. Godfried van Schoten wiederum erhielt andere Ländereien als Lehen, wozu auch Teile des heutigen Baarle-Nassau gehörten. Die Gebiete, die Godfried van Schoten vorher selbst als Lehnsherr seinen Vasallen überlassen hatte, wurden von dieser Übereinkunft aber nicht erfasst. Hier liegt die Grundlage der späteren Aufteilung des Gebietes in Baarle-Hertog und Baarle-Nassau.
Später nämlich verlor der Herzog trotz der Urkunde seine Rechte an Teilen des Gebietes wieder und musste sie an den Grafen von Nassau abgeben. Seit 1403 waren die Grafen von Nassau gleichzeitig auch die Herren von Breda. Deshalb hießen die Besitztümer des Herzogs künftig Baarle-Hertog (Hertog = „Herzog“) und die der Herren von Breda Baarle-Nassau.
Im Frieden von Münster 1649 erhielt schließlich der spanische König als Rechtsnachfolger der Herzöge von Brabant Baarle-Hertog, während Baarle-Nassau der Republik der Sieben Vereinigten Niederlande zufiel, da der Prinz von Oranien Rechtsnachfolger der Grafen von Nassau wurde. Seither ist die Eigentumssituation der Gebiete weitgehend unverändert geblieben.
Obwohl im Laufe der Jahrhunderte immer wieder Diskussionen über die Situation der Enklaven aufflammten, konnte weder die Besetzung durch Frankreich 1810 noch die Gründung des Königreichs der Niederlande 1815 noch die Unabhängigkeit Belgiens 1830 an den Verhältnissen etwas ändern. Die beinahe grundstücksweise Aufteilung der Stadt überlebte die Geschichte und führte dazu, dass die Häuser in Baarle in völlig ungeordneter Weise teils zu den Niederlanden und teils zu Belgien gehören.
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