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Tansania

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22.12.2024
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Geschichte

Die Geschichte von Bagamoyo ist vor allem durch persische, arabische, indische und pakistanische Händler, durch christliche Missionare und Entdecker und durch die deutsche Kolonialregierung beeinflusst worden.

Bereits im 8.-9. Jahrhundert haben sich in der Gegend um Bagamoyo Shirazi (aus Persien stammend) niedergelassen.

Im 14. Jahrhundert siedelten sich hier weitere Shirazi an, nachdem Mongolen 1352 die persische Staat Shiraz erobert hatten.

Die Kaole-Ruinen rund 5 km südlich von Bagamoyo, mit Überresten von zwei Moscheen und einigen Grabstätten, lassen sich auf das 13. Jahrhundert zurückdatieren und zeigen die Bedeutung des Islam in dieser Region schon zu frühen geschichtlichen Zeiten.

Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts war Bagamoyo ein kleiner unbedeutender Handelsort, in dem Fisch, Salz und Baumharze gehandelt wurden, die Bevölkerung aber vorwiegend aus Fischern und Kleinbauern bestand.

Ende des 18. Jahrhunderts wurde Bagamoyo ein Handelshafen für Elfenbein und Sklaven, die vom Hinterland aus den Regionen um Morogoro, den Tanganjikasee und Usambara herangeschafft und auf Boote nach Sansibar umgeladen wurden. Dies erklärt auch den heutigen Namen der Siedlung, denn Bagamoyo ("Bwaga-Moyo") bedeutet "Leg dein Herz nieder" auf Suaheli, weil die Sklaven, die auf Dhaus nach Sansibar verschleppt wurden, ihre Heimat niemals wiedersahen.

Als im Jahr 1832 der Sultan von Oman, Said ibn Sultan, seine Hauptstadt von Maskat nach Sansibar verlegte, wurde Bagamoyo das Tor der Araber zum Landesinnern. Auf Sansibar selbst ließ der Sultan große Nelkenplantagen anlegen, und der nachfolgende Sultan holte sich aus Bagamoyo den Kleingeschäftsmann Sewa Hadji, der alsbald zu den reichsten Männern Ostafrikas gehörte. Überhaupt siedelten sich in Bagamoyo viele islamisch-indische Familien an, die ihren Ursprung aber im Oman hatten, wie z.B. die Familien Hameer, der Ramji-Klan, Kanjey oder auch die Familie des Aldina Visram, der 1905 nach Nairobi ging, um dort eine Schule für die Kinder der Muslime in Ostafrika zu bauen, die noch heute existiert. Auch für den Visram-Klan, der Tabora und Kilwa beherrschte, wurde Bagamoyo zum Ausgangspunkt ihrer weithin verbreiteten Laden-Ketten (Dukas), die die einheimische Bevölkerung fortan mit allerlei Dingen aus der ihnen bis dahin unbekannten Welt versorgten. Immerhin lebten um 1876 schon etwa 50.000 Menschen in und um Bagamoyo.

Im Jahr 1873 wurde der Sklavenhandel offiziell abgeschafft, aber noch bis zur Jahrhundertwende wurden in Bagamoyo Haussklaven gehandelt.

Im Jahr 1868 überließen die Muslime von Bagamoyo den "Vätern des Heiligen Geistes" Land für die Errichtung einer Mission im Norden der Stadt, der ersten katholischen Missionsstation in Ostafrika. Dies geschah gegen den Widerstand der einheimischen Zaramo-Bevölkerung, der nach Intervention des französischen Konsul von Sansibar zuerst von Sultan Majid und nach 1870 vom Sultan Bargash niedergeschlagen wurde. Ursprünglich diente die Mission als Zuflucht für Sklavenkinder, die die 22 Missionare freigekauft hatten und bald eine erste Kirche, ein Hospital, eine Schule, Werkstätten und landwirtschaftliche Einrichtungen aufbauten. Die Mission war die erste und damals größte ihrer Art in Ostafrika.

Bagamoyo war jedoch nicht nur Handelszentrum für Sklaven, Elfenbein und Kopra, sondern auch Ausgangspunkt für Expeditionen angesehener europäischer Forscher. Von Bagamoyo aus machten sie sich auf die Suche nach den Quellen des Nil und erforschten Afrikas Binnenseen. Zu ihnen gehörten zum Beispiel David Livingstone, Richard Francis Burton, John Hanning Speke, Henry Morton Stanley und James Augustus Grant. Allerdings war David Livingstone zu seinen Lebzeiten niemals in Bagamoyo, sondern sein Leichnam wurde hier in einem Turm der Mission, kurz vor seiner Überführung nach London (Westminster Abby), für einige Tage aufgebahrt. Auch die Expedition zur Erstbesteigung des Kilimandscharo startete hier unter Dr. Hans Meyer (später Verleger Meyers Konversations-Lexikon) und dem Tiroler Ludwig Purtscheller, zusammen mit über 50 Trägern aus Bagamoyo.

Im Jahr 1890 wurde Bagamoyo deutsches Hauptquartier für Deutsch-Ostafrika.
Man erkaufte in diesem Jahr zwei Häuser von dem islamisch-indischen Geschäftsmann Sewa Hadji, der in Bagamoyo geboren war und im Ort mehrere Brunnen bohren sowie eine Schule und eine Moschee erbauen ließ. Hadji war einer der einflussreichsten Geschäftsleute seiner Zeit und hatte rings um Bagamoyo tausende Kokospalmen und Moringa oleifera-Bäume (Sahijan-Baum zur Ernte seiner Singhu-Früchte) anpflanzen lassen. Hadji hatte zudem einen Exklusivvertrag für den Handel mit allen Produkten der Sultansfarmen auf den Inseln Sansibar, Pemba und Mafia. Der Geschäftsmann starb 1897 auf Sansibar und wurde entgegen seinem letzten Willen auch beerdigt.

In Dar es Salaam hatte Sewa Hadji im übrigen für 12.400 Rupien den Bau eines Hospitals finanziert und galt wegen seiner vielfältigen sozialen Aktivitäten als der erste Philanthrop Ostafrikas.
Der erste europäische Arzt von Bagamoyo war der Militärarzt Dr. Schmelzkopf, der aber schon 1890 bei Pangani während einer Rettungsaktion ums Leben kam. Sein Nachfolger war Dr. Paul Kohlstoch, der hier bis 1896 arbeitete und noch im gleichen Jahr Robert Koch nach Bulawayo in Rhodesien begleitete. In Bagamoyo hat das heute in Tansania existierende europäisch orientierte Gesundheitswesen seine Wurzeln, betont der seit 1998-2001 mit der Baugeschichte des Ortes befasste Architekt Peter Moelle, sowie dessen Kollege Pürschel-Trostberg, der sich mit der Medizinalgeschichte von Bagamoyo sowie mit Geschichte um den Geschäftsmann Sewa Hadji ausführlich befasste.
1891/92 wurde die neue deutsche Boma erbaut, die noch heute zu sehen ist. 1895 baute die Kolonialverwaltung das erste öffentliche Hospital und am 4. Oktober 1897 besuchte der deutsche Bakteriologe Prof. Dr. Robert Koch zusammen mit seiner Frau den Küstenort.
Im ersten Jahr des Ersten Weltkrieges griffen britische Truppen von See her Bagamoyo an, überrannten die Deutschen und nahmen die deutsche Garnison ein.

Basierend auf dem Artikel Bagamoyo der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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