Geschichte
•8./9. Jahrhundert
Die Besiedlung der Gegend im heutigen Landkreis Kitzingen begann im 8. Jahrhundert mit der Christianisierung des damaligen Germaniens. In unserem Raum wirkte als erster Missionar der irische Wanderprediger Kilian. Heute wird er als Frankenheiliger verehrt. Seine Gebeine sind in der Kiliansgruft unter der Neumünsterkirche in Würzburg beigesetzt.
In diese Zeit fällt die Gründung des Frauenklosters in Kitzingen (745).
Im 8. und 9. Jahrhundert entstanden in der Umgebung dieses Klosters Gehöfte und Mühlen, die diesem unterstanden und deren Bewohner Frondienste leisten mussten. Den zehnten Teil ihrer Einkünfte aus Landwirtschaft, Jagd und Fischerei mussten sie an das Kloster abführen. Drei solcher Zehnthöfe wurden in dieser Zeit auch in Buchbrunn gegründet.Von diesen drei ältesten Gehöften unseres Dorfes sind heute nur noch Teile erhalten. Das älteste ist vermutlich das Haus Hofstraße 5 der Familie Christian Geißendörfer. Der Zehnthof musste vor etlichen Jahren einem Neubau weichen. Als weiterer Zehnthof ist das Anwesen der Familie Schleyer (Neuer Weg 5) anzusehen, der heute in seinen Grundstrukturen noch steht und bewirtschaftet wird. Als dritter Hof gilt die ehemalige „Burg“, die 1947 wegen Baufälligkeit abgerissen wurde. An ihrer Stelle erbaute Georg Seynstahl sein Haus (Am Hühnerberg 23). Die Gehöfte wurden in nächster Nähe einer Quelle erbaut und zum Schutz gegen Überfälle mit starken Mauern umgeben. Der Schutz dieser befestigten Zehnthöfe zog weitere Siedler an.
•1007
Das Kloster Kitzingen, samt den ihm unterstehenden Gehöften wurde im Jahre 1007 dem Bistum Bamberg als Lehen übereignet. Buchbrunn unterstand nun der Herrschaft der reichen Hohenloher, deren Geschlecht aber bald ausstarb. Das Besitztum kam dann zu 5/8 an das Hochstift Würzburg und zu 3/8 an die Burggrafen von Nürnberg.
•9. Mai 1244
Erstmals genannt wurde der Ort „Buchbrunnen“ in einer Urkunde vom 9. Mai 1244, als ein „Heinrich von Bochprunin“ in Streitsachen des Grafen Friedrich von Castell mit der Äbtissin des Klosters Kitzingen vor Gericht bezeugte, dass das Frauenkloster den Zehnten von Birklingen zu beanspruchen habe. Diese Urkunde ist von dem Adligen „Heinrich von Bochprunin“ unterzeichnet.
•13. Jahrhundert
Das Dorf scheint schon damals von bedeutender Ausdehnung gewesen zu sein, denn neben den Herren von Buchbrunn, die bis 1325 auf der „Burg“ wohnten, holten sich die verschiedenen Landes- und Zehntherren ihre regelmäßigen Abgaben. Die Bezeichnung „Klosterhof“ für das Anwesen Hofstraße 5 (Geißendörfer) erinnert noch heute daran, dass das Benediktinerinnenkloster in Kitzingen hier Zehntrechte hatte und sie durch einen eigenen Schultheiß verwalten ließ. Ein anderer Teil der Buchbrunner Höfe war gegenüber den Herren Fuchs von Dornheim (1280) abgabepflichtig. Deren Zehnthof war das Anwesen Neuer Weg 5 (Schleyer). 1390 fiel ein Teil dieser Rechte als Reichslehen an die Burggrafen von Nürnberg und ein Teil an das Bistum Würzburg. Den Würzburger Teil übernahmen später, von 1443 bis 1629, die Markgrafen von Ansbach.
Im 13. Jahrhundert wurde eine Kapelle im gotischen Stil errichtet. Diese bildet heute den Chorraum der evangelischen Kirche. Rings um die Kapelle war der Friedhof angelegt. Buchbrunn war um diese Zeit noch keine selbständige Pfarrei, es wurde vom Geistlichen aus Mainstockheim betreut.
•1470 – 1480
Unser Dorf hatte sich durch seine günstige Lage mit viel Wasser, Wald und fruchtbarem Boden gut entwickelt. Bald wurde die Kapelle zu klein. Da gab, auf Ersuchen der Äbtissin Margaretha III von Hirschberg, der Fürstbischof Rudolf II. von Scherenberg die Genehmigung zum Bau einer Kirche (7. März 1470). Zehn Jahre dauerte die Bauzeit bis sie 1480 unter der Äbtissin Magdalena von Leonrod zu Ehren der Heiligen Maria Magdalena geweiht werden konnte. Von der Erstausstattung unserer Kirche ist heute noch das mittelalterliche Altarkreuz, die gotische Sakramentnische neben dem Altar, zwei Fenster nach Süden und der gotische Sakristeischrank mit reichen Ornamentschnitzereien, sowie ein goldener Abendmahlskelch vorhanden. Fürstbischof Lorenz von Bibra erhob 1506 mit Zustimmung der Äbtissin Margaretha IV von Baldersheim und des Pfarrers Jodokus Gruber von Mainstockheim unsere Kirche zur Pfarrkirche und trennte sie von der Pfarrei Mainstockheim.
•16. Jahrhundert
Der erste bekannte katholische Pfarrer war Nikolaus Jäger. Er ließ 1522 einen Taufstein fertigen, der mit zu den ältesten und schönsten unserer Gegend gehört. Sein Name und Wappen (Jagdhorn) sind eingemeißelt.
Durch den Einfluss des Ansbacher Markgrafen, Georg dem Frommen, wurde 1523 die Reformation eingeführt. Buchbrunn, dessen Einwohner keine Leibeigenen waren, wurde evangelisch. Nach Pfarrer Jäger kam als erster evangelischer Pfarrer 1556 Johannes Hartmann, er wirkte bis 1604. Er legte 1556 auch die ersten Kirchenbücher an, die heute noch vorhanden sind.
•1588
Ein Großbrand äscherte das Dorf 1588 fast vollständig ein. Die Kirche und das Pfarrhaus wurden vom Feuer verschont, da sie von Mauern umgeben waren.
•1611 - 1612
Trotz des verheerenden Feuers scheint das erste Jahrhundert der Neuzeit dem Ort auch zahlenmäßig ein bedeutendes Wachstum gebracht zu haben. Dies hatte zur Folge, dass der Friedhof um die Kirche als Begräbnisstätte nicht mehr ausreichte. 1611 wurde am Nordende des Dorfes ein neuer Friedhof –der heutige- angelegt und durch Dekan Codomann aus Kitzingen eingeweiht. Der Weihehandlung schloss sich gleich ein Begräbnis an für den „dazumal christlich verschiedenen, ehrbaren, achtbaren und fürnehmen Andreas Reß, einer Gerichtsperson“.
1612 wurde eine schön gestaltete Friedhofskanzel aus Stein errichtet. Auf einer Wandfläche ist zu lesen:
„DER ERBAR HANS RASP SENIOR IM GERICHT ZU BUCHBRUNN
8. DEC. AO 1612 IN CHRISTO ENTSCHLAFEN HAT DIESEN PREDIGTSTUHL
DIESORTS ZU BAUEN HINTERLASSEN. GOTT GNADE IHM UND UNS ALLEN. AMEN:
IN CHRISTO LEBT ICH FRÖHLICH HIN STERBEN IST WORDEN MEIN GEWINN“
Auch das erste künstlerisch gestaltete Grabdenkmal von 1615 ist noch erhalten. wenn auch seine Schrift durch Verwitterung kaum noch lesbar ist. Sie lautet:
„ALS TAUSENDUND SECHSHUNDERT JAHR, FÜNZEHN MEHR GEZEHLET WAR
ELISABETH EIN ALT MATRON, DEN STEIN ZU EHRN HAT SETZTN LON
IHRN MÄNNERN BEID UND KINDERN ALL, DEREN ZEHN WAREN AN DER ZAHL
HANS HOLZMANN CLOSTERSCHULTHEIS WAR, STARB DA ER SECHSUNDVIERZIG JAHR
ANDREAS RESS DER ANDER MANN, BUCHBRUNN DEN ZWÖLFTEN ZUGETAN
DEN ACKER GOTTES WEIHET EIN, -ELF SCHRIEB MANN- MIT DEM LEICHNAHM SEIN
AM ERST DARAN DER ORT BEKANNT, ANDRESGARTEN WIRD GENANNT
GOTT GNAD DEN SEELEN UND HELF ZUR ZEIT; UNS NACH IN D´ EWIG HERRLICHKEIT:
•1615
Ein besonderes Ereignis war der Erdfall von 1615. An der „Lochgasse", wie sie noch heute genannt wird, brach ohne ersichtlichen Grund ein Stück Garten samt dem darauf stehenden Nussbaum ein. Dieser versank in einem tiefen Spalt, dessen Wandungen aus Lehm und Felsgestein bestanden. Wenn man einen Stein in den Abgrund warf, prallte er mehrfach an vorspringenden Felsen ab, bis er tief unten im Wasser aufschlug. Ständig war das Rauschen von Wasser zu hören, dessen Stärke mit dem Anschwellen oder Absinken des Maines in Zusammenhang stand. Dass eine unterirdische Verbindung mit dem Fluss bestand, ergab sich daraus, dass in den Spalt geworfene Strohwische nach geraumer Zeit in Mainstockheim und bei der Mainmühle bei Kitzingen wieder zum Vorschein kamen. 1713 wurde das Loch zugeschüttet.
•1615
Als Kaiser Matthias den Generalpostmeister Fürst von Thurn und Taxis beauftragte, einen kurzen Weg von Brüssel, über Frankfurt und Nürnberg, nach Prag zu bauen, bekam Buchbrunn 1615 unter dem Posthalter Küchenmeister, als erster Ort in der ganzen Umgebung, eine Poststelle. Erinnert sei an die „Alte Poststraße“ von Kitzingen, die durch einen tiefen Hohlweg hinter dem neuen Friedhof in Richtung Buchbrunn führte.
•1618 – 1648
Der Dreißigjährige Krieg hat mit seinem furchtbaren Plünderungen und Morden durch die verwilderten Soldatenhaufen und durch Pestepidemien fast alles Leben erstickt. Die Bewohner verloren durch plündernde Soldaten ihr letztes Hab und Gut.Durch die Pest starben u. a. im Jahre 1632 84 und im Jahre 1934 70 Menschen. Der Ort war nach Ende des Krieges wie ausgestorben.
Im Jahre 1629 kaufte der Bischof von Würzburg die bereits erwähnten Anteile vom Markgrafen von Ansbach und vom Burggrafen von Nürnberg zurück. Somit war der Bischof von Würzburg wieder der Landesherr. Für die seit Einführung der Reformation 1523 zum evangelischen Glauben konvertierten Buchbrunner begann eine schwere Zeit. Neben den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges hatten sie nun auch unter der Verfolgung des Würzburger Bischofs zu leiden. Der Landesherr erließ 1629 sein „Religions- und Reformationsedikt“, wonach alle Protestanten innerhalb von vier Wochen zum katholischen Glauben übertreten oder das Land verlassen mussten. Die Bedrückung war so stark, dass nur acht Familien ihrem evangelischen Bekenntnis treu blieben. Erst1651 wurde der konfessionelle Stand von 1629 wieder hergestellt. Buchbrunn durfte evangelisch bleiben.
•18. Jahrhundert
Schon bald nach dem Dreißigjährigen Krieg mit all seinen Folgen regte sich das Leben im Dorf wieder. Die Entwicklung von Landwirtschaft, Weinbau, Handel und Gewerbe brachte auch unseren Dorfbewohnern neue Erwerbsmöglichkeiten. Die Bevölkerung wuchs und der Ort breitete sich aus. Buchbrunn hatte damals auch ein Waldgebiet, das sich über die Höhe nach Osten bis zum Main hinzog. 1792 – 1797 lagerte dort eine Einheit des napoleonischen Heeres, das die Weinberge und den Wald völlig verwüstete. Der heutige Flurname „Holz“ weist darauf hin. In den 1950er Jahren wurden bei Grabarbeiten am heutigen Bahndamm Knochenreste von Pferden gefunden, die aus dieser Zeit stammen.
Die Aufteilung des Dorfes in mehrere verschiedene Herrschaftsbereiche wurde erst aufgehoben, als 1802 das Fürstbistum Würzburg beseitigt und 1814 Franken zu Bayern geschlagen wurde.
•19. Jahrhundert
Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Buchbrunner Kirche simultan genutzt. Zwischen den Konfessionen herrschte häufig Unfriede wegen ihrer Benutzung. Durch die Vermittlung des Bistums Würzburg konnte 1805 eine eigene katholische Kirche gebaut werden.
•20. Jahrhundert bis heute
Für die Entwicklung des Ortes war neben der Kirche auch der Einfluss der Schule entscheidend. Als erster Lehrer wird Georg Herrmann 1580 in den Annalen erwähnt. 1702 wird von einem katholischen Instruktor berichtet, der 1711 als Lehrer angestellt wurde. Von Buchbrunn sind vier Schulhäuser bekannt. 1818 wurde mitten im Dorfes eine Schule errichtet, die 1880 an gleicher Stelle durch einen Neubau ersetzt wurde. Seit 1967 wird das Gebäude als Rathaus mit Gemeindeverwaltung genutzt. 1844 entstand das katholische Schulhaus, in dem sich heute der Gemeinderaum am Brunnen befindet. 1964 wurde das neue, heutige Schulhaus, eingeweiht, in dem die Hauptschule Buchbrunn ihren Sitz hat.
Wie erwähnt, erfuhr besonders der Weinbau im Ort seit Mitte des letzten Jahrhunderts besondere Bedeutung. Etwa ein Dutzend selbständige Weinhändler sowie Büttner boten Verdienst und Auskommen für viele Buchbrunner. Am längsten und erfolgreichsten wirkte die Firma Meuschel. Sie machte den Buchbrunner Wein weit über die Grenzen Frankens hinaus bekannt. Sie bot fränkische Weine auf der Pariser Weltausstellung 1888 an und lieferte bis nach Nord- und Südamerika, Afrika und Asien.
Buchbrunn verdankt seinen wirtschaftliche Entwicklung nicht zuletzt dem Anschluss an das Straßen- und Schienennetz. Mit der Errichtung des Bahnhofs Buchbrunn-Mainstockheim im Jahre 1892 eröffneten sich enorme Reise- und Transportmöglichkeiten.
Die beiden Weltkriege 1914/1918 und 1939/1945 forderten auch in Buchbrunn große Opfer an Menschenleben. Auf dem Kriegerdenkmal finden sich die Namen von 46 Gefallenen und 16 Vermissten. Viele aus ihrer Heimat vertriebene Landsleute haben hier eine neue Heimat gefunden.
Unser Dorf hat in den letzten Jahrzehnten eine grundlegende Strukturänderung durchgemacht. Nur noch wenige Vollerwerbslandwirte sind geblieben. Der Großteil der Bevölkerung arbeitet in Industrie, Handel und Gewerbe.
Basierend auf dem Artikel Buchbrunn der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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