Geschichte
Die ersten Einwohner der Gegend um das heutige Calatayud waren Keltiberer (die Lusones), die mit den Römern zusammenarbeiteten, was zur Ansiedlung von Kolonen führte. Unter Augustus erhielt die Siedlung den Rang eines Municipium mit Namen Augusta Bilbilis. Unter Tiberius wurden öffentliche Bauten wie Tempel und Forum errichtet. Auch eine Münzprägestätte entstand. Um 40 n. Chr. wurde hier der Dichter Martial geboren. Später wurde die römische Stadt fast völlig verlassen. In der westgotischen Zeit gab es lediglich kleinere Ansiedlungen in der Umgebung der alten Römerstadt.
Im 8. Jahrhundert errichteten die Mauren in der Nähe des römischen Bilbilis ihre Festung Qal’at 'AyyÅ«b (dt. Burg des Ajub), benannt nach einem hochrangigen Adligen. Die Burg gibt Calatayud noch heute ihren Namen. Der zugehörige Ort zu Füßen der Burg außerhalb des ehemaligen Bilbilis ist ebenfalls eine maurische Gründung, die die fruchtbare Erde er Umgebung nutzbar machen sollte. Er gehörte zunächst zur Obermark des Emirats (bis 929) bzw. Kalifats (ab 929) von Córdoba.
Die Familie der Tugibiden erhob sich im 10. Jahrhundert in Saragossa gegen den ersten Kalifen von Córdoba, Abd ar-Rahman III.. Abd ar-Rahman belagerte und eroberte daraufhin im Jahr 937 Calatayud. Den Tugibiden gelang dennoch 1017 die Etablierung eines eigenen Taifa-Königreichs in Saragossa, in dem Calatayud im 11. Jahrhundert zu einer der bedeutendsten Städte wurde und zunächst von den Tugibiden und seit 1039 von den Hudiden regiert wurde.
1120 wurde Calatayud von einem aragonischen Heer unter Alfons I. erobert. Daraufhin erhielt die Stadt das Fuero de Calatayud (eine Art Stadtverfassung), und die Comunidad de Calatayud, Vorläufer der heutigen Comarca, entstand. Calatayud war zu diesem Zeitpunkt die zweitgrößte Stadt Aragoniens nach Saragossa. 1461 schworen in der Stadt die Cortes von Aragonien auf Veranlassung von König Johann II., dessen Sohn Ferdinand, den späteren Katholischen König, als Thronfolger anzuerkennen und ihm zu folgen. 1483 wurde in Calatayud die Aufgabe der letzten Widerstandskämpfer und die Eingliederung Gran Canarias in das spanische (kastilische) Reich besiegelt.
Im 17. Jahrhundert bewirkten die Jesuiten, unter ihnen Baltasar Gracián, einen kulturellen Aufschwung in Calatayud. 1702 wurde hier der Komponist José de Nebra geboren.
Während der napoleonischen Kriege auf der iberischen Halbinsel nahmen Soldaten und Freiwillige aus Calatayud unter José de l’Hotellerie Fernández de Heredia, Baron von Warsage, an der zweiten Verteidigung Saragossas gegen die napoleonische Belagerung teil. Als 1822 unter französischem Einfluss zum ersten Mal die spanischen Provinzen eingeteilt wurden, wurde Calatyud zur Hauptstadt der Provinz Calatayud, die allerdings nach einer territorialen Neuordnung nach der Rückkehr Ferdinands VII. zu alten Strukturen aufgelöst wurde. Als 1833 die bis heute gültigen Provinzen geschaffen wurden, war die Provinz Calatayud erneut nicht dabei.
Mitte des 19. Jahrhunderts entstand die in ganz Spanien bekannte Legende der „Dolores aus Calatayud“. Sie basiert auf der Geschichte von Dolores Peinador, einer sehr schönen Frau, die durch populäre Lieder (Coplas) besungen wurde. Auf den Liedern aufbauend entstanden Theaterstücke, Opern (u. a. von Tomás Bretón), Kunstlieder und Gedichte über die schöne Dolores, ihre Prätendienten und die Konfliktivität ihrer Zeit.
Am 9. April 1978 konstituierten sich in der Kirche San Pedro de los Francos, in der 1461 die Cortes Ferdinand II. anerkannt hatten, die ersten Cortes de Aragón der Neuzeit nach Ende der Franco-Diktatur. Sie wählten noch vor Annahme der spanischen Verfassung und Verabschiedung des Autonomiestatuts für Aragonien eine vorläufige Regierung Aragoniens. Calatayud rühmt sich darüber hinaus, die erste demokratische Gemeinde nach Ende der Franco-Ära zu sein, da hier die ersten Kommunalwahlen vorgezogen wurden.
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