Geschichte
Camburg entstand an der 1166 erstmals genannten Burg Camburg. Der Ort wurde 1349 als oppidum genannt. Im Jahre 1420 wird ein Teil des Ortes als civitas (möglicherweise der nördlich des Schleuskauer Baches gelegene Teil und ein anderer Teil als sub castrum (wahrscheinlich der direkt unter der „unteren“ Burg), 1494 als Flecken erwähnt. Der älteste Teil der Stadt befindet sich auf der östlichen Saaleseite direkt unter der Burg (sub castrum, sub urbium), in dem sich auch das im 12. Jahrhundert gegründete Chorherrenstift befand, welches kurz nach 1200 nach Eisenberg verlegt wurde. Das Gelände auf der westlichen Saalseite mit dem Amtsvorwerk und der Kirche entwickelte sich wahrscheinlich im 15. Jahrhundert. Die Stadt samt der dazugehörigen Pflege wurde mehrere Jahrhunderte durch Pfandinhaber verwaltet. 1404 trat mit Nicol Puster erstmals ein Amtmann auf, der allerdings zu Dornburg saß. Die beiden Ämter Dornburg und Camburg wurden bis ins 17. Jahrhundert gemeinsam verwaltet. Der Begriff Grafschaft ist irreführend, da er vom Grafen Wilhelm von Camburg (†1088) stammte. Seitdem war es eine wettinische Pflege.
Das bislang älteste noch erhaltene Verzeichnis der Einwohner der Stadt geht auf das erste Drittel des 15. Jahrhunderts zurück (ThHStAW EGA, Reg. Bb 710). Für 1569 ist ein Rat bezeugt, und seit 1580 gab es auch einen Bürgermeister. 1485 gelangte Camburg zusammen mit der Burg an die Albertiner und 1547 an die Ernestiner. Durch die folgende Zersplitterung kam die Stadt 1603 zu Sachsen-Altenburg. In den folgenden Jahrzehnten wechselte sie mehrmals den Besitzer: 1672 kam sie zu Sachsen-Gotha, 1680 zu Sachsen-Eisenberg, 1707 zu Sachsen-Gotha-Altenburg und schließlich 1826 zu Sachsen-Meiningen. Seit 1918 ist sie Mittelpunkt der Kreisabteilung Camburg, die später im Landkreis Stadtroda aufging. Über den Kreis Jena-Land (1952-1994) kam es zum heutigen Saale-Holzland-Kreis.
Im Jahr 1506 wurde erstmals eine Saalebrücke in Camburg urkundlich erwähnt. Vorher soll es bereits eine Holzbrücke stromabwärts an der Schöpfe gegeben haben. Aus dieser Zeit stammen auch Berichte über zwei Gasthöfe in Camburg.
Im Mittelalter lag die Stadt an einer wichtigen Handelsstraße, der Salzstraße, die von Stadtsulza (heute Bad Sulza) über Schmiedehausen, Camburg, Frauenprießnitz, Rauschwitz, Klosterlausnitz ins Vogtland und weiter nach Böhmen führte. Eine weitere wichtige Route kam von Dornburg über Würchhausen, Wichmar, Rodameuschel und ging nach Naumburg weiter.
Die Saalestraße bekam erst im 19./20. Jahrhundert mehr Bedeutung.
Die vor der Reformation dem heiligen Laurentius geweihte Stadtkirche wurde während eines Gottesdienstes am 28. Juli 1701 durch einen Blitzschlag bis auf den Turm zerstört. Um 1818 kam die Amtsmühle zu Camburg in Privatbesitz. Damit hatte die Mühlenfron ein Ende. Zu dieser Zeit soll auch Goethe die Saalestadt einige Male besucht haben. 1709 wurde der Wiederaufbau beendet. Zur Zeit der deutschen Befreiungskriege (1813-1815) diente Camburg häufig als Lager für Truppen aus den verschiedensten Teilen Europas. Sogar die Kirche diente als Kriegsgefangenenlager, in dem bis zu 600 Franzosen interniert waren. Aus einem Überblicksbericht vom 13. April 1819:
„...einer seinen Geist darin aufgab, und hier begraben wurde, von diesen Gefangenen wurde dieses Heiligthum sehr verunreinigt und der dadurch verursachte große Gestank mit großer Mühe vertrieben.“
Das 19. Jahrhundert brachte nach der Tilgung der Kriegsschulden in den ersten Jahrzehnten eine gute Entwicklung der Wirtschaft Camburgs und der umliegenden Dörfer. Auch das kulturelle und gesellschaftliche Leben erreichte durch zahlreiche Vereine und Gesellschaften wie dem Turnverein, dem Wandersängerbund, Amicitas und Concordia einen hohen Stand. So konnte die Stadt 1890 das neue Rathaus mit vielen Gesellschaftsräumen in Betrieb nehmen. 1874 erhielt Camburg Anschluss an die Saalbahn, und seit 1880 organisierten sich die Arbeiter gewerkschaftlich. Ab 1890 kam es zu umfangreichen Ausbauarbeiten an den Gleisanlagen und am 1. Mai 1897 wurde die Bahnstrecke Zeitz–Camburg eröffnet.
Im Ortsteil Tümpling wurde vom Gutsbesitzer Vogt 1847/1848 eine Zuckerfabrik erbaut. Die von Kaufmann Käsemattel schon zu einem früheren Zeitpunkt am Nordrand der Stadt eröffnete Zuckerfabrik wurde bereits 1846 stillgelegt. Im Jahre 1870 gründete der Medizinalrat Dr. Wilhelm Bender die Freiwillige Feuerwehr. Ein Kriegerdenkmal für die Gefallenen 1870/71 wurde am 1. September (Sedantag) 1895 am Platz des Friedens feierlich eingeweiht. Das Denkmal wurde nach 1945 entfernt und das steinerne sächsische Wappen über dem Eingang des ehemaligen Amtsgerichts abgeschlagen. Ein Telegraf wurde 1876 eingerichtet sowie 1900 das erste Telefon.
In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts ging die Entwicklung - unterbrochen durch den Ersten Weltkrieg - nur langsam voran. Weitsichtige Bürger bemühten sich, Camburg zu einem Erholungsort mit Kneippkurbad zu machen. Sie hatten allerdings keinen Erfolg. Mühle und Lederfabrik hatten durch die Weltwirtschaftskrise Ende der zwanziger Jahre stark ums Überleben zu kämpfen. So stiegen die Einwohnerzahlen in diesen Jahrzehnten kaum über 3000 - eine Zahl, die auch heute nicht viel überschritten wird. Mit dem Bau eines Hochbehälters in Camburg am 16. Juli 1904 konnte am 18. Dezember 1904 das Hochdruck-Wasserwerk in Betrieb genommen werden. Am 11. November 1908 wurde der Gedenkstein für den Turnvater Jahn an der Camburger Turnhalle eingeweiht. Diese ist bis heute eine der ältesten Turnhallen Deutschlands. In diesem Jahr wurde auch das Elektrizitätswerk in Döbritschen eröffnet und versorgt Camburg und die weitere Umgebung bis heute mit Strom.
Im Ersten Weltkrieg stellte die Stadt Camburg eine eigene Sanitätskolonne. Die im Krieg zum Einschmelzen abtransportierten Kirchenglocken aus Camburg und Umgebung wurden bereits 1921 wieder angeschafft. Die Wirtschaft der Stadt erfuhr einen Schicksalsschlag, als am 2. November 1928 ein Großteil der Anlagen der Zuckerfabrik niederbrannten.
In der Zeit des Nationalsozialismus fanden sich nach den ersten Repressionen und Verhaftungen engagierte Bürger zusammen, um Widerstand gegen das Naziregime zu leisten. Ein Mitglied der Neubauer-Poser-Widerstandsgruppe aus Jena nahm Verbindung mit Camburger Kommunisten auf, die seit 1943 geheime Treffen in den Siebenstöckern abhielten. Magnus Poser fand bei dem Camburger Otto Hagenauer mehrmals Unterkunft. Während des Zweiten Weltkrieges mussten Kriegsgefangene aus Polen Zwangsarbeit verrichten: in der Landwirtschaft u.a. bei den Bauern Wolf und Reuße. Das Grab eines polnischen Opfers befindet sich auf dem Friedhof. Von einem haltenden Bahntransport mit Häftlingen aus dem KZ Buchenwald wurde ein zunächst unbekannter toter Häftling zurückgelassen und später auf dem Friedhof begraben. Eine Schülergruppe ermittelte 1981 seine Identität, und bald erhielt seine Ruhestätte ein ehrendes Grabdenkmal.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Brauerei und Gerberei geschlossen. Die Schienen der Bahnstrecke in Richtung Zeitz wurden von den sowjetischen Besatzern demontiert und entfernt.
Die letzte Kutsche wurde in Camburg bis nach 1949 von Rechtskonsulent Robert Geyer genutzt, um seine Klienten zu besuchen.
Bis heute zeichnet sich Camburg durch eine ausgeprägte und vielfältige Vereinskultur aus.
Basierend auf dem Artikel Camburg der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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