Craigavon
Craigavon ist eine Stadt in Nordirland im County Armagh. Sie liegt am Südufer des Lough Neagh und hat, als Craigavon Urban Area, 57.865 Einwohner (2001). Im gesamten Borough, der vom Craigavon Borough Council verwaltet wird, leben etwa 80.000 Menschen.
Craigavon ist nach James Craig (1871-1940) benannt, dem ersten Premierminister von Nordirland, der den Titel Viscount Craigavon führte. Es ist 1965 zur New Town erhoben worden und besteht aus den Orten Portadown und Lurgan sowie den dazwischen liegenden Brownlow und Mandeville. Craigavon hat einen Autobahnanschluss an der M 1 Belfast-Dungannon.
Craigavon war in den 1960er Jahren als New Town analog zu den New Towns auf der britischen Insel geplant. Durch eine gezielte Stadtentwicklung im ländlichen Raum sollte Belfast entlastet und die Abwanderung in andere Regionen Nordirlands gefördert werden. Kritiker bemängeln, dass sich eher eine Stadt wie (London)Derry mit ihrer ungünstigen Randlage für eine solche Förderung geeignet hätte und vermuten konfessionspolitische Gründe für die Bevorzugung, da Craigavon mehrheitlich von Protestanten bewohnt ist, Derry dagegen von Katholiken.
Auffallend ist in Craigavon das systematisch geplante, vom Autostraßennetz unabhängige System von Fahrrad- und Fußgängerwegen, die Anlage von Kreisverkehren statt Ampelkreuzungen, die Versorgung jedes neu gebauten Stadtviertels mit einem von Anfang an mit eingeplanten Einkaufszentrum, sowie die strikte Trennung von Gewerbe- und Wohnvierteln. Craigavon gilt mit seinen zahlreichen Spielplätzen auch als kinderfreundlich, außerdem sind die Wohngebiete von zahlreichen Parks umgeben. Neben den Einkaufsmöglichkeiten stehen den Einwohnern auch ein Freizeitcenter, ein Bürgerzentrum, künstlich angelegte Seen, Sportplätze, sowie in Tannaghmore sogar ein kleiner Zoo mit Gärten zur Verfügung.
Wichtigster Arbeitgeber in dieser geplanten Stadt war Goodyear, das in der Stadt ein Werk zur Produktion von Keilriemen unterhielt. Dieses Werk erwies sich allerdings als unrentabel und musste schließen. Zudem erwiesen sich die Bevölkerungsprognosen für Craigavon als allzu optimistisch, sodass die Stadt für die vergleichsweise geringe Bevölkerung als etwas überproportioniert erscheint. Dies ist nicht zuletzt eine Folge des seit 1969 aufflammenden Nordirlandkonflikts, der sowohl Investoren als auch Zuwanderer eher abschreckt.
In Portadown hält der Oranier-Orden alljährlich im Juli einen Marsch durch den Ort ab, insbesondere durch die vorwiegend von Katholiken bewohnte Garvaghy Road, was von diesen als Provokation empfunden wird. Dieser Marsch ist seit 1997 verboten. Die Stadtverwaltung bemüht sich stattdessen, der Spaltung in zwei Lager durch konfessionsübergreifende Gemeinschaftsprojekte entgegenzuwirken. Das zwischen Lurgan und Portadown angelegte neue Stadtzentrum blieb weitgehend unvollendet und umfasst lediglich die Stadtverwaltung, das Gericht der Stadt und ein Einkaufszentrum. Der konfessionelle Konflikt führte zudem zu einer räumlichen Trennung in reine Katholiken- und reine Protestantenviertel. Den Einwohnern der Stadt fiel es schwer, sich mit der New Town zu identifizieren, sodass bei ihnen "Craigavon" oft nur die Bezeichnung für die neue Stadtmitte ist, während die übrigen Stadtteile ihre alte Identität beibehielten und der eigentliche Bezugspunkt für die Einwohner blieben. Mit dem Abflauen des Nordirlandkonflikts besteht nun allerdings erneut eine Entwicklungsperspektive und in den letzten Jahren ist auch wieder eine vermehrte Zuwanderung vor allem junger Menschen zu verzeichnen.
Von den 57.685 Einwohnern sind 24,5% unter 16 Jahre alt und 17,4% über 60. 48,4% sind katholisch und 49,1% protestantisch. 4,0% der Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter sind arbeitslos.
Craigavon ist Partnerstadt von La Grange (Georgia).
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