Geschichte
Zur Zeit seiner Besiedlung im 8. Jahrhundert gehörte das Land der heutigen Gemarkung Deizisau dem Kloster Lorsch an der Bergstraße. Erstmals erwähnt als Dizinsowe wurde das Dorf im Jahr 1268 in einer Urkunde des Klosters Sirnau. Damals stand auf der Gemarkung Deizisau die Körschburg, deren Raubritter häufig Kaufleute auf der Handelstraße durch das Neckartal überfielen. Sie wurden von den Württembergern 1292 vertrieben und die Burg zerstört. Das Dorf Deizisau selbst gehörte damals einer Patrizierfamilie der Reichsstadt Esslingen und gelangte im Jahr 1411 durch Kauf in den Besitz des Esslinger St. Katharinen-Spitals. 1495 wurde die alte Deizisauer Kirche wegen Baufälligkeit abgerissen und die neue, heutige evangelische Kirche erbaut. Der als Wehrturm ausgeführte Kirchturm wurde dabei von der alten Kirche übernommen. Um 1600 betrug die Einwohnerzahl ca. 150. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wüteten zunächst die Pest, die 1608 31 Menschen hinwegraffte, danach die Söldnerheere des Dreißigjährigen Kriegs. An dessen Ende waren noch 30 Menschen in Deizisau am Leben.
Hatte Deizisau seit dem Mittelalter zum Herrschaftsbereich der Reichsstadt Esslingen gehört, so wurde es 1803 aufgrund der Neuordnung Deutschlands durch Napoleon als Folge des Reichsdeputationshauptschlusses und der damit verbundenen Mediatisierung württembergisch. Im 19. Jahrhundert blieb Deizisau zwar von Kriegszerstörungen verschont, litt dafür aber mehrfach unter schweren Hungersnöten. Nur kurze Zeit nach dem Ende der Napoleonischen Kriege kam es 1816 in Folge eines Vulkanausbruchs in Indonesien zu einer weltweiten Klimakatastrophe, dem sogenannten Jahr ohne Sommer. In Deizisau regnete es 75 Tage hintereinander, Hagel verwüstete die Felder und die kümmerliche Ernte konnte zum Teil erst nach Weihnachten eingefahren werden. Die Folge war eine der bittersten Hungersnöte der Deizisauer Geschichte. Weitere schlimme Missernten folgten in den Jahren von 1852 bis 1855. Insgesamt 135 Bürger verließen in diesen vier Hungerjahren den Ort, um in die Vereinigten Staaten auszuwandern. An die Hungersnöte des 19. Jahrhunderts erinnert heute noch die im Jahr 1833 im Rotfeld auf der Anhöhe zwischen Deizisau und Köngen gepflanzte Hungerlinde.
1845 wurde in Deizisau ein erstes Schulhaus (heute ein Kindergarten) errichtet, 1908 ein neues in der Bismarckstraße gebaut. In dem stark erweiterten Gebäudekomplex befindet sich heute die Grund- und Hauptschule.
1928 wurde Sirnau, das bis dahin zur Deizisauer Gemarkung gehörte, an Esslingen gegen eine jährliche Rentenzahlung abgetreten. Die Zeit des Nationalsozialismus endete für Deizisau am 22. April 1945 mit dem Einmarsch der amerikanischen Truppen.
In den Nachkriegsjahren entwickelt sich der Ort von einem noch stark durch Landwirtschaft geprägten Dorf zu einer Kommune mit sehr viel Industrie, der es auch während der Kommunalreform der siebziger Jahre gelang, ihre Selbstständigkeit zu bewahren. Dies konnte nicht zuletzt durch das ausgeprägte kommunale Selbstbewusstsein ihrer Bürger erreicht werden, das auch im 1990 am Marktplatz errichteten neuen Rathaus zum Ausdruck kommt.
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