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Österreich

Hauptstadt
Wien
 
Fläche
83.859 km²
 
Bevölkerung
8.205.000
 
pro km²
98 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
16.04.2024
22:21
 
 
+
»
 

Geschichte

Vor über 650 Jahren, im August 1345, scheint der Name Eichgraben zusammen mit Ottenheim, geschrieben "Aichgrawen" und "Ukenhaim", erstmals in einer kirchlichen Stiftungsurkunde des Klosters St. Andrä ob der Traisen auf. Diese Urkunde ist im Archiv des Stiftes Herzogenburg zu besichtigen. Der Wirsinger Gottfried von Kirchstetten verfasste und besiegelte im Jahre 1345 den Stiftungsbrief. "Aichgrawen" ins Hochdeutsche übersetzt - mit Eichenwald bewachsener Graben. "Ukenheim" - Heim eines Ottos - Ottenheim. Andere Überlieferungen nennen auch den Begriff "Utenhaim" für diesen historisch erst genannten, jetzigen Ortsteil von Eichgraben. Es sind beide Schreibweisen und Worte gültig, da es sich jeweils um eine Interpretation der Überstetzer handelte. Die gebräuchlichere Schreibweise ist allerdings "Ukenheim".

15. Jahrhundert:
In Niederösterreich herrschten fast 100 Jahre lang Krieg und Söldnerbanden. Verschiedene Krankheiten, die auf miserable hygienische Zustände zurückzuführen sind, töteten einen beachtlichen Teil der Bevölkerung. Die Kindersterblichkeitsrate war in dieser Region besonders hoch, da es durch Kriege kaum Nahrungsmittel gab.

16. Jahrhundert:
Maximilian I. schuf den modernen Beamtenstaat, für den Wienerwald wurde das Forstwesen neu organisiert. Es begann die erste Siedlertätigkeit im Raume Eichgraben. Im Jahre 1529 belagerten die Osmanen Wien, wodurch auch Eichgraben, wie viele andere Gemeinden im Umland der Stadt, in Mitleidenschaft gezogen wurde.

17. Jahrhundert:
Es entstand eine Anzahl von Holzhauersiedlungen, sogenannte Hüttersiedlungen; daher der Name "Hutten" als Ortsteil von Eichgraben. Abgesehen von den Auswirkungen des 30-jährigen Krieges (1618-1648) erlebte der Wienerwald im 17. Jahrhundert eine ruhige Entwicklung und Siedlungstätigkeit. Erst 1683 brachte der zweite Türkenüberfall erneut eine Katastrophe für die Gesamtregion. Der Bereich um das heutige Eichgraben blieb diesmal eher verschont und konnte sich selbst zur Wehr setzen.

18. Jahrhundert:
Die Pest wütete von 1712-1715 in Eichgraben, wodurch ein Drittel der Bevölkerung starb. Die Toten wurden in Pestgruben beerdigt. Eine Grube befand sich im Bereich des heutigen Klosters im Ortsteil Stein, eine weitere Grube soll sich oberhalb eines heutigen, an der Hauptstraße gelegenen Gasthauses befinden. Diese zweite Grube wurde allerdings niemals gefunden, weshalb die Existenz lediglich auf verbale Überlieferung zurückzuführen ist. Die napoleonische Ära brachte den Siedlungen zusätzliche finanzielle Lasten und Hemmungen. So wurden neue Steuern, Wegpfände und Mauten eingeführt. Die straffe und strenge Führung dämmte auch die Kriminalität ein. Für Vergehen wurden drakonische Strafen eingeführt. Während dieser Zeit wurden auch unschuldige Personen, die wegen geringfügiger Vergehen, wie etwa öffentlicher Trunkenheit, aufgegriffen wurden eingesperrt und die Kriminalität in den Kerker zu verringern.

19. Jahrhundert:
Durch den Wiener Kongress wurden 1815 die ersten Touristikbestrebungen im Wienerwald eingeleitet. Es wurden im Bereich des Wienerwaldes mehrere Schutzhäuser errichtet. Für das heutige Eichgraben brachte das vorige Jahrhundert ein großes Ereignis: den Bau des Eisenbahn-Viaduktes. Um das Jahr 1850 entstand der 22 m hohe dreibogige Viadukt, der den "Graben" mitten im Ort zur Führung der Westbahn überqueren sollte. Eichgraben wuchs in dieser Periode zu einem Villen- und Sommerfrischeort und prägte sein Gesicht als Streusiedlung. Ab 1850 hatte der Ort einen freigewählten Bürgermeister. Zu dieser Zeit war Eichgraben jedoch noch dem Gemeindegebiet von Maria Anzbach einverleibt.
1891 erfolgte der Spatenstich zur Herz-Jesu-Kapelle. Die Einweihung der Kapelle erfolgte im Jahre 1896. Im Jahre 1923 erfolgte die Gemeindegründung, seit diesem Zeitpunkt ist Eichgraben eine selbständige Gemeinde.

20. Jahrhundert:
In der Zeit des zweiten Weltkrieges erlangte Eichgraben traurige Berühmtheit durch die Ermordung von drei russischen Soldaten durch den kollaborierenden Mob. Die Leichen wurden im Wald oberhalb des heutigen Hochbehälters vergraben und bis jetzt nicht entdeckt. Mehrere Hobbyhistoriker sind deshalb in diesem Bereich immer wieder unterwegs um Überreste zu entdecken. Viele Häuser waren damals mit faschistischen Symbolen geschmückt. Diese Symbole wurden ab 1945 oftmals mit harmlosen Motiven, beispielsweise Trachtenpärchen oder Jagdmotive, übermalt. Bei vielen Hausrenovierungen in den Jahren 1975-1985 wurden die ursprünglichen faschistischen Symbole unter den Wandbildern wieder entdeckt. Es kann allerdings nicht pauschal gesagt werden, dass jedes Eichgrabener Haus mit aufgemaltem Bildmotiv auch ein solches, mittlerweile verbotenes Symbol, trägt. Laut Zeitzeugen soll der Eichgrabener Pfarrer in den Jahren 1943-1944 zwei Mitglieder der ehemaligen Widerstandgruppe Weißen Rose im Ortsteil Schattau versteckt haben.

Während des zweiten Weltkrieges hatte Eichgraben oder vielmehr die durch Eichgraben führende Westbahn eine strategisch sehr wichtige Bedeutung. Fast die gesamte militärische Kommunikation wurde durch eigens ausgestattete Funkwaggons geführt, die im Bereich von Eichgraben, teilweise auch Pressbaum positioniert waren. Die Informationen wurden mit einer geringen Signalstärke und somit vom Feind nicht empfangbar von den ostösterreichischen Militärstützpunkten unverschlüsselt mittels Richtfunkstrecken zu den Waggons gefunkt. Dort wurde das Signal codiert und mittels sehr starken Langwellensendern weitergesendet. Im Falle eines Fliegeralarms wurden die gewaltigen Funkantennen eingeholt und die Waggons in einen der beiden Eichgrabener Eisenbahntunnels versteckt. Diese Vorgangsweise wurde gewählt, da die technische Ausrüstung einerseits sehr teuer und im Falle einer Zerstörung kurzfristig nicht wieder herstellbar war, andererseits diese Systeme innerhalb von wenigen Tagen in ganz Europa positioniert werden konnten. In diesen Waggons wurde von österreichischen Ingenieuren auch an Radarsystemen geforscht und experimentiert, die zu dieser Zeit technologisch nur den Briten zur Verfügung standen. Die Stromversorgung für diese Sendeanlagen wurde durch Dieselgeneratoren hergestellt, von denen insgesamt drei Stück auf weiteren Waggons positioniert waren.

Nach dem 2. Weltkrieg, im Jahre 1947, wurde der reguläre Gemeinderat gewählt. Im Jahre 1951 erfolgte die Weihe der großen katholischen Kirche, des Wienerwald-Domes. Im Advent 1967 wurde die Evangelische Michaelskapelle durch Superintendent Dr. Georg Traar eingeweiht, ein Jahr später von Bischof Oskar Sakrausky visitiert. Evangelischer Pfarrer jener Zeit war Dr. Walter Stökl (1897-1976), der gemeinsam mit der Ökumenischen Schwesterngemeinschaft die Michaelskapelle und Eichgraben weit über die Grenzen bekannt gemacht hat.

Im Jahre 1973 wurde Eichgraben im Rahmen großer Feierlichkeiten zum Markt erhoben. Zu diesem Anlass wurde allen in Eichgraben hauptgemeldeten Einwohnern eine Anstecknadel in Form eines Eichenblattes mit der Aufschrift "Marktgemeinde Eichgraben" zugesendet.

21. Jahrhundert:
Im Laufe des 20. Jahrhunderts entwickelte sich Eichgraben auch zu einem Erholungs- und Fremdenverkehrszentrum. Heute zählt Eichgraben zum Speckgürtel rund um Wien. Es werden laufend neue Bauprojekte begonnen, beispielsweise Wohnungen und Reihenhäuser. Die Bewohner dieser Immobilien sind größtenteils Städter, die auf das Land ziehen, aber nicht das Geld für ein Haus haben. Dies ist der Grund für die neuen Wohnbauprojekte. Momentan gibt es in Eichgraben aber eine Bausperre für Objekte dieser Art. Ein weiterer Aspekt ist die zusätzliche Umweltbelastung durch Pendler, die mit Fahrzeugen täglich nach Wien oder St. Pölten pendeln. Von etwa einem Drittel der Pendler wird jedoch die Eisenbahn als Verkehrsmittel gewählt.

Genaueres zur Geschichte Eichgrabens und des Wienerwaldes findet sich im Wienerwaldmuseum Eichgraben.

Basierend auf dem Artikel Eichgraben der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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