Geschichte
Die ältesten Zeugnisse für die Anwesenheit von Menschen im Bereich der späteren Stadt Ephesos gehen bis ins Spätchalkolithikum um 5000 v. Chr. zurück. Bereits im 2. Jahrtausend v. Chr. war die aus hethitischen Texten bekannte und wahrscheinlich mit dem späteren Ephesos zu identifizierende Siedlung Apasa, im Land Arzawa gelegen, ein wichtiges Zentrum im Einflussbereich der hethitischen und mykenischen Kulturen. Aus der 2. Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. existieren minoische und mykenische Reste. Etwa im 10. vorchristlichen Jahrhundert begann die Besiedlung durch ionische Griechen.
Einheimische Lyder und Karer lebten nordöstlich des heutigen Stadtgebietes, die zugewanderten Griechen gründeten der Überlieferung nach eine eigene Siedlung namens Koressos. Nach der Eroberung durch den lydischen König Kroisos im Jahr 560 v. Chr. kam es zu einem Synoikismos, das heißt, mehrere Kleinsiedlungen wurden zusammengelegt und eine neue Siedlung auf einem Gebiet nahe beim Tempel der Artemis (Artemision), der als eines der sieben Weltwunder galt, errichtet.
Erst 296 v. Chr. wurde Ephesos durch den Diadochen-König Lysimachos von Thrakien an die heutige Stelle verlegt sowie zeitweilig nach seiner Frau in Arsinoeia umbenannt. Seit dieser Zeit war Ephesos eine große Hafenstadt von fast 350 ha Fläche, die von 189 bis 133 v. Chr. zum Königreich Pergamon gehörte, nach 133 v. Chr. zum Römischen Reich.
Ephesos war eine der bedeutendsten und mit vielleicht über 200.000 Einwohnern auch eine der größten Städte des Römischen Reiches und Sitz des Statthalters (Proconsul) der Provinz Asia. Zahlreiche öffentliche Bauten entstanden, die sowohl von der Stadt als auch von reichen Bürgern finanziert wurden. Dazu zählten auch Tempel für die Kaiser Vespasian und Hadrian, die im Rahmen des Kaiserkultes verehrt wurden. Die Stadt behielt ihre herausragende Stellung bis in die Spätantike bei, einerseits als Wallfahrtsort und Bischofssitz, andererseits als Hauptstadt der (weltlichen) Diözese Asiana.
Auch in Zusammenhang mit der Entwicklung des Christentums ist Ephesos von Bedeutung: Nach weilte der Apostel Paulus während seiner 3. Missionsreise (nach 50) in Ephesos. Er erregte dort unter anderem den Unwillen der Devotionalienhändler, die um ihr gutes Geschäft mit der "Diana der Epheser" fürchteten. Rechtlich wurde Paulus aber in der Stadt geduldet. Ebenfalls im Neuen Testament ist der Epheserbrief enthalten, den er später an die Gemeinde der Stadt gerichtet haben soll, der möglicherweise allerdings aus seinem Schüler- oder Anhängerkreis stammt. Die christliche Gemeinde in Ephesos ist sodann die Empfängerin des ersten Sendschreibens der Johannesapokalypse an die sieben Gemeinden in Kleinasien .
Einer außerbiblischen Legendenbildung nach soll sich Maria nach der Himmelfahrt Jesu mit dem Kreis der Frauen um Jesus und mit dem Apostel Johannes in einem Haus in der Nähe von Ephesos (dem Meryemana) niedergelassen haben und bis zu ihrer eigenen Himmelfahrt viele Menschen in Heilkunde und der Lehre des Christentums unterrichtet haben.
Auch fand hier, wohl um 157, der platonische Dialog des Christen Justinus mit dem Juden Tryphon statt, eine der frühesten überlieferten Auseinandersetzungen mit dem Judentum.
Im Jahr 431 tagte in Ephesos das von Kaiser Theodosius II. einberufene 3. Ökumenische Konzil, auch Konzil von Ephesos genannt, im Jahr 449 dann die so genannte Räubersynode, deren Beschlüsse bereits 451 verworfen wurden. Die sogenannten Marienkirche, von der nur mehr Reste erhalten sind, wurde mehrfach als Ort des Konzils genannt; dies ist in der Forschung jedoch umstritten.
Bis weit ins 6. Jahrhundert blühte in Ephesos das spätantike Leben. In byzantinischer Zeit verlor die Stadt dann aber allmählich ihre frühere Bedeutung - vor allem durch die zunehmende Versandung des Hafens. 867 eroberte ein Heer der Paulikianer unter Johannes Chrysocheires die Stadt. Im Jahr 1090 – kurz vor dem Ersten Kreuzzug – wurde Ephesos von den Seldschuken erobert; in der Nähe entstand in türkischer Zeit der Ort Ayasoluk, später in Selçuk umbenannt.
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