Geschichte
Erl ist heute vor allem bekannt durch die Passionsspiele, die abwechselnd mit Thiersee alle 6 Jahre stattfinden (nächster Termin: 2008). Sie sind seit 1613 überliefert.
Das markante Passionsspielhaus mit 1500 Plätzen wurde 1959 als Ersatz für das 1933 abgebrannte alte Gebäude in Betrieb genommen. Seit 1998 finden dort auch die "Tiroler Festspiele Erl" statt.
Am südlichen Ortsrand befindet sich die Blaue Quelle, eine der größten Süßwasserüberlaufquellen in Tirol.
Erl war in römischer Zeit ein Landgut, wahrscheinlich das Praedium Aurelianum (Besitz des Aurelianus). Es gehört zu den ältesten Dörfern des Inntales. Erste römische Besiedlung vermutlich bereits im 3. Jahrhundert, darüber gibt der aufgefundene Mithrasstein in der Pfarrkirche mit der Aufschrift DIM PRO SALUTE ("dem unbesiegbaren Gott Mithras zum Heil") Zeugnis. Bereits 788 wird es im arnonischen Güterverzeichnis des Erzbischofs Arn von Salzburg (ad oriano monte) erstmalig erwähnt. Die Pfarrkirche, dem heiligen Apostel Andreas geweiht, wurde wegen ihrer Lage an der Grenze nach Kriegshandlungen mehrmals angezündet. Die heutige Ausstattung des Gotteshauses stammt von Sebastian Anton Defregger (um 1818). Das Gnadenbild Mariahilf am Hochaltar (nach Lucas Cranach) wurde früher sehr verehrt. Die Deckenbilder (Berufung und Verurteilung des hl. Andreas,1817) werden Franz Altmutter zugeschrieben. Die Kirche wurde 1980 innen generalrenoviert. Im Jahre 1504 kam Erl unter Kaiser Maximilian mit den Gerichten Kufstein, Kitzbühel und Rattenberg zu Tirol und ist seither Grenzort gegen Bayern. An der Engstelle vor der Grenze befand sich die Schanze von Windshausen, an der in den Kriegsjahren 1703/04, 1744, 1800 und 1809 Kämpfe mit bayerischen Truppen stattfanden. Dabei wurde 1704 und 1809 das ganze Dorf niedergebrannt. An der hölzernen Innbrücke (erbaut 1895 - neuerrichtet 1991) zur bayerischen Nachbargemeinde Oberaudorf steht eine überlebensgroße barocke Statue des Wasserheiligen Johannes Nepomuk (1732). Erl ist weit über die Grenzen hinaus berühmt geworden durch seine Passionsspiele, die vermutlich auf ein Gelübde während der Pestzeit (1633) zurückgehen. Die Tradition, in Erl religiöse Spiele aufzuführen, ist seit 1613 nachweisbar. 1957 bis 1959 wurde ein neues, hochmodernes Passionsspielhaus nach den Plänen von Robert Schuler aus Innsbruck, eines Schülers von Clemens Holzmeister, erbaut. Hier werden seither alle 6 Jahre die Passionsspiele aufgeführt, an denen fast das ganze Dorf mitwirkt und die tausende Besucher aus dem In- und Ausland anziehen. Erl gehört neben Oberammergau zu den ältesten und berühmtesten Passionsspielorten in Europa. Heute ist Erl in der sogenannten Zwischenspielzeit mit seinem Passionsspielhaus (anerkannt wegen der sehr guten Akustik) als Heimat der Tiroler Festspiele (gegründet von Maestro Prof. Dr. Gustav Kuhn - eines Karajan-Schülers) weltbekannt, mit Aufführungen großer Opern-, Orchester- und Chorwerke. An Sehenswürdigkeiten gibt es in Erl insbesondere die "Blaue Quelle" (700 sec/l Wasserschüttung), den Trockenbachwasserfall, das sagenumwobene "Erler Herz" und den Blick vom Kalvarienberg ins Inntal zu bewundern. Sehr schöne Aussichtsberge sind das Kranzhorn (1367 m) mit den zwei Gipfelkreuzen und der Spitzstein (1596 m). Aus Erl stammte der Tiroler Geologe und Dichter Adolf Pichler (1819 - 1900); er war der Sohn eines Zollbeamten. Am ehemaligen Gasthof Zollhaus an der Innbrücke gibt es eine Gedenktafel für ihn (Bronzerelief von Franz Josef Kranewitter)
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