Geschichte
Der Ort liegt an dem Fluss Bresle, der im Mittelalter aber Ou, später Eu hieß. Der mittelalterliche Chronist Orderic Vital schreibt: « Aucum flumen quod vulgo dicitur Ou » - (deutsch: „Der Aucum Fluss, der in der Volkssprache Ou heißt“). Andere frühmittelalterliche Spielarten des Namens waren Auvae, Aucia oder Auga. Daraus wurde dann das heutige Eu. Der Ursprung liegt wohl im germanischen „awa“ (= Wasser), ähnlich dem lateinischen „aqua“.
Im Jahr 1050 heiratete Wilhelm der Eroberer Mathilde von Flandern in der damaligen Burg von Eu. Diese schützte die nördliche Grenze der Normandie, bis König Ludwig XI. sie brandschanzen ließ, um ihre Auslieferung an die Engländer zu verhindern. Johann von Burgund, Graf von Eu, errichtete an ihrer Stelle ein Landschloss, das seinerseits ab dem 16. Jahrhundert auf Wunsch Catherines de Clèves, geborene Gräfin von Eu, und ihres Ehemanns Henri I. de Lorraine, Herzog von Guise, durch ein größeres Schloss ersetzt werden sollte, von dem allerdings nur ein Flügel errichtet wurde.
Im Jahr 1656 vererbte Henriette Catherine de Joyeuse, verwitwete Herzogin von Guise, die Domäne ihrer Enkeltochter Anne Marie Louise, Herzogin von Montpensier, die rebellische Grande Mademoiselle. Als diese sich weigerte, sich den Heiratsplänen zu fügen, die ihr Cousin Ludwig XIV. für sie schmiedete, exilierte der König sie 1663 nach Leu, wo sie die Niederschrift ihrer Memoiren fortsetzte. Um die Freilassung ihres Geliebten und späteren Ehemanns, des Antoine Nompar de Caumont, duc de Lauzun zu erwirken, verzichtete sie im Jahr 1681 auf Betreiben der Madame de Maintenon zugunsten von Ludwigs XIV. Sohn Louis-Auguste de Bourbon, duc du Maine auf die Grafschaft Leu. Dieser vererbte sie an seinen kinderlosen Sohn Louis Auguste de Bourbon, der sie seinem Bruder Louis Charles de Bourbon hinterließ. Von diesem ging sie an Louis Jean Marie de Bourbon, duc de Penthièvre, der den Bau eines Kanals von Le Tréport bis nach Eu plante, daraufhin an dessen Tochter Louise Marie Adélaïde de Bourbon-Penthièvre, die 1769 Louis-Philippe II. Joseph de Bourbon, duc d’Orléans, genannt Philippe Égalité, heiratete, wodurch Leu in der nächsten Generation an das Haus Orléans fiel.
Louise Marie Adélaïde überlebte ihren während der Französischen Revolution guillotinierten Mann um nahezu drei Jahrzehnte. Sie wurde im Jahr 1821 von ihrem ältesten Sohn Louis-Philippe III. d’Orléans, dem späteren König der Franzosen Louis Philippe beerbt, der ab 1828 umfangreiche Arbeiten an der lange vernachlässigten Schlossanlage durchführen ließ und Schloss Eu zur Sommerresidenz seiner Familie machte.
Louis-Philippe empfing hier unter anderem im Jahr 1843 Königin Victoria von England zu dem ersten Treffen der Monarchen dieser beiden Länder seit der denkwürdigen Begegnung zwischen Heinrich VIII. und Franz I. auf dem Camp du Drap d’Or (deutsch: Feld des güldenen Tuches) im Jahr 1520. Ein zweites Treffen fand zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls in Schloss Eu statt.
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