Geschichte
Fehl-Ritzhausen feierte vom 27. April bis zum 29. April 2007 sein 700-jähriges Bestehen. Der Ortsteil Fehl wurde am 6. Januar 1307 erstmals urkundlich erwähnt. Damals bestätigten Graf Heinrich I. (III.) von Nassau-Siegen und seine Frau Adelheid dem Abt und Konvent des Zisterzienserklosters Marienstatt die bestehenden Einkünfte in Velde (=Fehl) und Graynsiven (=Großseifen). Der erste namentliche Hinweis auf Roitzhusen stammt vom 27. Oktober 1340; in seinem Testament vermachte der Ritter Eberhard Daube von Selbach seiner Witwe Sophia eine Rente aus dem ihm zustehenden dörflichen Zehnten.
Die Ursprünge beider Orte reichen womöglich weit früher zurück, als es die Urkundennennungen vermuten lassen. Die Namensendung -hausen weist auf ein mögliche Gründung im 9. oder 10. Jh. hin. Der vorangehende Namensteil Ritz bzw. Roitz leitet sich höchstwahrscheinlich sich von Rode ab – einer vom 9. bis zum 12. Jh. häufigen Bezeichnung für Siedlungen, die auf einem gerodeten Waldstück entstanden. Noch älter ist vielleicht Fehl. Der Name leitet sich von Feld ab, einer Bezeichnung, die besonders im 6. Jh. üblich war bei Siedlungen, die auf offenem „Gefilde“ oder am Ufer eines Gewässers entstanden sind. Tatsächlich ließen sich die Fehler Einwohner in Richtung der Nister nieder, während nördlich von ihnen die Ritzhausener im Schutz des Berges Scheidchen lebten, der die Schnee bringenden Nordwestwinde abfing.
Dem Kirchspiel Marienberg zugehörig, wurden im Jahr 1589 in Fehl 4 und in Ritzhausen 8 Hausgesäße (= Haushalte) mit zusammen etwa 50 Personen gezählt. Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges war die Einwohnerzahl auf 18 gesunken. Erstmals als zusammengehörige Gemeinde genannt wurden Fehl und Ritzhausen im Jahr 1592. 1732 erfolgte nochmals die getrennte Benennung, bevor eine Verwaltungsreform innerhalb der Grafschaft Nassau-Beilstein erneut eine Zusammenlegung brachte. Das Handbuch der Geographie und Statistik des Herzogthums Nassau von 1823 spricht zwar ausdrücklich von Fehl und Ritzhausen als zwei Dörfer(n), charakterisiert diese aber als Doppelgemeinde, indem sie deren Einwohnerzahl unter einem gemeinsamen Posten zusammenfasst (213 Seelen).
Die Eröffnung der Braunkohlegruben 1746 in Höhn und vier Jahre später in Stockhausen bot den Fehl-Ritzhausenern eine alternative Erwerbsmöglichkeit. Ihr Heimatdorf wurde 1775 an das Postnetz angeschlossen, so dass ab sofort Postkutschen und reitende Boten im Ort Station machten. Wichtige zivilisatorische Fortschritte bedeuteten die Elektrifizierung des Orts 1917 und – zehn Jahre zuvor – der Anschluss an die neue Westerwaldquerbahn sowie die Errichtung eines Bahnhofs 1906/1907. Die Nebenstrecke von Fehl-Ritzhausen nach Bad Marienberg wurde allerdings 1971 stillgelegt, genau zehn Jahre später kam auch das Ende für die Teilstrecke Westerburg–(Fehl-Ritzhausen)–Rennerod. Seitdem verbindet ein regelmäßiger Busverkehr den Ort mit dem Umland.
Von den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs blieb Fehl-Ritzhausen weitestgehend verschont: Ende 1944 und Anfang 1945 war der Ort dreimal Ziel alliierter Luftangriffe, die vor allem den Bahnhof anvisierten. Die feindlichen Bomben richteten nur wenig Schaden an und forderten keine Menschenleben unter den 521 amtlich gemeldeten Einwohnern (Stand: 1939). Umso schmerzlicher war der Verlust jener 38 Männer aus Fehl-Ritzhausen, die als Soldaten der Wehrmacht gefallen waren oder seitdem als vermisst gelten. Bereits im Ersten Weltkrieg hatte der Ort mit 22 Gefallenen einen hohen Blutzoll entrichtet, wobei alteingesessene Familien wie Neeb, Schell, Schürg, Stalp und Steup wiederholt betroffen waren. Weil die zum Militär eingezogenenen Dörfler als Arbeitskräfte in der Landwirtschaft ausfielen, mussten in beiden Weltkriegen französische und russische Kriegsgefangene deren Aufgaben übernehmen.
Am 27. März 1945 wurde der Ort dann von amerikanischen Truppen widerstandslos eingenommen.
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