Geschichte
Das Gebiet um Gars am Kamp mit seiner strategisch günstigen Lage an der Nord-Süd-Verbindung durchs Kamptal hat eine bis in die Altsteinzeit (Funde von Kamegg und vom Stranitzberg) zurückreichende Siedlungstradition. Jungsteinzeitliche und bronzezeitliche Siedlungen bestanden an den Hängen zum Teichwiesenbach.
In der jüngeren und späten Urnenfelderzeit (ca. 1050-800 v. Chr.) bestand auf dem Höhenrücken oberhalb von Thunau (auf der „Holzwiese“) eine große dörfliche Anlage; der Wall dieser Siedlung ist teilweise noch erhalten. Es wurden im Gemeindegebiet auch Siedlungsnachweise der Hallstattkultur sowie La-Tène-zeitliche und markomannische Siedlungs-und Grabfunde gesichert.
Um 800 n. Chr. errichteten Slawen auf der „Holzwiese“ und der angrenzenden „Schanze“ eine stadtähnliche Siedlung, die von einem Burgwall umgeben war. Ausgrabungen förderten auch Reste einer Kirche sowie Fürstengräber aus jener Zeit zutage. Lange dachte man, dass diese slawische Stadt durch die Babenberger 1041 zerstört wurde, doch wahrscheinlicher ist, dass sie bereits im 10. Jhdt. einem Ungarn-Einfall zum Opfer fiel.
Im 11. Jhdt. nahmen die Babenberger – vom Donauraum aus nach Norden vorstoßend - die Region um Gars am Kamp in Besitz. Auf dem „Tabor“ errichteten sie eine Burg, und der Babenberger Markgraf Leopold II. „der Schöne“ (1075–1095) verlegte seine Residenz von Melk nach Gars am Kamp, um ein Zeichen der Machtausübung im neugewonnenen Gebiet zu setzen.
Als Residenz-Ort diente Gars am Kamp den Babenbergern eine Zeit lang als Zentrum der Landnahme nördlich der Donau, und so kann sich Gars am Kamp damit rühmen, damals so etwas wie die „Hauptstadt“ Österreichs gewesen zu sein. Leopold II. wurde hier begraben und sein Sohn Leopold III. „der Heilige“ (1095-1136; Landespatron von Wien und Niederösterreich) wurde vermutlich ebenda geboren, verlegte seinen Markgrafensitz jedoch um 1110 nach Klosterneuburg.
1279 wird Gars am Kamp zum ersten Mal urkundlich als Markt erwähnt, bestätigt wurde das Marktrecht dann 1403.
Die Burg in Gars am Kamp wurde von den Kuenringern ausgebaut, spätere Burgherren waren unter anderem die Maissauer und Lamberg. Das im 16. Jahrhundert erbaute große Renaissanceschloss verfiel im 19. Jahrhundert zu einer Ruine.
Besonders durch den Bau der Kamptalbahn (1889) erfuhr Gars am Kamp eine Zeit lang einen Aufschwung als beliebte Sommerfrische und als Ausflugsziel für Wiener. Auch Prominenz stellte sich ein, einer der berühmtesten Sommergäste war der Komponist Franz von Suppé, der hier die Oper Boccaccio schrieb. Schon 1895 wurden die ersten Tennisplätze errichtet, 1908 eröffnete man den Kurpark.
Othmar Pruckner skizziert in seinem Buch Mit der Eisenbahn durch Österreich auch die Geschichte des Kamptals als „Fremdenverkehrslandschaft zweiter Klasse“. Seine Betrachtung reicht von der Jahrhundertwende bis zu den 1980er Jahren des vorigen Jahrhunderts als Gars fast völlig ins touristische Abseits geraten ist.
Schon in den 1970er Jahren sperrten mehrere große Hotels, wie die auf einer Anhöhe gelegene und eine besonders schöne Aussicht bietende „Hotel Pension Schuster“ sowie das inzwischen dem stillen Verfall überlassene „Hotel Blauensteiner“ in Gars-Thunau zu.
Erst durch die Eröffnung des Bio Trainingshotels von Willi Dungl im Jahr 1984, die „Opern-Air“-Aufführungen auf der Burgruine (seit 1990) und die Errichtung des Kulturparks Kamptal hat Gars in jüngerer Vergangenheit wieder an Bedeutung als Kur-, Tourismus- und Sommerfrischeort gewonnen.
Basierend auf dem Artikel Gars am Kamp der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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