Geschichte
Die Gegend um Garz war bereits in der jüngeren Bronzezeit besiedelt, wie ein aus dieser Zeit stammender Burgwall auf dem nahegelegenen Golm und bei dort Ausgrabungen gemachte Bodenfunde zeigen.
Die Vermutung, der auf der ersten Missionsreise des Bischofs Otto von Bamberg 1124 besuchte Ort Gridiz, wo er auch eine Kirche einweihte, sei mit Garz gleich zu setzen, konnte bisher weder bestätigt noch widerlegt werden. Als urkundliche Ersterwähnung des Ortes gilt heute die Nennung eines Pfarrers Parochianus Petrus aus Gardist im Jahre 1231. Eine zweite urkundliche Erwähnung erfolgte 1242 als das Kloster Dargun für Gardis und das wenige Kilometer östlich gelegene Kaseburg (heute Karsibór) erste Besitzansprüche erwarb. Wahrscheinlich gab es zu dieser Zeit bereits eine Kirche in Garz, die heutige wurde um 1450 gebaut. Nach der Einführung der Reformation in Pommern 1534 und der nach 1537 erfolgten Säkularisierung wurde Garz zusammen mit dem Nachbarort Kamminke vom herzoglichen Amt Usedom/Pudagla verwaltet.
Im Dreißigjährigen Krieg teilte Garz das Schicksal aller Orte der Insel Usedom, die zunächst von den Kaiserlichen Truppen besetzt wurde. Für den Ausbau von Schanzen an der Swine auf Befehl Wallensteins mussten auch Garzer Einwohner Hand- und Spanndienste leisten. Nach dem Westfälischen Frieden im Jahr 1648 kam Garz zu Schwedisch-Pommern. Nach dem Frieden von Stockholm 1720 wurde es preußisch. Die erstmals 1602 erwähnte Garzer Windmühle besaß im 18. Jahrhundert den Mühlenzwang für die umliegenden Orte bis Königlich-Ahlbeck im Norden und Bossin im Westen. Die Gründung der nahegelegenen Stadt Swinemünde und der Ausbau des dortigen Hafens führten in Garz zu einem Ansteigen der Einwohnerzahl. Es siedelten sich vor allem Handwerker an, die in Swinemünde ihrer Arbeit nachgingen, während ihre Familien als Büdner eine kleine Landwirtschaft betrieben. 1852 forderte eine Choleraepidemie Garz und den Nachbarorten zahlreiche Tote. Zehn Jahre später hatte Garz 448 Einwohner die in 74 Häusern lebten. Mehr als die Hälfte davon waren Büdnerstellen.
Anfang des 20. Jahrhunderts unterhielt die Swinemünder Garnison auf dem Gebiet der Gemeinde einen Exerzierplatz auf dem auch Schießübungen durchgeführt wurden. Um Transportwege zu sparen, wurden die Feldhaubitzen in einem sogenannten Kanonenschuppen am westlichen Ortsrand untergebracht. Dieser Schuppen diente auch als Lager, als 1935 mit dem Ausbau des Fliegerhorstes Garz begonnen wurde. Da sie die Flugsicherheit beeinträchtigte wurde die Garzer Windmühle 1938 abgerissen.
Am 4. Mai 1945 beschossen sowjetische Flugzeuge den Ort. Der Fliegerhorst Garz war zu dieser Zeit bereits verlassen worden. Bei dem vor allem mit Bordkanonen und kleineren Bomben erfolgten Angriff wurden von 82 Gehöften 22 völlig und 6 teilweise zerstört. Ein Mann starb durch Brandverletzungen. Am folgenden Tag besetzte die Rote Armee den Ort und den Flugplatz.
Nach dem Zweiten Weltkrieges wurden auf dem Fliegerhorst neben Flugzeugen auch sowjetische Panzertruppen stationiert. Diese nutzten das Gemeindegebiet am Kleinen Haff und im Wald westlich des Golms bis zu ihrem Abzug 1980 als Übungsgebiet für ihre T-54. Der Fliegerhorst Garz, der 1962 in Flughafen Heringsdorf umbenannt wurde, diente den NVA-Luftstreitkräften als Ausweichflugplatz. Bei solchen Einsätzen wurden auf dem Garzer Mühlenberg Funktechnische Truppen stationiert. Von 1962 bis zum Ende der 1970er Jahre wurde der Flugplatz von der zivilen Fluggesellschaft Interflug mitgenutzt.
Der Kanonenschuppen wurde nach 1945 nicht mehr militärisch genutzt. Hier wurde ab 1950 ein Stützpunkt der Maschinen-Ausleihstation (MAS) Stolpe eingerichtet und 1960 nach Gründung der LPG zur Maschinen-Traktoren-Station (MTS) umgewandelt. Die Polytechnische Oberschule Zirchow führte hier ESP- und PA-Unterricht durch. Seit der Wende wird das Gebäude von der Gemeinde und der Freiwilligen Feuerwehr genutzt.
Nach der Gründung der DDR gehörte der Ort erst zum Land Mecklenburg, ab 1952 zum Bezirk Rostock und seit 1990 zum Land Mecklenburg-Vorpommern.
Im April 2007 öffnete der kurz nach dem Zweiten Weltkrieg geschlossene Grenzübergang Garz-ÅšwinoujÅ›cie, welcher vorerst nur von Fußgängern, Radfahrern und Reisebussen genutzt werden konnte, da sich die Zufahrtsstraße auf polnischer Seite noch im Bau befand. Seit der Schengenerweiterung im Dezember 2007 dürfen auch Autos den zweiten Grenzübergang auf der Insel Usedom benutzen.
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