Geschichte
Georgenswalde entstand am 7. Juli 1629 durch die Verleihung von 5 Hufen und 22 Morgen (296 ha) unerschlossenen Landes durch Kurfürst Georg Wilhelm als erbliches Eigentum an den Warnicker Wildnisbereiter Caspar Cawemann als Dank für langjährige treue Dienste. Cawemann soll seinem kurfürstlichen Herrn das Leben gerettet haben, als dieser bei der Jagd von einem Bären angegriffen wurde. Das ihm übereignete Gebiet lag zwischen der „Gerge“ oder „Görge“ (altpreußisches Wort für Wildnis) im Süden, dem Fischerdorf Warnicken im Westen und der nördlich gelegenen Ostsee.
Es ist unklar, ob der Besitz nach dem „Kurfürsten Georg“ oder nach der „Görge“ zunächst „Georgenwalde“ genannt wurde, woraus dann später „Georgenswalde“ wurde.
Ein 1618 erbautes Jagdhaus wurde von Caspar Cawemann zum Gutshaus umgebaut und von seinen Erben erweitert. Dieses Gut wurde bis 1945 bewirtschaftet.
Die Besitzer des Gutes Georgenswalde waren:
• 1629–1676 Caspar Cawemann und sein Sohn
• ab 1677 Henning Weydemeyer (Strandbereiter)
• (in den folgenden Jahren sind die Besitzer nicht bekannt)
• 1778–1793 Johann Friedrich Bergau
• 1793–1829 Ernst Bergau (Kammer-Kalkulator)
• 1829–1853 Johann Friedrich Bergau (Regierungssekretär)
• 1853–1870 Friedrich Wilhelm Julius Bergau (Stadtkämmerer)
• 1870–1873 Friedrich Heinrich Gaedecke (Geheimer Kommerzien- und Admiralitätsrat), Adolf Aron Moses Aronson (Kaufmann) und Gustav Simon (Kaufmann)
• 1873–1878 Friedrich Heinrich Gaedecke (Geheimer Kommerzien- und Admiralitätsrat)
• 1878–1902 Friedrich August Neumann (Gutsverwalter)
• 1902–1907 Artur Neumann (Gutsverwalter)
• 1907 Kauf durch die Landbank AG Berlin, Teilung des Geländes
• 1908–1917 Rudolf Bergau
• 1917–1945 Waldemar Rade
Die Landbank AG Berlin teilte 1908 das 296 ha große Gelände in ein Gut (221 ha) und ein Bebauungsgebiet von 75 ha zur Errichtung einer Villenkolonie und eines Seebades.
Das Gelände der Villenkolonie wurde 1908 von der Landbank in 400 Parzellen eingeteilt. Ein großzügiges Straßennetz und mehrere öffentliche Plätze wurden geplant und angelegt. Bis 1910 waren bereits 16 Häuser und ein zentrales Wasserwerk errichtet worden. In den Folgejahren begann das Bauen in großem Umfang. Bis 1914 entstand ein modernes Kurhaus, der Bahnhof wurde massiv ausgebaut und eine Postagentur eingerichtet. Nun wuchs die Zahl der Villen und Ferienhäuser rasch an und mit zunehmender Einwohnerzahl und dem Zustrom von Gästen siedelten sich auch Kaufleute an und eröffneten Geschäfte. Es folgten in den 1920er Jahren Pensionen, Gasthäuser und weitere Geschäfte. Zahlreiche Königsberger Persönlichkeiten, Ärzte, Beamte, Kaufleute, Offiziere und Künstler siedelten sich im Ostseebad Georgenswalde an oder errichteten größtenteils winterfeste Ferienhäuser. Bis Ende der 1930er Jahre wuchs der Ort ständig.
Zwar bremste der Zweite Weltkrieg diese Aufwärtsentwicklung, doch blieb der Ort bis 1944 von Kriegsauswirkungen weitgehend unberührt. Im Sommer 1944 wurden wegen der näherrückenden Frontlinie vorsorglich Kliniken aus Königsberg nach Georgenswalde in die Pensionen „Vier Jahreszeiten“ und „Samlandheim“ verlegt. Im August wurde Königsberg durch einen britischen Bombenangriff zerstört. Zahlreiche überlebende Königsberger fanden Schutz in ihren Georgenswalder Sommerhäusern. Ab Herbst 1944 kamen Flüchtlinge aus den östlichen Kreisen Ostpreußens dazu.
Nach einem ersten kurzen Durchbruch der Roten Armee Anfang Februar 1945 wurde Georgenswalde am Abend des 14. April 1945 endgültig von der Roten Armee besetzt. Der Ort war bis zu diesem Zeitpunkt fast unzerstört. Eine große Anzahl der Einwohner begann die Flucht in Richtung Westen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam das Ostseebad zur Sowjetunion und wurde in Otradnoje umbenannt. Die verbliebenen Bewohner wurden ausgesiedelt und die neuen Einwohner kamen aus verschiedenen Teilen der Sowjetunion.
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