Geschichte
Vorläufer der heutigen Stadt Gernsheim war ein römisches Kastell aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert. Ein 1972 in der Siegfriedstraße ausgegrabener Säulenstumpf stammt noch aus dieser Zeit. Das Kastell wurde spätestens im 3. Jahrhundert verlassen, als die Römer das rechte Rheinufer aufgaben.
Nach der Völkerwanderung wurde Gernsheim ein fränkischer Königshof (Ersterwähnung 852 in einer Urkunde Ludwig des Deutschen). 908 gelangte dieser in den Besitz des Klosters Lorsch (Erwähnung im Lorscher Codex) und 1232 unter die Herrschaft von Kurmainz, die bis zum Reichsdeputationshauptschluss 1803 währte. So erklärt es sich, dass das Mainzer Rad heute im Wappen einer hessischen Stadt erscheint. Stadtrecht bekam Gernsheim 1356 mit einer Urkunde Karls IV.; es wurde befestigt und erhielt ein Wasserschloss als kurfürstliche Residenz.
Um 1425 wurde Peter Schöffer, Mitarbeiter Johannes Gutenbergs bei der Erfindung des Buchdrucks, in Gernsheim geboren. Die Stadt Gernsheim, die ihm 1836 auf dem heute nach ihm benannten Platz ein steinernes Denkmal setzte (gehauen von Johann Baptist Scholl aus Darmstadt), feiert den 1503 in Mainz verstorbenen Drucker als größten Sohn der Stadt und nennt sich heute offiziell Schöfferstadt.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde Gernsheim durch die Schweden geplündert. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde es durch die Truppen Generals Ezéchiel de Mélac 1689 in Brand gesetzt.
1803 kam Gernsheim im Zuge der Zerschlagung des kurfürstlichen Territoriums der Mainzer Erzbischöfe zur Landgrafschaft Hessen-Darmstadt (ab 1815 Großherzogtum Hessen). Im 19. Jahrhundert wurde die Stadtbefestigung geschleift, die Vorstadt erweitert, die Stadt an die Rheinschifffahrt und eine Eisenbahnlinie angeschlossen, und erste Industrieanlagen entstanden.
Am 26. März 1945 wurde Gernsheim bei einem amerikanischen Artillerie-Angriff zu 40 % zerstört.
Der Wiederaufbau in den 1950er Jahren ging rasch vonstatten, und Gernsheim nahm eine große Zahl von Flüchtlingen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten auf, deren Nachfahren heute noch im Städtischen Museum eine "Ostdeutsche Heimatstube" unterhalten.
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