Giebichenstein
Giebichenstein (auch Giebichensteinviertel genannt) ist ein Stadtteil von Halle (Saale).
Es ist benannt nach der dieses Viertel prägenden Burg Giebichenstein, die ihrerseits auf eine bereits im 9. Jahrhundert vorhandene Siedlung zurückgeht.
Große Teile des heutigen Stadtviertels wurden lange Zeit als vor der Stadt liegender Friedhof genutzt. Noch heute zeugt eine Kirche auf dem süd-östlich von der Burg gelegenen Hügel mit einem kleinen Friedhof von dieser Funktion. Anfang des 20. Jahrhunderts erbaute man nahe der Kirche eine Schule, was das heutige Giebichenstein-Gymnasium „Thomas-Müntzer“ (ehemals "Thomas Müntzer Gymnasium") ist. In unmittelbarer Nähe befinden sich dazu auch eine Real- und Grundschule.
Gleich an dieses Areal grenzt der Reichardts Garten an. Der Komponist Johann Friedrich Reichardt besaß an dieser Stelle seit 1794 ein eigenes Haus mit einem großen Garten, in dem sich Dichter und Musiker der Romantik trafen, wie etwa Goethe (an den die sog. Goethebank erinnert), Tieck, Eichendorff, Brentano, Novalis, Achim von Arnim, Wilhelm Grimm, Jean Paul, Wackenroder uvm. Das Anwesen wird daher auch als „Herberge der Romantik“ bezeichnet. Der Garten ist von sehr alten Bäumen geprägt, der für diese Zeit exotische Bäume wie den Ginkgo enthält. Seit 1902 befindet sich der Garten in städtischem Besitz und wurde über die letzten zweihundert Jahre in Größe und Gestalt modifiziert. An der östlichen Seite des Parks schließt sich das zurzeit nicht genutzte Kurbad bzw. Solbad Wittekind an, welches wiederum an den halleschen Zoo angrenzt.
Der restliche Teil des Viertels ist geprägt von Wohnhäusern, die teils im Jugendstil gehalten sind. Die "Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design Halle" nutzt Teile der Burg als Werkstätten und Ausbildungsräume. Ein bedeutender Dozent war der Maler Professor Erwin Hahs. Zu seinen wichtigsten Studenten zählen Otto Müller sowie die in Darmstadt wirkende Kokoschka-Schülerin Ricarda Jacobi. Durch die Anwesenheit der Hochschule bildete sich neben der innerstädtischen Kneipenszene auch im Giebichensteinviertel eine große Vielfalt an Cafes, Kneipen und Ausgehgelegenheiten, wie etwas das „Objekt 5“. Drei Straßenbahnlinien durchqueren den Stadtteil.
In Giebichenstein wurde am 19. Mai 1891 Oswald Boelcke geboren, der am 28. Oktober 1916 bei Bapaume (Somme), Frankreich tödlich verunglückte. Er war ein deutscher Jagdflieger im Ersten Weltkrieg und gilt als Begründer und Lehrmeister der deutschen Jagdfliegerei.
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