Geschichte
Das Dorf Gohlis wurde wahrscheinlich von westslawischen (sorbischen) Siedlern im 7. Jahrhundert angelegt. Frühere Namensformen waren Golitz, Goliz oder Golis. Der altsorbische Wortstamm gol bedeutet kahl, öde und ist vielleicht ein Bezug auf die waldfreie unmittelbare Umgebung des Dorfes, die Endung -its/-itz ist typisch für slawische Dörfer.
Im Zuge der deutschen Ost-Expansion ließen sich vermutlich um das Jahr 1000 flämische Siedler hier nieder. Aus dem Jahr 1317 stammt die älteste bekannte Urkunde, in der das Dorf anlässlich einer Landschenkung an das Zisterzienserinnenkloster St. Georg erwähnt wird.
Landesherren von Gohlis waren die Markgrafen von Meißen bzw. Landsberg und später die ernestinischen
Kurfürsten von Sachsen (1423–1485), die albertinischen Herzöge, Kurfürsten und Könige von Sachsen. Innerhalb des sächsischen Staates gehörte das Dorf Gohlis in das Amt Leipzig.
Das Dorf Gohlis gehörte zur Grundherrschaft des Ritterguts Gohlis, damit unterstand es juristisch dessen Patrimonialgerichtsbarkeit. 1659 erwarb der Leipziger Professor für Medizin Michael Heinrich Horn (†1681) das Rittergut und die Grundherrschaft in Gohlis. Seit 1793, als die Stadt Leipzig Besitzer des Rittergutes Gohlis wurde, lag die niedere Gerichtsbarkeit bei der Stadt Leipzig, die sie auch nach dem Verkauf des Ritterguts im Jahr 1832 behielt.
1755/1756 ließ sich der Leipziger Ratsherr Johann Caspar Richter (1708–1770) auf zwei benachbarten Bauerngütern in Gohlis ein Sommerpalais im Rokoko-Stil erbauen. Das Gohliser Schlösschen genannte Gebäude wird heute für kulturelle und gastronomische Zwecke genutzt. Von 1780–1788 wurde das Schlösschen zum Musenhof am Rosental, zu dessen Gästen 1785 Friedrich Schiller und der Körnersche Freundeskreis zählten.
Schiller arbeitete in Gohlis am zweiten Akt des „Don Carlos“, bearbeitete den „Fiesco“ und schrieb die erste Fassung der „Ode an die Freude“. Das Bauernhaus, in dem Schiller wohnte, ist das älteste erhaltene Haus von Gohlis. Es wurde um 1700 erbaut und ist seit dem 18. Jahrhundert wohl kaum verändert worden. 1841 richtete der Leipziger Schillerverein hier eine Gedenkstätte ein, die heute noch als Museum (Schillerhaus) besteht.
Im Jahr 1835 umfasste das Dorf 30 Magazinhufen Land, 54 Häuser und 578 Einwohner. Durch die sächsische Landgemeindeordnung von 1838 wurde das Dorf Gohlis eine eigenständige Gemeinde und erhielt das Recht zur Selbstverwaltung.
Von 1873 bis 1890 gehörte die Landgemeinde Gohlis zur Amtshauptmannschaft Leipzig. Am 20. Januar 1873 wurde die Gemeinde Gohlis durch die Gohliser Straßenbahntrasse an das Nahverkehrsnetz der Stadt Leipzig angeschlossen.
Am 1. Januar 1890 wurde die Gemeinde Gohlis in die Stadt Leipzig eingemeindet.
In den 1920er Jahren und zu Beginn der 1930er Jahre wurden in Gohlis neue Flächen für die Errichtung von mehrgeschossigen Wohnhäusern erschlossen, um den Wohnbedürfnissen der stark angestiegenen Leipziger Bevölkerung Rechnung zu tragen. Bauträger waren u. a. der Leipziger Bau- und Sparverein Nord und der jüdische Bankier Hans Kroch. Dabei kamen bei der Krochsiedlung auch fortschrittliche städtebauliche und architektonische Lösungen (Bauhaus-Stil) zur Anwendung. Diese Entwicklung kam nach der nationalsozialistischen Machtübernahme vollständig zum Erliegen, da Kroch Deutschland verlassen musste.
Seit 1992 gehört der nördliche Teil des ehemaligen Gemeindegebietes zum Ortsteil Gohlis-Nord, der mittlere Teil zum Ortsteil Gohlis-Mitte und der südliche Teil mit dem alten Ortskern zum Ortsteil Gohlis-Süd.
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