Geschichte
Granada wurde unter dem Namen Iliberra als eine von Phöniziern und Iberern bewohnte Siedlung erstmals um 500 v.Chr. erwähnt. Aufgrund der geschützten Lage zwischen den umliegenden Bergen sowie der außergewöhnlich fruchtbaren Erde ist eine frühere Besiedlung anzunehmen. Nach der Eroberung der iberischen Halbinsel durch die Römer (siehe Hispanien; lat. Hispania) ist die Siedlung mit dem Namen Iliberis belegt. Nach dem Zerfall des römischen Kaiserreichs kam das Gebiet zunächst unter den Einfluss des nordafrikanischen Reichs der Vandalen, stand nach dessen Zusammenbruch 534 für einige Jahrzehnte unter oströmischer Herrschaft und gehörte dann seit Beginn des 7. Jahrhunderts zum iberischen Reich der Westgoten.
Im Jahr 711 wurde die Stadt von den Mauren erobert und der Name zu Ilbira arabisiert. Als Verwaltungszentrum der Provinz wurde im Jahr 756 etwa 10 km weiter im Nordosten unter dem Namen Madinat Ilbira (span. Medina Elvira) eine neue Stadt gegründet (am Fuße der heutigen Sierra Elvira; in diesem Toponym lebt der Name fort). Gleichzeitig begann sich für das Gebiet der alten Siedlung die neue Bezeichnung Qal'at Garnata (قلعة غرناطة, d. h. „Burg von Granada“) durchzusetzen, aus der sich der moderne Name der Stadt entwickelt hat.
Nach dem Untergang des Kalifats von Córdoba ergriff 1012 der berberische Clanchef Zawi ibn Ziri die Macht in der Provinz und machte das leichter als Elvira zu verteidigende Granada zum Sitz der Dynastie der Ziriden, die von hier aus etwa 80 Jahre lang über eines der bedeutendsten Kleinkönigreiche des südlichen Al-Andalus herrschte, bis sie von den Almoraviden gestürzt wurde. Nach der Vertreibung der Almohaden wurde die Stadt von 1238 bis 1492 Hauptstadt des Sultanats der Nasriden.
Am 2. Januar 1492 (das genaue Datum ist sehr strittig) kapitulierte der letzte nasridische Herrscher Muhammad XII. (auch Boabdil) und übergab die Stadt an Königin Isabella I. von Kastilien und König Ferdinand II. von Aragón, die so genannten „Katholischen Könige“ (Reyes Católicos). Damit war die Reconquista, die „Rückeroberung“ der iberischen Halbinsel für das Christentum, abgeschlossen. Gemäß einem Passus des dabei abgeschlossenen Vertrages wurde die maurische Bevölkerung durch das katholische Heer zur Küste begleitet und setzte von dort nach Nordafrika über, in das Gebiet des heutigen Marokko.
Im Jahr 1499 wurde auf Geheiß des Erzbischofs Jiménez de Cisneros von Toledo auf dem Marktplatz von Granada ein Scheiterhaufen errichtet, um Bücher zur islamischen Theologie, zu Philosophie, Geschichte und Naturwissenschaften zu verbrennen. Im Laufe dieser Ereignisse kam es zu einem eintägigen Pogrom gegen alle Nichtchristen, dem vor allem Juden zum Opfer fielen. Das seit mehreren Jahrhunderten bestehende Viertel der jüdischen Gemeinde wurde vermutlich zu diesem Zeitpunkt zu großen Teilen zerstört.
Nach Aufständen der in Spanien verbliebenen Muslime, der so genannten Morisken (span. Moriscos, d. h. svw. „kleine Mauren“), gegen die Unterdrückung (Verbot der Religionsausübung, Enteignung) durch die neuen Herrscher wurden sie in den Jahren 1569-1571 erst in andere Teile der iberischen Halbinsel zwangsumgesiedelt und 1609-1611 nach Afrika vertrieben. Viele siedelten sich im heutigen Tunesien und Algerien an und prägten dort die Kultur. Granada verfiel zugleich in wirtschaftliche Bedeutungslosigkeit.
Seit dem Jahr 1492 ist Granada Sitz eines Erzbischofs. Die Universität Granada wurde in den Jahren 1526 bis 1531 errichtet und stellte vor allem im 20. Jahrhundert eine der Haupteinnahmequellen Granadas dar; nach dem Ende der Franco-Diktatur gewann zunehmend der Tourismus an Bedeutung.
Durch das weitgehend friedliche Zusammentreffen verschiedener Kulturen und die Toleranz unter den Anhängern mehrerer Religionen im maurischen Mittelalter gilt Granada bis in die heutige Zeit als Beispiel für die Möglichkeiten einer multikulturellen Gesellschaft.
Heute leben in Granada ca. 15.000 Muslime, von denen 1.000 bis 1.500 spanische Konvertiten sind.
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