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Deutschland

Bundesrepublik Deutschland

Hauptstadt
Berlin
 
Fläche
357.027 km²
 
Bevölkerung
82.716.000
 
pro km²
232 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
22.10.2024
09:22
 
 
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»
 

Geschichte

Guben entstand um 1200 als Handels- und Handwerkersiedlung und Markort an der Kreuzung der Fernstraßen von Leipzig nach Posen und von Görlitz nach Frankfurt (Oder). Die Siedlung am Ostufer der Neiße war durch den Neißenebenfluss Lubst im Norden und Osten sowie Sümpfe im Süden geschützt. Am 1. Juni 1235 erhielt sie als oppidum durch den Wettiner Heinrich den Erlauchten, Markgraf von Meißen, das Stadtrecht. Am gegenüberliegenden westlichen Flussufer wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts ein Benediktiner-Nonnenkloster gegründet, bei dem die Klostervorstadt entstand. Im Jahre 1312 erscheint das Stadtwappen mit seinen drei Türmen erstmals auf einer Urkunde.

Guben gehörte bis 1815 ununterbrochen zur Markgrafschaft Niederlausitz, die von 1367 bis 1635 dem Königreich Böhmen inkorporiert war. Die Befestigungsanlagen mit den drei Stadttoren wurden im 14. Jahrhundert zunächst aus einem Erdwall, einem Graben und Holzbeplankung massiv errichtet. In den Jahren von 1523 bis 1544 sind sie erneuert und verstärkt worden. 1561 ist mit dem Salzsieden in der Stadt begonnen worden. 1635 wurde der Kurfürst von Sachsen, Johann Georg I., im Prager Frieden vom deutschen Kaiser mit der Markgrafschaft Niederlausitz einschließlich der Stadt Guben belehnt.

Aus der handwerklichen Tuchmacherei im 16. Jahrhundert entwickelte sich im 19. Jahrhundert eine starke Tuchfabrikation, zu der seit 1849 die Herstellung von Lederhandschuhen kam. 1822 begann die Hutfabrikation, welche schließlich 65 Prozent des deutschen Bedarfs deckte. In der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg war Guben bekannt durch den Werbespruch „Gubener Hüte – weltbekannt durch ihre Güte“. Der Gubener Fabrikant Wilke gilt als Erfinder des gepressten Filzhutes. Zur Erinnerung an seine früh verstorbene Tochter gründete er das Naemi-Wilke-Stift Guben. Es ist bis heute das örtliche Krankenhaus, in der Trägerschaft der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche.

Später folgten der Maschinenbau, die Teppich- und Schuhfabrikation. In Guben erschien in der Biedermeierzeit der Musenalmanach Helena. 1847 begann man mit der Braunkohleförderung am östlichen Stadtrand.

Guben erhielt 1846 eine über die Strecke der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn-Gesellschaft einen Bahnanschluss nach Frankfurt an der Oder und Breslau. Dieser wurde 1871 um einen Anschluss nach Cottbus seitens der Halle-Sorau-Gubener Eisenbahn-Gesellschaft sowie einen nach Bentschen seitens der Märkisch-Posener Eisenbahn-Gesellschaft ergänzt. 1904 folgte eine Nebenbahnverbindung nach Forst, die von den Preußischen Staatsbahnen eröffnet wurde. Zwischen dem 24. Februar 1904 und dem 8. Juni 1938 verkehrte eine elektrische Straßenbahn zwischen dem Bahnhof und der Altstadt.

1815 wurde das Markgraftum Niederlausitz aufgelöst und Guben Kreisstadt in der preußischen Provinz Brandenburg. Am 1. April 1884 schied die Stadtgemeinde Guben aus dem Kreis Guben aus und bildete fortan einen eigenen Stadtkreis. Am 1. Dezember 1928 wurde der Gutsbezirk Mückenberg aus dem Landkreis Guben in die Stadtgemeinde Guben eingegliedert. Im Juni 1950 ist die Stadt dem Landkreis Cottbus zugeordnet worden. Mit der Verwaltungsreform vom 23. Juli 1952 entstand der 1950 aufgelöste Kreis Guben erneut. Mit dem Gesetz zur Kreis-Neugliederung im Land Brandenburg, das am 6. Dezember 1993 in Kraft trat, wurde der Kreis wieder aufgelöst. Guben wurde eine Stadt im neu gegründeten Landkreis Spree-Neiße.

In der Pogromnacht 1938 wurde die Synagoge der Jüdischen Gemeinde geschändet, die auf der Seite östlich der Neiße stand. Auch der jüdische Friedhof aus dem Jahre 1839 wurde zerstört. Die Trauerhalle aus dem Jahre 1911 übergab der Landesverband der Jüdischen Gemeinden 1950 an die Evangelische Kirchengemeinde zur Nutzung und wurde 1993 umfassend erneuert. Während des Zweiten Weltkrieges mussten 2000 Zwangsarbeiter in einem Zweigbetrieb der Rheinmetall-Borsig AG Düsseldorf für die Rüstungsproduktion Zwangsarbeit verrichten. Sie waren in einem Barackenlager auf der heute polnischen Neißeseite untergebracht. Außerdem gab es ein Sammellager für 300 ungarische jüdische Frauen, die bei der Lorenz AG Zwangsarbeit leisten mussten. Im Zweiten Weltkrieg wurde insbesondere die Gubener Altstadt östlich der Neiße erheblich zerstört. Mit der Festlegung der deutsch-polnischen Grenze an Oder und Neiße nach Ende des zweiten Weltkrieges 1945 wurde die deutsche Bevölkerung aus dem nunmehr polnischen Teil Gubens östlich der Neiße vertrieben bzw. umgesiedelt.

Seit die Stadt 1945 in das polnische Gubin und das deutsche Guben geteilt wurde, entwickelte sich die ehemalige Vorstadt westlich der Neiße als selbständige Stadt Guben vor allem seit 1964 durch den Aufbau des Chemiefaserwerkes, einhergehend mit einem starken Bevölkerungszuwachs und der Errichtung neuer Wohngebiete.

Von 1961 bis 1990 trug die Stadt den amtlichen Ortsnamen „Wilhelm-Pieck-Stadt Guben“ in Gedenken an den ersten und einzigen Staatspräsidenten der DDR, welcher 1876 in Guben (im heutigen Gubin) geboren wurde und 1960 verstarb.

In den Folgejahren der deutschen Wiedervereinigung im Jahre 1990 verlor Guben erheblich an Wirtschaftskraft und Einwohnern. Heute versucht die Stadt im Zusammenwirken mit der polnischen Nachbar- und Partnerstadt Gubin die Grenzsituation positiv zu entwickeln. Zu den größten Arbeitgebern in Guben zählen die Trevira Gmbh, der Bäckerei-Großbetrieb Bäcker Dreißig und das Naemi-Wilke-Stift als örtliches Krankenhaus.

Im Februar 1999 hetzten alkoholisierte Jugendliche aus der rechtsradikalen Szene den algerischen Asylbewerber Omar Ben Noui von der Diskothek Dance Club über die Straßen Gubens. Nachdem er auf der Flucht in Panik eine Glasscheibe der Wohnungstür einschlug und hierdurch eine Arterie am Schienbein verletzt hatte, verblutete er in weniger als 15 Minuten und starb auf der Treppe. Der damals 28-Jährige hinterließ seine damals schwangere Freundin. Der Vorfall erregte überregional starke Aufmerksamkeit. Dieser Fall ist mittlerweile in der Literatur als die „Gubener Hetzjagd” bekannt.

Unter Nutzung einiger historischer Gebäudeteile auf dem Gelände der ehemaligen Hutfabrik (ehemals C. G. Wilke, 15. Juli 1948 enteignet) an der Neiße entstand ein neues Stadtzentrum für Guben. Hier erhielt unter anderem die Stadtverwaltung, welche bis dahin in der ehemaligen Hutfabrik (Berlin-Gubener Hutfabrik – März 1946 Abbau zu Reparationszwecken)) untergebracht war, neue Räumlichkeiten. Deren nun leer stehende Gebäude wurden 2006 als neue Fertigungsstätte für den Plastinator Gunther von Hagens hergerichtet und in Benutzung genommen.

Am 21. Dezember 2007 wurde das neugestaltete Gubener Neißeufer mit den Neißeterrassen und Parkanlagen sowie eine Brücke über die Lausitzer Neiße zur Neiße-Insel, auf welcher das Stadttheater stand, eingeweiht.

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