Geschichte
Günzburg wurde um ca. 70 n. Chr. als Kastell „Guntia“ (auch „Contia“ oder „Gontia“) von den Römern zur Verteidigung der Donaugrenze gegründet. Der Name leitet sich von einer keltischen Flussgöttin ab. Es bestanden mindestens zwei zeitlich aufeinanderfolgende Kastelle: das erste ab ca. 70 n. Chr., das zweite nach Rücknahme der Grenze vom Rätischen Limes zur Donau infolge der Alamanneneinfällen von 260 n. Chr., die vermutlich der Sicherung einer wichtigen Donaubrücke dienten. Vermutlich war diese Brücke die letzte in römischer Hand nach dem Alamannensturm 260 n. Chr. – Die Brücke scheint ein feststehender, allgemein bekannter geographischer Begriff in der römischen Welt gewesen zu sein, sie wird als „Transitus Guntiensis“ in einer Lobrede (Pan. VIII,2,1) auf den Regenten Constantius Chlorus aus dem Jahre 297 n. Chr. erwähnt: “[…] a ponte Rheni usque ad Danubii transitum Guntiensem […].â€
Stationiert waren in Günzburg unter anderem eine Ala, eine 500 bis 600 Mann starke römische Elite-Reitereinheit; in der Spätantike die „Milites Ursariensis“, eine angesehene Truppe unbekannter Herkunft und Waffengattung (Quelle: Notitia Dignitatum), wahrscheinlich bestand die Einheit zu einem guten Teil aus Germanen. Neben dem Kastell entwickelte sich eine größere, zeitweise recht wohlhabende Zivilsiedlung (Vicus) mit guter Einbindung in das römische Fernstraßennetz. Die Ergebnisse der umfangreiche Ausgrabungen römischer Bestattungsplätze sind im Heimatmuseum zu besichtigen, es handelt sich dabei um die größten ausgegrabenen römischen Gräberfelder nördlich der Alpen (mehrere tausend Bestattungen).
Um 488 befahl Odoaker den Rückzug der Römer aus Raetien, wobei unklar ist, in wie weit diesem Befehl in der Region Folge geleistet wurde; vermutlich blieben zumindest Reste der Römer bzw. Romanen zurück, da die nahe gelegenen Siedlungen Waldstetten und Waldkirch als Orte, an welchen Walchen bzw. Welsche gesiedelt haben (Wald leitet sich hier von Walch ab), identifiziert wurden. Ab 493 hatten in diesem Gebiet die Ostgoten zumindest formell die Oberhoheit. Diese siedelten ab 506 alemannische Siedler als Grenzschutz gegen die Franken an. Im Jahr 536 mussten die Ostgoten das Gebiet dann aber doch an die Franken abtreten. Wahrscheinlich bestand ein fränkischer Königshof, der Unterbau des Kirchturms von Sankt Martin soll ein Überrest dieses Hofes sein. Die nahe gelegene Burg Reisensburg wurde als „Ricinis“ bereits um 700 vom „Geographen von Ravenna“ als eine der fünf wichtigsten Burgen Alemanniens erwähnt.
1065 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung als „Gunceburch“. 1301 kam die Stadt an das Haus Habsburg, welche Günzburg zum Hauptort der Markgrafschaft Burgau und zeitweise für ganz Vorderösterreich ausbauten. Schon bald nach Inbesitznahme durch die Habsburger wurde die ursprünglich im Mündungstal der Günz zur Donau liegende Stadt um eine schematisch-planmäßig auf einem Riedelvorsprung errichtete „Oberstadt“ erweitert, welche die „Unterstadt“ infolge der Verlegung des Marktes rasch überflügelte. 1418 erhielt die Stadt die Hochgerichtsbarkeit.
Von 1609 bis 1618 wurde die Stadt Residenz des Markgrafen Karl von Burgau, eines strengen Katholiken und Sohns Ferdinands des II. von Tirol. Für ihn ließ sein Vater 1577–1580 ein großes Schloss erbauen. Karl starb kinderlos, woraufhin Günzburg zurück an die Habsburgische Hauptlinie fiel. Im Dreißigjährigen Krieg nahm die Stadt schweren Schaden: von den mehr als 2.400 Einwohnern erlebte nur jeder Dritte das Ende dieses katastrophalen Krieges, einige kleinere umliegende Dörfer (so etwa Kleinkötz) traf es noch härter. Auch ein Stadtbrand im Jahr 1735 traf die Stadt schwer, jedoch wurde dadurch erst der Bau der Frauenkirche von Dominikus Zimmermann ermöglicht, eines Meisterwerks des Rokoko. Kaiserin Maria Theresia war der Stadt sehr wohlgesinnt, während ihrer milden Herrschaft wurde unter anderem eine Münzprägestätte errichtet, die über alle Maßen erfolgreich tätig war. In ihr wurde bis zum Ende der österreichischen Herrschaft der Maria-Theresien-Taler, die weitverbreitetste Silbermünze der Welt, geprägt.
Nach dem Frieden von Pressburg wurde die Stadt 1806 schließlich bayrisch, worüber die Einwohner anfangs gar nicht glücklich waren. Ein Pfarrer notierte damals in sein Tagebuch: „nun sind wir also bairisch, Gott steh uns allen bei“. Jahrelang weigerten sich die Günzburger standhaft, den österreichischen Bindenschild aus dem Stadtwappen zu entfernen und stattdessen die bayerischen Rauten zu übernehmen.
Ganz in der Nähe von Günzburg wurde auch im deutschen Bauernkrieg 1525 der Leipheimer Haufen (ca. 5.000 Bauern) von dem Heer des schwäbischen Bundes massakriert.
Das neu entwickelte Luftwaffen-Flugzeug Messerschmitt Me 262 absolvierte 1942 seinen Jungfernflug auf dem Fliegerhorst Leipheim.
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