Flagge von Griechenland

Griechenland

Hauptstadt
Athen
 
Fläche
131.626 km²
 
Bevölkerung
11.140.000
 
pro km²
85 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
30.04.2024
20:29
 
 
+
»
 

Geschichte

An der Stelle des heutigen Ioannina soll schon im 6. Jahrhundert eine von Kaiser Justinian gegründete Siedlung existiert haben. Die erste schriftliche Erwähnung von Ioannina erfolgt in der Dokumentation eines kirchlichen Konzils in Konstantiopel im Jahr 879: in diesen Aufzeichnungen wird ein Bischof (Episkopos) aus Ioannina verzeichnet (Zachariou Ioanninon). Der Name rührt von einem Kloster her, das Johannes dem Täufer geweiht war. 1085 wurde die Stadt von den süditalienischen Normannen erobert, die auch die ersten Befestigungen anlegten. Gleichwohl gelang es den Griechen bald darauf, die Stadt zurückzugewinnen.

Als das Byzantinische Reich infolge des 4. Kreuzzugs und der Eroberung Konstantinopels durch die Lateiner 1204 auseinanderbrach, konnte sich an den Küsten des Ionischen Meeres ein griechischer Nachfolgestaat, das Despotat Epirus etablieren und Ioannina wurde dessen Hauptstadt. Die epirotischen Despoten suchten auch im kirchlichen Bereich ihre Macht gegenüber dem griechischen Kaiser im nicäischen Exil auszuweiten. Aus diesem Grund ließen sie Ioannina 1318 zum Erzbischofssitz erheben. Die Byzantiner eroberten Ioannina noch mehrfach: 1264, 1290 und zuletzt 1335, verloren die Stadt aber auch wieder. 1353 nahm der serbische König Stefan Uros IV. Dusan Ioannina und ganz Epiros ein. 1385 übernahm der Florentiner Acciajouli die Macht in Ioannina. 1430 schließlich erobert das Osmanische Reich Ioannina, welches bis zum 1913 fast 500 Jahre unter osmanischer Kontrolle verbleibt.


Die lange Osmanenherrschaft hat das Stadtbild entscheidend geprägt, nicht zuletzt auch weil die Türken Ioannina als regionales Handelszentrum und Hauptstadt eines Vilayets förderten. Zwischen 1520 und 1538 unter dem Sultan Suleiman I. hatte Ioannina und die umliegende osmanische Verwaltungsregion Liva 613 muslimische Familien und 32.097 christliche Familien, welche die Stadt bewohnten. Ein erfolgloser Aufstand orthodoxer Griechen zu Beginn des 17. Jahrhunderts führte zur Vertreibung der Christen aus dem Burgbezirk. Auch die Kirchen dort wurden zerstört. An ihrer Stelle wurden Moscheen errichtet und Ioannina islamisierte sich in den folgenden Jahrzehnten zusehends. Die Bevölkerung war spätestens seit jener Zeit ein buntes Gemisch. Außer den Griechen und den Türken lebten hier auch christliche und muslimische Albaner, Aromunen( Walachen) und Juden. Die jüdische Gemeinde hatte im 19. Jahrhundert über 6000 Mitglieder.

Diese Veränderungen brachten der ökonomischen Prosperität Ioanninas keinen Abbruch. Und die Stadt blieb auch ein Zentrum christlicher Kultur. Wohlhabende griechische Kaufleute ermöglichten der Kirche im 17. und 18. Jahrhundert die Gründung mehrerer bedeutender Schulen, die wegen ihres guten Rufs auch von den Muslimen der Region besucht wurden. Der türkische Reisende Evliya Çelebi, der 1670 in Ioannina war, beschreibt die Stadt als Handelszentrum mit 4000 Häusern und mehr als 1900 Läden und Handwerksbetrieben.

Ende des 18. Jahrhunderts wurde Ali Pascha Gouverneur von Epirus. Er kümmerte sich wenig um die Direktiven der Hohen Pforte und baute sich einen autonomen Machtbereich auf. Dabei stützte er sich auf albanische Kämpfer seines Stammes und auf griechische Aufständische, die mit der osmanischen Herrschaft unzufrieden waren. Er paktierte gleichfalls mit Frankreich und Großbritannien, die an seinem Hof in Ioannina Konsulate unterhielten. Ab 1807 beherrschte Ali Pascha, den man auch Löwe von Janina nannte, von Ioannina aus, faktisch unabhängig über große Teile Albaniens und Griechenlands. Der englische Dichter Lord Byron, der 1809 einige Zeit Gast am Hof Ali Paschas war, hinterließ eine farbenprächtige Schilderung des damaligen Lebens in Ioannina, einer blühenden Stadt mit 35.000 Einwohnern. Im Oktober 1820 entsandte Sultan Mahmud II. Truppen gegen den abtrünnigen Pascha. Ioannina wurde über 15 Monate belagert, bis man Ali Pascha im Februar 1822 mittels einer List aus seiner Festung locken konnte und ermorden ließ. Am 20. August 1869 wurde Ioannina von einem Großbrand heimgesucht: 1.300 Geschäfte und Lager sowie 300 Häuser wurden im Handelsdistrikt zerstört.

Die Herrschaft des osmanischen Reiches über Ioannina endete mit dem Ersten Balkankrieg. Am 25. November 1912, konnten griechische Truppen nach ihrem Vormarsch Ioannina im Süden, Osten und Westen einschließen. Nach der Niederlage des osmanischen Heeres in Makedonien verlegte die griechische Armee Truppen nach Epirus. Im Gegensatz zu den anderen Kriegsparteien unterzeichnete die griechische Regierung des Waffenstillstand mit dem osmanischen Reich nicht, sondern führte die Kämpfe in Epirus fort. Die versprengten Reste der osmanischen Armee zogen nach Niederlagen bei Monastir und Florina nach Ioannina und verstärkten die dortigen Einheiten. Der Winter 1912/1913 ließ die Kampfhandlungen um Ioannina abflauen. Mit Abklingen des Winters griffen die griechischen Streitkräfte die osmanischen Verteidiger an und konnten am 5. März 1913 Ioannina endgültig einnehmen; die noch verbliebenen osmanischen Truppen ergaben sich.

Ioannina verlor in den folgenden Jahrzehnten viel von ihrer orientalischen Prägung. Nicht nur die Türken emigrierten nach Kleinasien, auch viele Juden kehrten der Stadt den Rücken. Griechische Flüchtlinge aus Kleinasien siedelten sich im gleichen Zeitraum in Ioannina an; 1923 wurde dieses Flüchtlingen ein Fünftel der Stadt übereignet.

Während des Zweiten Weltkriegs und der Besatzung Griechenlands durch die Achsenmächte Deutschland, Italien und Bulgarien fiel Ioannina nach der griechischen Kapitulation Ende April 1941 unter italienische Besatzungshoheit. Nach dem Kriegseintritt Italiens auf Seiten der Alliierten im September 1943 ersetzten deutsche Besatzungstruppen die italienischen. Die Mitglieder der jüdischen Bevölkerungsgruppe wurden unter italienischer Besatzung nicht an Leib und Leben bedroht, obwohl 1943 die Deportationen der jüdischen Bevölkerungsanteile beispielsweise aus Thessaloniki und Athen im vollen Gange waren. Am 25. April 1944 umstellten deutsche Truppen das jüdische Viertel Ioanninas, welches am Ioannina-See lag, um 5 Uhr morgens und übermittelten den jüdischen Gemeindevertretern, daß binnen drei Stunden jede jüdische Familie vollständig an vorbestimmten Sammlungsplätzen sich einzufinden habe. 1.700 Angehörige der jüdischen Bevölkerugsgruppe wurden mit 80 Lastwagen der Wehrmacht nach Osten über den verschneiten Katarra-Pass nach Larisa in ein dortiges Konzentrationslager verbracht und anschließend per Zug aus Athen in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert und dort ermordet. 95% der jüdischen Bevölkerungsgruppe wurden mittels dieser Aktion am 25. April 1944 der vernichtet.

Basierend auf dem Artikel Ioannina der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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