Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung als A Capelle apud Rodecke stammt aus dem Jahre 1349, bereits 100 Jahre früher (1244) wurde Waldulm erwähnt. Aus 1587 stammt die Bezeichnung „Capelle prope Rodecke“ im Laufe der Jahre folgte die Bezeichnung „Cappel unter Rodeck“. Schließlich wurde die Bezeichnung „Obercappell“ verwendet um Verwechslungen mit „Unterkappel“ (heute Kappelwindeck Stadt Bühl) zu vermeiden.
1316 wechselte Kappelrodeck vom Ortenauer Reichsland in der Herrschaftsgewalt und Gerichtsbarkeit des Straßburger Bischofs Johan I.
Durch die Enge des Tales kam es zu Aussiedlungen in platzreichere Gebiete, es entstanden die Ortsteile Bernhardshöfe, Heidenhöfe, Ottenberg, Iberg, Steinebach, und einzelne Höfe wie z. B. Ganzeck oder Wolfersberg.
Die meisten Anwohner jedoch siedelten sich rund um die namensgebende Kapelle an. Die Kapelle bildete den Dorfmittelpunkt und bot durch die leicht erhöhte Lage Schutz vor Hochwasser und Überschwemmung. Hier führte auch die Brücke über die Acher , welche überquert werden musste, um ins hintere Achertal zu gelangen. Durch Überschwemmungen bei starken Regenfällen oder Schneeschmelze war die Brücke allerdings oft überflutet was teilweise lange Wartezeiten bedeutete.
In Kappelrodeck und Umgebung hatten viele Adelsgeschlechter ihren Sitz, wie die Pfalzgrafen und Markgrafen von Baden, die Dynastien der Ebersteiner und Staufenburger sowie die Edlen von Bach, Bosenstein und Rodeck. Außerdem hatten einige Klöster wie das nahe Allerheiligen oder das entferntere St. Georgen Besitz in der Region.
Kappelrodeck war einer der 6 Gerichtsbezirke. Die Rechtspflege wurde vom landesherrlichen Schultheiß oder einem Stabhalter mit vom Gericht vorgeschlagenen und vom Amt bestätigten Geschworenen (Gerichtszwölfer) ausgeübt. Das „Kappler“ Gericht war das Größte der 6 Bereiche und umfasste den „Flecken Kappel „am Wege bei Rodeck“ die Rotten Bernhardshöfe und Steinebach, am Bach und Furschenbach; die Rotten Grimmerswald und Seebach am Fuß der Hornisgrinde; Ottenhöfen und Hagenbruck; das Dorf Waldulm und die Rotten im Tal und auf dem Berg wie auch die Rotten links und rechts des Sonderwassers. Es zählten all die Höfe und Weiler im Atzel-, Heiden-, Wolfers-, Simmers-, und Lauenbach dazu sowie dann jenseits der Acher die Berg- und Talbereiche bis hinauf auf die Hornisgrinde“
Es gab in dieser 3 Gerichte: das Grundherrliche oder Hubengericht und gemeindliche oder Bauerngericht sowie das landesherrliche oder öffentliche Gericht, auch Landgericht genannt.
Die beiden ersteren befassten sich hauptsächlich mit dem Bereich des Ackerbaus und der Viehzucht und nahmen die Aufgaben der Dorf-, Feld- und Waldpolizei wahr.
Todesurteile wurden an der Gemarkungsgrenze im Bereich Galgenfeld vollstreckt. Späterer Platz für Hinrichtungen fanden in der Herrenmatte, dem heutigen Festplatz, statt.
Kappelrodeck war ein bekannter Marktflecken mit Verbindungen nach Achern und Sasbach sowie anderen Orten entlang der „Ortenauer Bergstraße“(heutige B3).
1601 erschütterte ein schweres Erdbeben die Region, danach folgte der 30-Jährige Krieg mit Durchzügen, Einquartierungen, Kriegskontributionen und Lösegeldern, Räubereien und Plünderungen. Ende des Krieges wurde das Amt Oberkirch, dem Kappelrodeck unterstand an Württemberg verpfändet und 1663 vom Straßburger Bischof zurückgekauft.
Die zweite Hälfte des Jahrhunderts war gekennzeichnet von den Kriegen Ludwig XIV., dessen Verheerungen und Auswirkungen teilweise schlimmer waren als der vorhergegangene 30-Jährige Krieg.
Große Hochwasser waren 1716 und 1778 zu verzeichnen. Auch die Französische Revolution 1789 machte sich im Achertal bemerkbar. Konkret wurde 1799 ein französischer Soldat erschossen was zu einer Auseinandersetzung mit den Französischen Soldaten führen sollte. Mit Unterstützung der österreichischen Blankensteiner Husaren und der Infanterie unter Führung von Graf Hardeck versammelte sich das ganze Tag am „Birkköpfl“ um die anrückende Armee der Franzosen zu empfangen. Durch einen gezielten Abschuss des französischen Offiziers durch einen Scharfschützen konnte die Situation entspannt werden und die französischen Streitkräfte zogen sich zurück.
Durch Wachen sowie Ausschauplätzen am „Bienenbuckel“ konnte frühzeitig vor einer neuen Gefahr durch französische Streitkräfte gewarnt werden. Die waffenfähigen Einwohner sammelten sich nach Alarmsignal im Oberdorf auf der „Ladstatt“, wo die Schusswaffen geladen wurden, und eilten danach direkt zum bedrohten Ort. Über einen Einsatz berichtete sogar die „Frankfurter Reichs-Ober-Post-Amts-Zeitung“ vom 8. Juni 1799:
„Am 21. Mai 1799 früh nach 8 Uhr rückten die Franzosen gegen 3000 Mann stark mit 3 Kanonen gegen das Oberkappeltal an. Allein 3 Züge von Blankenstein Husaren unter dem Rittmeister Illesy und eine Kompanie vom Gradiskanerbatallion beschäftigen den Feind solange, bis der Baron Leopold von Neuenstein und Lorenz Winter, Ochsenwirt von Kappel, die mit der Landarbeit beschäftigten Kapplertalbewohner zusammenholten und dann gemeinschaftlich mit dem kaiserlichen Militär gegen den Feind fochten. Sie brachten nachmittags um 4 Uhr denselben gänzlich zum Weichen mit einem Verlust von 400 Toten und Verwundeten, während erstere selbst nur 19 Mann und 23 Pferde einbüßten. Die Franzosen verbrannten auf ihrem Rückzug zu Waldulm 5 Taglöhnerhäuser, 2 Scheunen und eine Mühle“.
Die Kriegshandlungen zogen sich von Frühjahr 1799 bis hinein in den Sommer 1799.
Mit der Neuordnung 1803 wechselte Kappelrodeck von der bischöflich-straßburgerischen Herrschaft an das badische Herrscherhaus. Der Ort erlebte nun ruhigere Zeiten, was eine Steigerung der Einwohnerzahlen zufolge hatte. Auch wurden in diesen Jahren die ersten Vereine gegründet.
Bei einem Hochwasser 1824 wurde eine Holzbrücke die das Gasthaus Löwen mit einem gegenüberliegenden Haus verband weggespült. Hierbei kam auch der damalige Wirt des Gasthauses und seine Frau ums Leben. Weitere Überschwemmungen waren 1938 und 1947 vor allem im Bereich der heutigen Straße „Venedig“.
Technisierung Industrialisierung und Bahnanschluss 1898 läuteten das 20. Jahrhundert ein. Kappelrodeck wurde von beiden Weltkriegen durch äußere Einflüsse ziemlich verschont, allerdings wurden auch hier, wie überall in Deutschland die wehrfähigen Männer in den Kriegsdienst berufen.
Im Zuge der Gemeindereform wurde Waldulm 1974 in die Gemeinde Kappelrodeck eingegliedert. 1994 feierte Waldulm sein 750-jähriges und 1999 Kappelrodeck sein 650-jähriges Ortsjubiläum. Im selben Jahr konnte die für die Gemeinde und die Ortsentwicklung so wichtige, jahrzehntelang angestrebte Umgehungsstraße dem Verkehr übergeben werden.
Basierend auf dem Artikel Kappelrodeck der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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