Geschichte
Die erste schriftliche Erwähnung als Pfarrdorf Cartzow geht auf das Jahr 1357 zurück. Auf eine frühere Besiedelung weisen bronzezeitliche Urnenfelder am nordwestlichen Dorfrand und frühbronzezeitliche Siedlungs- und Grabfunde innerhalb es Dorfes hin.
Das kleine Straßendorf dürfte ursprünglich einzeilig bebaut gewesen sein. Es liegt an der von Saarmund nach Nauen verlaufenden mittelalterlichen Handelsstraße, die ausschlaggebend für die Entwicklung des Dorfes gewesen sein dürfte. Im Landbuch Kaiser Karls IV. werden 1375 ein Pfarrer, zwei Adlige und 14 Kossätenhöfe erwähnt, von denen bereits fünf Hofstellen wüst lagen.
Es werden keine Bauern genannt. Darüber hinaus verfügt das Dorf über einen Krug.
Nach 1412 besaß die Familie (von) Spil Anteile an Kartzow. Vor 1412 bis 1729 verfügten die Hünickes über die Obrigkeit und sieben freie Hufen bzw. das ganze Dorf mit Ober- und Untergericht, Straßengericht, Patrimonialgericht und einer Heide beim Wolfsberg.
Im Schloßregister des Jahres 1450 werden die Hünickes als alleinige Besitzer des Dorfes und eines Hofes mit sieben freien Hufen aufgeführt. Erst 1624 sind zehn Hüfner (Vollbauern) aufgeführt.
Die Hünickes waren u. a. in Paaren und Satzkorn begütert. Im Jahr 1708 waren sechs Dreihüfner einschließlich des Schulzen, vier Kossäten, ein Schmied und ein Dorfschäfer verzeichnet. Der letzte Besitzer aus der Familie von Hünicke, Cuno von Hünicke, verkaufte das Rittergut 1729 an Ludwig von Fronhofer.
Bis nach 1859 wechselten die Gutsbesitzer häufig. Im Jahre 1840 waren 20 Wohnhäuser im Dorf und das Rittergut vermerkt, das zu diesem Zeitpunkt im Besitz von Johann Carl Sietlow war, der es zur wirtschaftlichen Blüte brachte.
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts dominierte Fachwerkbauweise mit Rohrdach das ländliche Erscheinungsbild. Dies änderte sich nach dem „Großen Brand“ von 1873, dem die Kirche und die meisten Fachwerkbauten zum Opfer fielen. Die neu errichteten Gebäude wurden überwiegend in Ziegelbauweise ausgeführt.
Die Kirche wurde in den Jahren 1879/80 im neugotischen Stil, als Saalbau mit polygonalem Chor und eingezogenem Westturm, ebenfalls neu errichtet. Auf den Berliner Architekten Theodor Prüfer deutet eine Inschrift auf einer der drei Turmglocken hin. Das Sühnekreuz blieb als einziges mittelalterliches Zeugnis auf dem Kirchhof erhalten.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts übernahm der Berliner Spirituosenfabrikant Arthur Gilka das Rittergut, ausschlaggebend dürften die vorhandene Brennerei und die gute Bodenqualität der Ackerflächen gewesen sein.
Er ließ das Rittergut in den Jahren 1912-1914 durch den Berliner Architekten Eugen Schmohl in ein repräsentatives, dreiflügliges Gutshaus in barocker Formensprache umbauen. Das Gut wurde 1937 nach dem Ableben von Gilka durch die Witwe an Major Krossa weiterveräußert. Dieser veräußerte es 1941 an die Wehrmacht, da eine weitere erhebliche Erweiterung des Truppenübungsplatzes Döberitz bis nach Kartzow geplant war.
Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges wurden 1945 ca. 50 ha des ehemaligen Gutsbezirkes Döberitz durch Enteignung der Gemeinde Kartzow zugeschlagen. Das Gutshaus diente 1945-49 als Unterkunft für Umsiedler und wurde 1949 als Kindergenesungsheim umgebaut. Von 1974 bis 1991 diente das Gutshaus als Kinderheim, danach bis 1996 als Sanatorium für nierenkranke Kinder. Von 1998 bis 2006 stand das Gutshaus leer und wurde erst im Dezember 2006 verkauft.
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