Geschichte
Im Jahre 903 wurde das Kirchdorf-Micheldorfer Becken (oberstes Kremstal) mit dem herrschaftlichen Zentrum Georgenberg erstmals erwähnt: ...in valle que dicitur oliupespurc... also: „im Tal, welches Oliupespurc (Olsburg) heißt“. Gleichzeitig besaß die Kirche am Georgenberg auch die Funktion einer Altpfarre „Ulsburg“, welche sich bis nach Spital am Pyhrn erstreckte.
In der zweiten Hälfte des elften Jahrhunderts erhielt das Hochstift Bamberg Kirchdorf, Hausmanning, Seebach und Teile von Kremsdorf und setzte sich so an der wichtigen Pyhrnlinie fest. 1083 wurde eine Filialkirche der Ulsburgkirche (Georgenberg) erwähnt, die als Talschaftskirche wahrscheinlich schon länger Bestand hatte. Es lag wohl im Interesse des Bischofs von Bamberg, in seinem neuen Besitz auch ein religiöses Zentrum zu errichten. Seit der Mitte des elften Jahrhunderts gehörte der Georgenberg bereits zum jungen Stift Lambach. Im Jahre 1111 erschien der Name Chirchdorf erstmals in einer Urkunde für das Stift St. Florian und 1119 weihte der Bischof von Passau die (neue) Kirche St. Gregor ein. Der Name weist auf die seelsorgliche Bedeutung der ehemaligen Filialkirche hin, welche als Talkirche den Funktionsbereich von der ehemaligen Altpfarre Ulsburg übernommen hatte („Chirchdorf, qui antea Ulsburg dicitur“ = Kirchdorf, welches vorher Ulsburg hieß). Man verstand bis ins 13. Jahrhundert unter Chirchdorf hauptsächlich die Altpfarre, gleichzeitig aber wurde dieser Name immer häufiger für die Häusergruppe um die Kirche verwendet. Diese pfarrliche Zentralfunktion bedingten ihrerseits gewisse Marktfunktionen und so entstand südlich des alten Angerdorfes (Rathausplatz) die bambergische Straßenmarktanlage (Hauptplatz).
1283 besaß der Ort bereits Marktcharakter (forum). Der Bischof von Bamberg verlieh zwar Frankenmarkt Wochen- und Jahrmarkt, nicht jedoch Kirchdorf. Große Bedeutung erlangt die Barchentweberei und noch im 16. Jahrhundert stellten die Barchentweber knapp die Hälfte der Bürgerschaft. 1437 verlieh der Bischof von Bamberg Kirchdorf Siegelrecht und Siegelstempel und erhob es zum Burgfried –- einem Quasimarkt. Das heutige Stadtwappen (bambergischer Löwe) geht auf dieses Siegel zurück. Es folgte eine Zeit wirtschaftlichen Wohlstands, der sich in der Gotisierung der Kirche (1491), Errichtung eines Rathauses und einer Schule manifestierte. 1584 endlich bewilligte Kaiser Rudolf II. den Wochenmarkt („Wochentlich auf dem Montag ain Wochenmarkt aufzurichten und nun hinfüro Ewigelich zu halten“). Doch sanktionierte diese Urkunde lediglich, was schon seit früheren Zeiten üblich war, nämlich drei Jahrmärkte und der Wochenmarkt.
Ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gewannen die Sensenschmieden im oberen Krems-, Steyr- und Teichltal an Bedeutung. So wurde 1604 die Kirchdorf-Micheldorfer Sensengewerkschaft mit Sitz in Kirchdorf gegründet. Der nun wohlhabende Markt versuchte sich aus der Bevormundung Bambergs zu lösen. Zuerst jedoch gingen die Besitzrechte über Kirchdorf (Markt und Umgebung) 1681 an Kremsmünster und 1684 an Schlierbach ehe sich der Markt 1795 freikaufen konnte. Kirchdorf war nun zwar ein freier Markt, verblieb aber im nominellen Lehnsverband mit dem Bistum Bamberg.
Das Jahr 1741 bedeutete das Ende des Weinbaues im Kremstal –– „Sind fast alle Weinstöck erfroren“. 1792 wurde das Bürgerspital (Anfang des 16. Jahrhunderts als Bruderhaus gestiftet) ausgebaut. Immer wieder suchten Feuersbrünste den Markt heim (1625, 1686, 1769, 1777 und der große Brand 1877). 1800 erfolgte die Wahl des ersten Bürgermeisters (Anton Herzog) des freien Marktes und 1811 endete die bambergische Lehnshoheit. Kirchdorf wurde landesfürstlicher Markt und verfügte seit 1842 über eine feste Poststation. 1850 wurde Kirchdorf politische Gemeinde mit einem Bürgermeister, zwei Gemeinderäten und mehreren Ausschüssen. Ab 1868 war der Markt Sitz von Bezirkshauptmannschaft und Bezirksgericht und damit Hauptort des neuen gleichnamigen politischen Bezirks. Seit 1918 gehörte der Ort zum Bundesland Oberösterreich –- nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich am 13. März 1938 zum Gau Oberdonau. Nach 1945 erfolgte die Wiederherstellung Oberösterreichs. Seit 1976 ist Kirchdorf eine Stadt.
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