Geschichte
Die 1004 erstmals erwähnte Stadt war im 12. Jahrhundert Sitz einer Kastellanei. Die niederschlesischen Herzöge Herzog Boleslaus I. und dessen Sohn Heinrich I. von Schlesien residierten häufig in Liegnitz. Während ihrer Herrschaft wurden vermutlich die Holzgebäude innerhalb der Befestigung durch Steinbauten ersetzt. 1241 fand im nahe gelegenen Wahlstatt die Schlacht bei Wahlstatt statt, in welcher Herzog Heinrich II. mit einem deutsch-polnischen Ritterheer von den Tataren der Goldenen Horde besiegt wurde. Auch die damals um die Burg liegende Marktsiedlung von Liegnitz wurde durch den Mongolensturm vernichtet. Heinrichs Sohn und Nachfolger Herzog Boleslaus II. setzte zwischen 1242 und 1252 südwestlich der Burg eine neue Stadt nach deutschem Recht aus, die er zum Residenzort des Herzogtums Liegnitz bestimmte und die seit 1261 auch Sitz eines Archidiakons war. Zwischen 1281 und 1326 wurde die Stadt mit einem Mauerring befestigt.
Nach einem Brand 1338 wurde das Stadtgebiet erweitert und anschließend wiederum mit einer Mauer umgeben, die von vier Toren (Glogauer-, Breslauer-, Goldberger-, Haynauer-Tor) durchbrochen war. Die Stadt entwickelte sich zu einem kulturellen Zentrum mit drei bedeutenden Schulen: der Peters-, der Liebfrauen- und der Domschule. Herzog Wenzel I. gründete 1348 ein Kollegiatstift und bestimmte die Domvorstadt zu dessen Dotation. Seit 1352 besaß Liegnitz das Münzrecht, seit 1372 eine Erbvogtei. 1419 starb die Liegnitzer Linie der Piasten mit Herzog Wenzel II., der gleichzeitig Bischof von Breslau war, aus. Während der Hussitenkriege drangen Ende April 1428 Hussiten auch in das Fürstentum Liegnitz ein und zerstörten Bunzlau, Goldberg und Haynau. 1430 wurde auch Liegnitz selbst geplündert, die Liegnitzer Burg wurde aber erfolgreich verteidigt. Im Erbweg war Liegnitz schon 1419 an Herzog Ludwig II. von Brieg gefallen, nach dessen Tod fiel es 1436 an seine Witwe Elisabeth von Brandenburg.
Obwohl der Rat der Stadt beabsichtigte, die häufigen Herrscherwechsel für eine Erhebung von Liegnitz zur königlichen Stadt zu nutzen und damit eine unmittelbare Zugehörigkeit zur Krone Böhmens zu erreichen, ging der Liegnitzer Lehnstreit weiter, da sowohl König Ladislaus Postumus als auch Georg von Podiebrad die Einziehung des Herzogtums Liegnitz verfolgten. Erst 1469 belehnte der ungarische König Matthias Corvinus Friedrich I. mit Liegnitz. Nach dessen Tod 1488 regierte seine Witwe Ludmilla, Tochter Georgs von Podiebrad, das Herzogtum bis 1499 für ihren unmündigen Sohn Friedrich II., der 1521 von seinem Bruder Georg das Fürstentum Brieg erbte und 1523 zudem das Herzogtum Wohlau erwarb. 1522 führte er die Reformation in Liegnitz ein, wobei er vermutlich von Kaspar von Schwenckfeld beeinflusst wurde. Lediglich das Archidiakonat und das Benediktinerinnenkloster blieben katholisch.
Im 16. Jahrhundert erlebte die Stadt einen wirtschaftlichen Niedergang durch Raubrittertum und hohe herzogliche Forderungen. Auch im Dreißigjährigen Krieg hatte die Bevölkerung viel zu erleiden. Durch die Kriegsauswirkungen und die Pest von 1633 ging die Einwohnerzahl von etwa 8000 auf etwa 2500 zurück.
Der letzte schlesische und Liegnitzer Piastenherzog war Georg Wilhelm I., der 1675 fünfzehnjährig starb. Kaiser Leopold I. zog dessen Fürstentümer als erledigte Lehen ein und setzte in seiner Eigenschaft als König von Böhmen in Liegnitz einen residierenden Landeshauptmann ein.
Nach dem Ersten Schlesischen Krieg kam Liegnitz 1742 an Preußen. Durch die Einrichtung einer Kriegs- und Domänenkammer in Glogau, die auch für das Herzogtum Liegnitz zuständig war, ging die wirtschaftliche Bedeutung von Liegnitz zurück. Im Siebenjährigen Krieg kam es zu einer erneuten Schlacht bei Liegnitz, bei der ein preußisches Heer unter Friedrich II. das österreichische Heer unter Feldmarschall Leopold Graf von Daun schlug.
Nach der Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat nach dem Wiener Kongress
gehörte mit der Neugliederung der Regierungsbezirke zum 1. Mai 1816 die Stadtgemeinde Liegnitz im gleichnamigen Kreis in der preußischen Provinz Schlesien weiterhin zum Regierungsbezirk Liegnitz. Auch in den Napoleonischen Kriegen wurde Liegnitz mit Kontributionen und Einquartierungen drangsaliert. Von der Säkularisation 1810 waren das Benediktinerinnen- und das Franziskanerkloster, sowie das Propsteigebäude (Leubuser Haus) betroffen.
Mit der Verlegung der niederschlesischen Verwaltung 1809 von Glogau nach Liegnitz sowie der nachfolgenden Industrialisierung erlebte die Stadt im 19. Jahrhundert eine wirtschaftliche Blüte, die auch zu einem raschen Anstieg der Bevölkerung führte. Zwischen 1844 und 1875 erhielt die Stadt Eisenbahnverbindungen mit den benachbarten schlesischen Städten sowie mit Dresden und Berlin. Bedeutung erlangte der intensive Gemüseanbau, der 1723 durch die Einrichtung einer Höheren Landwirtschaftsschule gefördert wurde, der 1925 die Landwirtschaftliche Gemüsebauschule folgte. Bedeutung erlangten auch die Liegnitzer Textilerzeugnisse sowie ab 1849 der Klavierbau der Firma Eduard Seiler.
Zum 1. Januar 1874 wurde Liegnitz als dritte niederschlesische Stadt (nach Breslau und Görlitz) zum Stadtkreis erhoben. Der Landrat des Landkreises Liegnitz hatte weiterhin seinen Sitz in der Stadt.
Bei der Volkszählung von 1910 gaben in Liegnitz 95,86 % der Bewohner Deutsch, 0,15 % der Bewohner Deutsch und Polnisch, 1,27 % der Bewohner Polnisch, 2,26 % der Bewohner Wendisch und 0,19 % der Bewohner Tschechisch als Muttersprache an.
Zum 1. April 1937 wurden Teile der Gemeinden Alt Beckern, Groß Beckern, Hummel, Liegnitzer Vorwerke, Pfaffendorf und Prinkendorf aus dem Landkreis Liegnitz in den Stadtkreis Liegnitz eingegliedert.
Liegnitz gehörte bis 1919 und von 1938 bis 1941 zur preußischen Provinz Schlesien und von 1919 bis 1938 und von 1941 bis 1945 zur preußischen Provinz Niederschlesien.
Als Folge des Zweiten Weltkriegs fiel Liegnitz 1945 an Polen und wurde in Legnica umgenannt. Die deutsche Bevölkerung wurde fast gänzlich vertrieben. Die neu angesiedelten Bewohner waren zum Teil Heimatvertriebene aus Ostpolen.
In Liegnitz befand sich der erste schriftlich dokumentierte Briefkasten 1633 am Haynischen Tor. Bekannt war Liegnitz auch mit der Pfefferkuchenspezialität Liegnitzer Bombe.
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