Geschichte
Lemgo wurde um 1190 von Bernhard II. gegründet und war wegen seiner Lage am Kreuzungspunkt zweier wichtiger Handelswege des Mittelalters für lange Zeit die größte und bedeutendste Stadt Lippes. Durch ihre Zugehörigkeit zur Hanse kam die Stadt im Mittelalter zu ansehnlichem Wohlstand.
Bevor die Grafschaft Lippe 1538 zum evangelischen Bekenntnis übertrat, formierte sich in Lemgo in den 1520er Jahren eine reformatorische Bewegung, die 1533 den Abschluss der Reformation der Stadt erreichte. 1605 trat Graf Simon VI. offiziell zum evangelisch-reformierten Bekenntnis über, so dass in Lippe nach dem Prinzip cuius regio, eius religio der Wechsel vom lutherischen zum reformierten Bekenntnis durchgeführt wurde. Nach jahrelangen Auseinandersetzungen erlaubte der Röhrentruper Rezess 1617 der Stadt, dennoch beim lutherischen Bekenntnis zu bleiben.
Das außerhalb der Stadt gelegene Schloss Brake wurde 1584 kurzzeitig zur Residenz der Grafen zur Lippe.
Die Stadt wurde aufgrund der Hexenverfolgung und -verbrennung im 16. und insbesondere 17. Jahrhundert, die zur Amtszeit des Bürgermeisters Hermann Cothmann (1667–1683) ihren Höhepunkt erlebte, als „Hexennest“ tituliert. Maria Rampendahl war 1681 die letzte als Hexe angeklagte Frau in Lemgo.
Der Dreißigjährige Krieg setzte Lemgo durch Einquartierungen und Kontributionsleistungen arg zu. Erst im 19. Jahrhundert erholte sich das Gemeinwesen wieder.
Während des Zweiten Weltkriegs befand sich am 3. April 1945 in der Bleidornkaserne (später Spiegelbergkaserne) in Lemgo kurzzeitig der Gefechtsstand des General Paul Goerbig und dem ihm unterstellten Kampfkommandanten von Lemgo, Hauptmann Heckmann. Am Rieper Berg und bei Hörstmar wurden Panzersperren gegen die anrückende 2. US-Panzerdivision vorbereitet. Lemgo sollte bis zum letzten Mann verteidigt werden. Der Fabrikant Lüpke und der Bürgermeister Wilhelm Gräfer (1885-1945) wollten mit den US-Truppen unter Lieutenant Colonel Hugh R. O’Farrell bei Hörstmar eine Übergabe der Stadt verhandeln. Bei der Rückkehr wurde beide vom Kampfkommandanten verhaftet. Lüpke konnte bei einer Transportfahrt fliehen, Bürgermeister Gräfer wurde am 4. April in Lügde vor ein Standgericht gestellt, von General Goerbig zum Tode verurteilt und am 5. April 1945 in Bodenwerder durch SS-Soldaten auf dem Marktplatz hingerichtet. Der westliche Teil Lemgos geriet unterdessen unter Beschuss, und 27 deutsche Soldaten starben. Zwischen Lemgo und Groß-Berkel gerieten außerdem 603 deutsche Soldaten in Kriegsgefangenschaft.
Lemgo kam nach Kriegsende zur britischen Besatzungszone und unterstand dem Kommandanten Harwey, der den Landrat a. D. Clemens Becker als Bürgermeister der Stadt einsetzte. Der Bevölkerungszuwachs nach 1945 bewirkte einen sozialen und strukturellen Aufwärtstrend.
Die britische Rheinarmee (BAOR) unterhielt in Lemgo ab April 1945 die Stornoway Barracks (vormals Spiegelbergkaserne). Am 15. März 1946 wurde durch die Britische Kontrollkommission die Schaffung der Deutschen „Beratungsstelle für Arbeits-, Wohnungs- und Siedlungswesen“ (German Labour and Housing Agency) mit Sitz in Bad Oeynhausen angeordnet. Im Juli 1946 wurde der ehemalige Präsident des Landesarbeitsamtes Nordrheinprovinz, Hermann Link, mit der Errichtung der Dienststelle beauftragt. Als ihre vorgesetzte Dienststelle, die Manpower Division der Control Commission for Germany (British Element) nach Lemgo umsiedelte, wurde am 12. Juli 1946 auch die Beratungsstelle dorthin verlegt, und in der Spiegelbergkaserne (ehemals Bleidornkaserne) untergebracht. Die Personalstärke belief sich auf ca. 30 Mitarbeiter. 1947–1949 unter der Bezeichnung „Zentralamt für Arbeit“ in der britischen Zone.
Verschiedene britische Einheiten wurden in Lemgo während des Kalten Krieges stationiert: 1st Air Support Signal Unit (ASSU), 22nd Signal Regiment (1950–1962), 1st Bn Northumberland Fusiliers (1962–1966), 3rd Bn Queens Regiment (Royal Sussex) (1966–1970), 1st Bn The Light Infantry (1970–1974), 2nd Bn The Light Infantry (1974–1978), 1st Bn Royal Welsh Fusiliers (1978–1982), 1st Bn Royal Regiment of Wales (1982–1989), 2nd Bn Royal Irish Regiment (1989–1993). Am 24. August 1993 wurde der Militärstützpunkt geschlossen, und die Einrichtungen wurden zu modernen Wohngebäuden umgebaut.
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