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Schweiz

Hauptstadt
Bern
 
Fläche
41.285 km²
 
Bevölkerung
7.264.000
 
pro km²
176 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
28.04.2024
08:43
 
 
+
»
 

Geschichte

Die ältesten Funde stammen aus der Jungsteinzeit, darunter ein über 5000 Jahre altes Gräberfeld. In der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts entstand auf dem Lindfeld nordöstlich des Stadtzentrums eine römische Siedlung (vicus), die zu ihrer Blütezeit etwa 500 Einwohner zählte. Anziehungspunkt für die nähere Region war ein Theater mit über 4000 Sitzplätzen. Der Niedergang setzte zu Beginn des 3. Jahrhunderts ein und spätestens bei den Einfällen der Alamannen (259 bis 270 n. Chr.) wurde die Siedlung aufgegeben. Nachdem das Gebiet mehr als 200 Jahre unbewohnt geblieben war, entwickelte sich im 5. und 6. Jahrhundert eine alamannische Siedlung. Die erste urkundliche Erwähnung von Lencis erfolgte 893 in einem Zinsrodel des Fraumünsters in Zürich.

Das Schloss Lenzburg wurde 1036 erstmals als Stammsitz der Grafen von Lenzburg erwähnt, die zu jener Zeit bedeutende Lehnsherren im schweizerischen Mittelland waren. Ulrich IV. starb 1173 ohne Nachkommen; das Schloss vererbte er Kaiser Barbarossa. Dieser vergab es als Lehen an die Kyburger, die das Schloss später käuflich erwarben. Um 1230 entstand zwischen dem (wenig später aufgegebenen) Dorf Oberlenz am Aabach und dem Schlossberg eine befestigte Marktsiedlung. Nachdem die Kyburger ebenfalls ausgestorben waren, übernahmen die Habsburger im Jahr 1264 das Schloss und die Siedlung. Am 20. August 1306 erhielt Lenzburg von Herzog Friedrich I. von Österreich das Stadtrecht. Beim Einfall der Gugler Ende des Jahres 1375 wurde die Stadt geschleift und danach wieder aufgebaut.

Im April 1415 eroberten die Berner den westlichen Teil des Aargaus. Lenzburg wurde zwar eine Untertanenstadt im so genannten Berner Aargau, durfte aber seine bisherigen Freiheiten weitgehend behalten. Die Stadtbehörden bestanden aus zwei sich abwechselnden Schultheissen, dem Kleinen und dem Grossen Rat. Bern kaufte 1433 das Schloss; von 1444 bis 1798 residierte hier der Landvogt des Oberamts Lenzburg. Bei einem Stadtbrand blieben 1491 nur gerade 15 Häuser unversehrt; die Stadt wurde mit Hilfe der Berner wieder aufgebaut. 1528 wurde in Lenzburg die Reformation eingeführt. Bis 1565 war die Stadt ein Teil der Pfarrei Staufen. Im 16. Jahrhundert wandelte sich Lenzburg allmählich von einer Bauern- zu einer Handwerkssiedlung. 1744 wurden die Zollrechte der Stadt an Bern abgetreten; als Gegenleistung durften die Stadtbewohner nun auch ausserhalb der Befestigungsanlagen Häuser errichten. Dies begünstigte das Wachstum der Baumwollindustrie. 1732 entstand die erste Fabrik.

Im März 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein, riefen die Helvetische Republik aus und entmachteten die «Gnädigen Herren» von Bern. Lenzburg gehört seither zum Kanton Aargau und wurde 1803 Bezirkshauptort. Ein Jahr später erwarb der Kanton das Schloss, war aber unschlüssig, wie es genutzt werden sollte. Wie manche andere Kantone wollte man dieses Symbol der alten Herrschaft nicht zu Regierungszwecken nutzen und vermietete es daher unter anderem als Erziehungsanstalt.

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Lenzburg zu einem überregionalen Baumwollverlags- und Speditionszentrum. Viele Heimarbeiter im ganzen Kantonsgebiet arbeiteten für die Lenzburger «Baumwollherren». Am 23. Juni 1874 erhielt Lenzburg mit der Aargauischen Südbahn Anschluss ans Eisenbahnnetz. Am 6. September 1877 folgte die Strecke Winterthur - Zofingen der Nationalbahn. Der Konkurs dieser Gesellschaft im darauf folgenden Jahr brachte Lenzburg an den Rand des wirtschaftlichen Ruins, da die Stadt sich finanziell stark engagiert hatte. Der Abbau der Schulden belastete über ein halbes Jahrhundert lang die städtischen Finanzen.

Trotzdem erholte sich Lenzburg rasch von diesem Rückschlag und entwickelte sich zu einem industriellen Zentrum. Am 15. Oktober 1883 eröffnete die englische Gesellschaft Lake Valley Railway eine Bahnlinie durch das Seetal bis nach Luzern (die heutige Seetalbahn); die Teilstrecke von Lenzburg nach Wildegg folgte am 1. Oktober 1895. Zwischen 1900 und 1970 verdreifachte sich die Bevölkerungszahl; seither ist sie jedoch stabil, weil sich das Wachstum zunehmend auf die Nachbargemeinden verlagert hat. Die Bahnstrecke nach Wildegg wird seit dem 2. Juni 1984 nicht mehr befahren und wurde bis 2005 dem Zerfall überlassen, als sie dann einem Altstadtumfahrungstunnel weichen musste.

Nachdem das Schloss vom Kanton jahrzehntelang vermietet worden war, wurde es 1860 verkauft. Es hatte mehrere Besitzer, darunter den Vater des Dichters Frank Wedekind und den Polarforscher Lincoln Ellsworth. Im Jahr 1956 ging das Schloss endgültig in den Besitz des Kantons über, der hier unter anderem das Historische Museum einrichtete.

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