Geschichte
An der Liestal-Hurlistrasse sind, neben einem Fund im Kanton Neuenburg, die ältesten Hinweise für die Anwesenheit der frühneolithischen La Hoguette Kultur in der Schweiz gefunden worden.
Obwohl vermutlich einiges älter, wird Liestal erstmals 1225 urkundlich erwähnt. Beim oft erwähnten Erstbeleg Lihstal von 1189 dürfte es sich nach neueren Erkenntnissen um ein gefälschtes Dokument aus späterer Zeit handeln. Für die Erklärung des Ortsnamens gibt es verschiedene Hypothesen: Liustatio, römischer Wachtposten zum Schutz der Strasse; Lucistabulum, Haus eines römischen Siedlers namens Lucius; Liubherestal, der Besitz eines Alemannen namens Liubirih; Lieschtal, der Ort, wo Liesche (Riedgras) wächst, wie zum Beispiel die sumpfige Gegend des späteren Weihers.
Die Gegend von Liestal war schon in vorrömischer Zeit besiedelt. Die römische Villa in Munzach und die römische Wasserleitung, die im Heidenloch und an der oberen Burghalde sichtbar ist, bilden gesamtschweizerisch bedeutende römische Bauwerke. Das Geviert des Kirchhofes geht mit grösster Wahrscheinlichkeit auf ein spätrömisches Kastell aus dem 4. Jahrhundert zurück. Seine Entwicklung verdankt Liestal seiner verkehrsgünstigen und strategisch wichtigen Lage an der Strassengabelung zu den beiden Hauensteinpässen.
So thront auf Burghalden eine erst partiell erforschte ausgedehnte Festungsanlage des 10. Jahrhunderts. Nach der Eröffnung des Gotthardpasses und nach dem Bau der ersten Rheinbrücke im nahen Basel wird Liestal in der Mitte des 13. Jahrhunderts von den Frohburgern zur befestigten Stadt und damit zum sicheren Etappenort an der Nord-Süd-Route gemacht. Liestal wird mit Mauern, Toren und Türmen versehen. Der Markt wird vom offenen «Altmarkt» in der Nähe des Zusammenflusses von Ergolz und Frenke in die sicherere Stadt verlegt.
1305 verkaufen die Grafen von Frohburg die Stadt an den Bischof von Basel. Unter der Herrschaft des Bischofs erlangten die Liestaler weitgehende Selbständigkeit.
1374 verpfändete der Bischof von Basel Liestal mit Waldenburg und Homburg dem Herzog Leopold von Österreich, der sie bald den Grafen von Thierstein überliess. Als diese 1381 das Pfand nicht zurückgeben wollten, nahm Herzog Leopold Liestal ein und verbrannte das Städtchen. Doch schon im gleichen Jahr löst der Bischof das Pfand wieder ein und gewährt Liestal neue Rechte.
1400 kauft die aufstrebende Handelsstadt Basel dem Bischof das Städtchen ab. Freiheiten und Vorrechte gehen wieder verloren und können erst im Laufe der Zeit wieder zurückerobert werden.
Der freiheitsliebende und wehrhafte Geist Liestals verwickelt die Bewohner des Städtchens immer wieder in kriegerische Auseinandersetzungen. Als Untertanen der Stadt Basel sind die Liestaler 1444 mit ihrem eigenen Banner bei St. Jakob an der Birs dabei, wo sie 23 Mitbürger verlieren. 1476 und 1477 kämpfen Liestaler in den Burgunderkriegen. Entgegen dem strikten Neutralitätsbefehl der Stadt Basel unterstützen die Liestaler 1499 im Schwabenkrieg die Solothurner und Eidgenossen. 1501 legt der Schultheiss von Liestal auf dem Basler Marktplatz im Namen seiner Mitbürger und Nachbardörfer den Eid auf den Schweizerbund ab. Es kommt immer wieder zu Scharmützeln mit den habsburgischen Rheinfeldern. Liestal rebelliert immer wieder gegen die Bevormundung durch Basel, das seine Vormacht wenn nötig auch mit Gewalt durchsetzt. Unter dem Eindruck des süddeutschen Bauernkrieges erheben sich Anfang des 16. Jahrhunderts auch die Baselbieter erfolgreich gegen die Stadt Basel.
Liestal erhält 1525 einen Freiheitsbrief, der unter anderem die Leibeigenschaft aufhebt. Wenig später schliesst sich Liestal auch der Reformation an. Im 17. Jahrhundert beteiligen sich die Liestaler an der schweizerischen Bauernbewegung und revoltieren wieder gegen die Vorherrschaft Basels. Der Aufstand scheitert. Liestal wird 1653 von Basler Truppen besetzt, und drei Liestaler Rädelsführer werden in Basel enthauptet. Schon drei Jahre später erreicht Liestal die Wiederbewaffnung des Städtchens.
Als 1789 von Frankreich her der Ruf nach Freiheit und Gleichheit ertönt, verlangt Liestal als einzige Baselbieter Gemeinde schon 1790 die Wiederherstellung der alten Rechte. Begeistert feiert Liestal 1797 den durchreisenden Napoleon. «Liestal bien patriote» nennt er das Städtchen, das zum Mittelpunkt der Baselbieter Befreiungsbewegung wird. Hier steht der erste Freiheitsbaum der deutschen Schweiz.
Am 16. Januar 1798 zerrissen rebellische Liestaler die obrigkeitliche Fahne und hissten die Tricolore. Unter Führung Liestals erlangte das Baselbiet als erstes Untertanenland der Eidgenossenschaft die langersehnte Freiheit. Nach Napoleons Sturz bekam Liestal wieder die Vorherrschaft Basels zu spüren.
1830 springt der Funke der französischen Julirevolution auch ins Baselbiet. Im Liestaler Rathaus beginnt eine provisorische Regierung zu tagen. Liestal wird schliesslich zum Hauptort des am 17. März 1832 in seinen Mauern gegründeten neuen Kantons. Siehe Basler Kantonsteilung. Noch während langer Zeit prägt die revolutionäre Gesinnung die Politik Liestals, das im 19. Jahrhundert viele politische Flüchtlinge aufnimmt.
1854 erhielt Liestal mit der Hauensteinlinie Anschluss an das internationale Eisenbahnnetz; das war die Grundlage für seine Industrialisierung.
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