Geschichte
Neuzeit
Lövenich gehörte bis 1794 jahrhundertelang zum Herzogtum Jülich. Gelegen im Amt Kaster, war Lövenich Gerichtsort für die Orte Katzem, Boslar und Gevelsdorf. Unter französischer Herrschaft um 1800 bildeten Lövenich, Katzem und Kleinbouslar eine Mairie im Kanton Erkelenz.
Bis in die 1850er Jahre lag südlich des Dorfes der Buchholzbusch, ein großer Wald, der in Ost-West-Erstreckung eine Länge von ca. 7,5 km hatte. Seit dem Mittelalter wurde er von den sogenannten Erbberechtigten der umliegenden Dörfern als Gemeinschaftswald genutzt. Seit dem Jahr 1470 regelte die Buschordnung die Verwaltung des Waldes. Ab 1850 wurde er gerodet und sein fruchtbarer Lössboden als Acker genutzt.
Im 18. Jahrhundert wurde um Lövenich viel Hopfen angebaut. Daher wurden die Einwohner auch Hoppesäck (Hopfensack) genannt, diese Bezeichnung findet sich heute im Namen der örtlichen Karnevalsgesellschaft.
Im 19. Jahrhundert lebte der überwiegende Teil der Bevölkerung haupt- oder nebenberuflich von der Landwirtschaft. Daneben zählte aber das meist in Familien betriebene Handwerk 1861 240 Beschäftigte, darunter etwa 40 Schuhmacher. So erinnert der Name „Klapperstraße“ an die klappernden Handwebstühle. 1887 waren in Lövenich noch 37 Meister und drei Meisterinnen als Hausweber tätig, bevor am Ende des Jahrhunderts der Übergang zu mechanischen Webereien für das Familiengewerbe meist das Ende bedeutete. Die Textilindustrie der Region brachte aber auch Lövenich neue wirtschaftliche Impulse. 1861 zählte die Gemeinde bereits 40 Drechslereien mit doppelt so vielen Beschäftigten. Der Drechslermeister Wilms modernisierte 1884 seinen Betrieb mit einer Dampfmaschine. Als „Spöllkesdrieher“ bedienten die meisten Drechsler den Bedarf an einfachen hölzernen Spulen der Spinnereien und Webereien.
Verschiedene Feuersbrünste verschärften die soziale Not im 19. Jahrhundert. Am 2. Oktober 1874 brandte in kurzer Zeit fast der gesamte Ortsteil am Gasberg nieder. Anstelle der alten Fachwerkhäuser baute man anschließend Backsteingebäude wieder auf.
Verschiedene Wohltätigkeiststiftungen widmeten sich im 19. Jahrhundert dem Armutsproblem im Ort. Auf eine vom Cellitinnenorden aus der Kölner Severinsstraße verwalteten Stiftung geht die Gründung des St. Josef Kranken- und Waisenhauses hervor. 1880/81 wurde der imposante Backsteinbau und eine Kapelle am Gasberg errichtet. 1968 endete der Betrieb des Krankenhauses. Der Orden musste aus Nachwuchsmangel seine letzten neun Schwestern zurückziehen. Heute wird das Gebäude als privates Altenheim genutzt.
Zur Vorbereitung des Zweiten Weltkrieges wurden als Teil des Westwalls am Hötzelenberg Bunkerstellungen errichtet. Gegen Kriegsende wurde im Lövenicher Krankenhaus, Pfarrsaal und Schule ein Verbandsplatz eingerichtet. Im November 1944 erreichte amerikanische Artilleriebeschuss Lövenich und das Dorf wurde evakuiert. 446 Grabstellen des Lövenicher Soldatenfriedhofs erinnern an die letzten Kampfhandlungen im Bereich der Rurfront. Am 25. Februar 1945 befreiten amerikanische Truppen der 102. Infanterie-Division der 9. US-Armee Lövenich von der nationalsozialistischen Herrschaft.
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