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Deutschland

Bundesrepublik Deutschland

Hauptstadt
Berlin
 
Fläche
357.027 km²
 
Bevölkerung
82.716.000
 
pro km²
232 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
30.11.2024
10:08
 
 
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Geschichte

Die Idee zu einer Ausdehnung der Stadt Mainz in das mit improvisierten Bauten durchsetzte Gartenfeld hatte es schon lange gegeben. Am 4. April 1866 entschied sich der Stadtrat unter mehreren konkurrierenden Planungen für einen Entwurf von Eduard Kreyßig. Die Realisierung musste bis nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 warten.

Das "Gartenfeld" genannte Areal lag außerhalb der Festungsmauern von Mainz . Dort, in der Rayonzone, durften keine Steinbauten stehen, die anrückenden Truppen Schutz bieten könnten. Die Mauern engten die Festung Mainz stark ein. Zu diesem Zeitpunkt hatte Mainz bereits die höchste Bevölkerungsdichte im Großherzogtum Hessen. Eine Statistik des Hofrats Alfred Börckel, Bibliothekar der Mainzer Stadtbibliothek, aus dem Jahre 1869 verdeutlicht die Zwangslage: die Zahl der Personen, die den Raum eines preußischen Morgens bewohnten, betrug in Barmen 8, in Potsdam 11, in Darmstadt 24, in Berlin 28, in Hamburg 65 und in Köln 71 - in Mainz jedoch waren es 89. In anderen Städten wuchs die Bevölkerung in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts immer rascher. In Mainz waren die Wohnungen hoffnungslos überfüllt, Sanitäranlagen fehlten und jederzeit drohte eine Cholera-Epidemie auszubrechen. In der wirtschaftlichen Entwicklung blieb Mainz zurück, zu einer Zeit, als andernorts überall Fabriken aus dem Boden schossen. Grund hierfür war auch das Missverhältnis zwischen der zivilen Stadtfläche, die etwa 1,2 km² betrug, zur militärisch genutzten bzw. gesperrten Flächen mit rund 7 km² !

Die Militärs stimmten der Schleifung der alten Mauern erst nach langen, zähen Verhandlungen zwischen der Stadt Mainz und dem preußischen Kriegsministerium zu, nachdem die Festung Metz in Lothringen das neue Bollwerk nach Frankreich bildete. Mit der Freigabe zur Bebauung verdoppelte sich auf einen Schlag das bis dahin existierende Stadtgebiet. Am 21. September 1872 wurde der Stadterweiterungsvertrag endlich unterzeichnet. Diesen Tag kann man als Gründungstag der Mainzer Neustadt bezeichnen. Anfang Februar 1873 kam dann auch die kaiserliche Genehmigung. Die Stadt begann Mitte März 1873 die Festungswälle im Bereich der heutigen Kaiserstraße niederzulegen und das Gartenfeld zu bebauen. Sie musste aber auch für vier Millionen Gulden weiter nordwestlich, am Rheingauwall, neue Festungsmauern errichten. Für die Gartengrundstücke wurden 1500 bis 2000 Gulden pro hessischem Morgen gezahlt.

Die Festung Mainz ging gemäß Reichsgesetz vom 25. Mai 1873 in das Eigentum des Deutschen Reiches über und wurde Reichsfestung.
Stadtbaumeister Eduard Kreyßig (1830-1897) prägte das architektonische und städtebauliche Gesicht der Neustadt. Seine Grundidee war die Erschließung des Gartenfeldes durch ein symmetrisches, gitterförmiges Straßensystem aus Längs- und Querachsen, die durch grüne Alleen und Plätze aufgelockert werden. Seine Planungen orientierten sich an der Umgestaltung von Paris im 19. Jahrhundert durch Baron Haussmann. Kurz vor seinem Dienstantritt hatte Kreyßig 1867 die Weltausstellung in Paris besucht und die revolutionären Ideen Haussmanns bewundert.

Drei große Nordwest-Südost-Achsen (Rheinallee, Hindenburgstraße und Boppstraße) sollten die Neustadt mit der Altstadt verbinden. (Die Hindenburgstraße hieß damals allerdings noch Bonifaziusstraße). Entlang dieser Hauptachsen wurde zuerst gebaut. Anstelle der Festungswälle der Gartenfront, dem Schönbornschen Bastionsgürtel, entstand ein Prachtboulevard, der dann auch „Boulevard“ hieß - die heutige Kaiserstraße. Die Bauten aus dieser Ära erkennt man noch heute, obwohl sie der Zweite Weltkrieg mit seinen Zerstörungen schwer traf. Es sind typische gründerzeitlichen Wohngebäude mit zum Teil prächtigen Fassaden, sowie auch einige Funktionsgebäude wie die weithin sichtbare Christuskirche, die alte Kommissbrotbäckerei (Neues Proviantamt) und der Hauptbahnhof. Im Jahre 1912 wurde in der Hindenburgstraße eine prachtvolle Zentralsynagoge errichtet. Dieser großzügige Jugendstilbau fiel nur 26 Jahre später, in den Novemberpogromen 1938, den Nationalsozialisten zum Opfer. Er wurde in Brand gesteckt und später gesprengt.

Noch heute kann man eines der Hauptprobleme der Bebauung des Gartenfeldes sehen. Das Gelände lag sehr tief und wurde daher häufig überschwemmt. Die Planungen des Stadtbaumeisters sahen vor, das gesamte Gebiet aufzuschütten, was auch zum Bau der Kanalisation notwendig war. Infolge der Größe dieses riesigen Gebietes, konnten die Aufschüttungen jedoch nur schrittweise zu bewältigt werden. Zunächst wurden die Straßen höher gelegt. Die einzelnen Planquadrate wurden dann nach und nach um die bereits errichteten Häuser aufgefüllt. Daher haben viele Häuser in der Neustadt besonders tiefe Kellergeschosse.

Die Aufschüttungsarbeiten wurden nicht überall zu Ende geführt. So kann man an einigen Punkten der Neustadt heute Stellen finden, die noch das niedrige Niveau aufweisen. straße Nr. 77. Dieses Haus hat eine Torfahrt im ersten Stock, man betritt es über den als Keller geplanten Teil. Zum Zeitpunkt der Errichtung rechnete man fest damit, dass das Gelände noch aufgeschüttet würde, was bis heute nicht erfolgt ist. Das ebenfalls neu aufgeschüttete Rheinufer wurde militärisch befestigt.

Von den neuen Grundstückseigentümern wurde eine Gartenfeldsteuer, eine Art Luxussteuer wegen des großzügigen Raumangebots, erhoben. Bis zum Zweiten Weltkrieg waren im Bereich des Goetheplatzes und in der nördlichen Neustadt noch immer große Flächen frei. Es gab noch immer zahlreiche Gärten, z.B. am Raupelsweg und entlang der Scheffelstraße, die Hausfrauen konnten ihre Wäsche auf Wiesen bleichen. Kinder und Jugendliche konnten spielen.

Um die Neustadt wurde eine neue Umwallung, der Rheingauwall, errichtet. Er wurde in neupreußischer Befestigungsmanier erbaut und bestand unter anderem aus den Cavalieren Prinz Holstein und Hauptstein, Judensand, dem Fort Hartenberg, dem Gonsenheimer Tor und dem Mombacher Tor. In der Neustadt selbst fanden wieder viele Kasernen - wie die Alicekaserne (Infanteriekaserne 1903) eine Kavalleriekaserne in der Wallstraße (Neue Golden’ Rosskaserne) – ein Garnisonslazarett in der Rheinstraße und Magazinräume der Militärverwaltung Platz.

Die neue, offenere Stadt verlangte nach einer Verlegung der Eisenbahntrasse vom Rheinufer weg. Kreyßig verlegte sie ab 1880 an die Westseite der Stadt mit der Konsequenz der Untertunnelung der Zitadelle und des Baus eines neuen Centralbahnhofs. Der Bau dieses Bahnhofs 1884 ging ebenfalls auf die Initiative des Stadtbaumeisters zurück und ermöglichte die Verbindung zu einer weiteren Bahnlinie, der Hessischen Ludwigsbahn, die 1871 entlang des Gastellschen Firmengeländes Richtung Gonsenheim bis Alzey geführt wurde.

Nach 1918 wurden sämtliche Befestigungsanlagen beseitigt.

In jüngerer Zeit gelang es, die Neustadt behutsam zu sanieren. Moderne Architekten und Künstler wie Dieter Magnus mit der Grünen Brücke und Hugo Becker mit der Josefskirche, haben mit ihren Bauten und Plastiken zum Erscheinungsbild der Neustadt beigetragen. An der Rheinuferpromenade erinnert der Frauenlob-Brunnen an den Minnesänger Heinrich von Meißen, genannt Frauenlob, der 1318 in Mainz starb. Er soll, nachdem er in seinen Werken voll des Lobes für das weibliche Geschlecht war, von Mainzer Frauen zu Grabe getragen worden sein.

Der Rheinuferbereich wurde und wird mehr und mehr aufgewertet. Hierzu wurde ein Rheinuferforum gegründet. Die Promenade soll attraktiver gemacht werden und die Mainzer am und mit dem Rhein leben. Seit 2007 gilt am Rheinufer ein Grillverbot. Der Zoll- und Binnenhafen ist ein wichtiger Güterumschlagplatz im Rhein-Main-Gebiet. Es ist geplant, den Containerumschlag rheinabwärts auf die Ingelheimer Aue zu verlegen und das attraktive Hafengelände zum Wohngebiet auszubauen.

Basierend auf dem Artikel Mainz-Neustadt der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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