Geschichte
Die Stadt wurde 862 das erste Mal urkundlich erwähnt und hat ihren Namen vom finno-ugrischen Stamm der Muroma, der die Gegend des heutigen Murom noch im 6. Jahrhundert besiedelte. Ab dem 10. Jahrhundert wurde der Ort Teil der Kiewer Rus und entwickelte sich dank seiner Lage an der Oka rasch zu einem wichtigen Handelsplatz. Zu dieser Zeit wurde dort am Oka-Ufer ein Kreml errichtet, eine von hölzerner Mauern mit insgesamt elf Türmen umgebene Festung, die noch bis Ende des 18. Jahrhunderts dort stand und dann auf Anweisung Katharina der Großen abgebaut wurde.
1393 kam Murom unter Moskauer Herrschaft. Unter dem Zaren Iwan dem Schrecklichen entstanden hier mehrere Kirchen, die heute noch besichtigt werden können, darunter die Verkündigungskathedrale aus dem Jahr 1553, die Iwan in Andenken an den Sieg seiner Armee über das Khanat Kasan von Moskauer Baumeistern errichten ließ. Aus der gleichen Zeit stammt auch die Cosmas-und-Damian-Kathedrale, die von Pskower Baumeistern erbaut wurde.
Anfang des 17. Jahrhunderts wurde Murom, wie viele andere Städte rund um Wladimir, bei einem polnisch-litauischen Angriff stark verwüstet. Erst Mitte des Jahrhunderts konnte sich die Stadt davon erholen und beschädigte Bauwerke wieder herrichten. Es entstanden einige weitere Klöster sowie mehrere Industriebetriebe, darunter Metallverarbeitungs- und Lederfabriken sowie eine Waffenmanufaktur, deren Meister sich im Laufe der Jahre einen herausragenden Ruf im Russischen Zarenreich erarbeiten konnten. Einige speziell für Zaren angefertigte Erzeugnisse der Muromer Waffenmanufaktur sind bis heute in der Rüstkammer des Moskauer Kremls ausgestellt. Gleichzeitig entwickelte sich Murom erneut zu einem Handelszentrum dank seiner Verbindung zur Wolga. Bei Vermessungen im späten 18. Jahrhundert zählte man in Murom insgesamt 552 Gebäude, 18 steinerne und 16 hölzerne Kirchen bei rund 2750 Einwohnern.
Ende des 18. Jahrhunderts ließ Katharina die Große für Murom, das 1778 im Zuge der Gebietsreform Stadtrechte erhielt, einen Generalbauplan erarbeiten, der die Errichtung von Gebäuden im klassizistischen Stil vorsah. Einige dieser Vorhaben wurden in den nachfolgenden Jahrzehnten auch realisiert und gehören bis heute – neben den mittelalterlichen Kirchenbauten – zu den bekanntesten Bauwerken der Stadt, darunter ein Wasserturm und das Gebäude der Handelsreihen.
1912 erlebte Murom erneut einen Aufschwung mit der Eröffnung der Eisenbahnverbindung von Moskau nach Nischni Nowgorod. Murom erhielt an dieser Strecke einen Bahnhof mit einem Empfangsgebäude, das stilistisch an den nicht erhaltenen Muromer Kreml anknüpft. Entworfen wurde das Bahnhofsgebäude vom Architekten Alexei Schtschussew, der auch einige andere bekannte Bahnhöfe in Russland (darunter den Kasaner Bahnhof in Moskau) konzipierte.
Da Murom von den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg weitgehend verschont geblieben ist, gehört es heute zu den am besten erhaltenen altrussischen Städten. Auch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die Stadt architektonisch weiter; zu den bekanntesten Bauwerken dieser Zeit gehört das Stadttheatergebäude aus dem Jahre 1962, das an die altrussische Architektur angelehnt wurde und daher das historische Ensemble der Muromer Altstadt gut ergänzt.
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