Geschichte
Der Ort "Dietendorf" wurde erstmalig im Jahre 1147 in Verbindung mit dem Adelsgeschlecht von Dietendorf urkundlich erwähnt. Günther von Dietendorf und seine Söhne waren Zeugen bei der Bestätigung des Nonnenklosters Ichtershausen durch den Mainzer Erzbischof Heinrich I. Felix von Harburg.
Das Rittergut Altenhof (in der Zinzendorfstraße) kam im Jahr 1306 in den Besitz der Herren von Wittern. Aufständische Bauern zerstörten in den Bauernkriegen diesen Rittersitz. Die Wirren des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) brachten große Not über die Bewohner von Dietendorf. Die Menschen starben vor Hunger, und ihre Wohnhäuser wurden fast alle zerstört. Weitsichtige Ortseinwohner zogen damals (1667) einen wichtigen Schluss. Die mit vielen Holzteilen erbauten Häuser würden im Falle eines Brandes sehr schnell ein Raub der Flammen. Deshalb organisierten sie - wie urkundliche Hinweise belegen - eine Feuerbekämpfung. In dieser Zeit spielte auch der Anbau der Färbepflanze Waid in Dietendorf eine große Rolle. In über 300 Dörfern Thüringens wurde damals diese Pflanze gesät, geerntet und verarbeitet.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts begann eine für die Musikgeschichte erwähnenswerte Entwicklung mit den beiden Organisten und Komponisten Heinrich Nagel und Johann Peter Kellner. Der bekannte Flügelbauer Carl Bechstein verlebte zu Beginn des 19. Jahrhunderts hier seine Kindheit und schulische Jugend und erwarb seine musikalische Bildung.
Im Jahre 1734 erwarb Reichsgraf Gustav Adolf von Gotter den Altenhof, worauf die Gründung eines neuen Ortes namens Neu-Gottern', nach der Ansiedlung Gnadenthal der Herrnhuter Brüdergemeine , später erst Neu-Dietendorf nördlich der Apfelstädt erfolgte. Die ersten Mitglieder und Freunde der Herrnhuter Brüdergemeine siedelten sich im Januar 1743 an, nachdem Graf Balthasar Friedrich von Promnitz 1742 Gut und Siedlung für 20.000 Taler erworben hatte. Nach der Überwindung anfänglicher Schwierigkeiten mit dem Gothaer Oberkonsistorium erwarb 1752 der Freiherr Günther Urban Anton von Lüdecke die Siedlung, und die „Kolonie der Brüdergemeine“ nahm nun eine gute Entwicklung. Das Brüder- und das Schwesternhaus wurde zum Ausgangspunkt gewerblichen Fleißes. Die beiden Ortsteile Dietendorf und Neu-Dietendorf bildeten sich zu einem interessanten Wirtschaftsgebiet im Herzogtum Gotha heraus. Besonders die Herrnhuter Brüdergemeine trug durch die Gründung von Manufakturen (Aromatique-Fabrikation, Siegellackherstellung, Weberei und Färberei, Brauerei, Tischlerei und Schmiede) zu einem schnellen Aufstieg bei.
Mit dem Anschluss des Ortes an das Streckennetz der Thüringischen Eisenbahn (1847) wurde ein "Tor zur Welt" aufgestoßen. Für Waren aus Süd-, West- und Ostdeutschland stellte sich der Güterbahnhof als wichtiger Rangierplatz dar. Mit dem fortschreitenden Ausbau des Personen- und Güterbahnhofes als Eisenbahnknotenpunkt wandelte sich die soziale Struktur des Ortes. Neudietendorf wurde zu einem Industriestandort, der mit dem deutschen Post- und Telefonnetz (1899) in Verbindung kam.
Bedeutung erlangte Neudietendorf auch als Schulort. Eine höhere Mädchenschule (heute Gymnasium), eine Haushaltsschule und später die Erste Thüringer Bauernhochschule prägten das geistig-kulturelle Leben. Neudietendorf zog Persönlichkeiten wie den Schriftsteller Prof. Herman Anders Krüger (1871-1945), die Schriftstellerinnen Frieda und Margarethe von Bülow sowie Ärzte und Wissenschaftler an.
Während des Zweiten Weltkrieges mussten seit 1940 20 Frauen und Männer aus Tschechien, 32 Personen aus der Ukraine und 24 Militärinternierte aus Italien auf dem Güterbahnhof, auf dem Kirchengut, in einer Gärtnerei, bei Bauern und in der Bahnhofsgaststätte Zwangsarbeit leisten.
Die heutige Gestalt der Gemeinde Neudietendorf hat sich aus der Zusammenlegung von Dietendorf und Neudietendorf (1933) sowie dem Anschluss von Kornhochheim (1974) ergeben.
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