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Deutschland

Bundesrepublik Deutschland

Hauptstadt
Berlin
 
Fläche
357.027 km²
 
Bevölkerung
82.716.000
 
pro km²
232 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
23.02.2025
12:01
 
 
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»
 

Geschichte

Auf dem damals (bis auf das zur Gemeinde Rosenhof gehörende Pirka) unbebauten Gelände der heutigen Stadt Neutraubling wurde 1936–1938 der Militärflugplatz Obertraubling errichtet, der ab 1940 auch Produktionsstätte der Messerschmitt-Werke war. Diese bauten hier u. a. den (später motorisierten) Lastensegler Me 321 Gigant bzw. Me 323 Gigant sowie die Me 262, das erste in Serie gebaute Düsenflugzeug der Welt.

In den letzten Kriegsmonaten wurde im Rohbau des ehemaligen Casinogebäudes (an der Stelle des heutigen Rathauses) das sogenannte Außenlager Obertraubling des KZ Flossenbürg errichtet, in dem vom 20. Februar bis zum 15. April 1945 600 Häftlinge unterschiedlichster Nationen aus dem KZ Flossenbürg interniert waren. Mindestens 174 von ihnen starben auf Grund der miserablen Bedingungen und wurden nördlich des Casinogebäudes begraben, die bis dahin überlebenden Häftlinge wurden, da ein Arbeitseinsatz der geschwächten Männer auf dem Flughafengelände nicht mehr möglich war, zu Fuß in das ca. 130 km entfernte KZ Dachau überführt.

Der auf Veranlassung der Amerikanischen Militärbehörden angelegte und am 17. Juni 1950 eingeweihte KZ-Friedhof wurde schon sechs Jahre später wegen der zentralen Zusammenlegung von Gräbern von KZ-Häftlingen wieder aufgelöst. Eine französische Spezialeinheit überführte die Toten in die Gedenkstätte Flossenbürg. Das Kreuz aus dem KZ-Friedhof steht heute, allerdings bisher ohne Hinweis auf seine Herkunft, auf dem Neutraublinger Friedhof. Auf dem ehemaligen Friedhofsgelände wurde später Bauland ausgewiesen.

Am 18. November 2006 wurde von der Stadt Neutraubling am Rand des ehemaligen Friedhofsgeländes gegenüber dem Rathaus ein Gedenkstein errichtet, der auf einer Bronze-Tafel die Inschrift trägt:

„Einer Vielzahl unbekannter Opfer von Menschenfeinden“.

Eine gleich lautende Inschrift war auch schon in die Mauer des 1956 aufgelösten Friedhofs eingelassen.

Die politische Gemeinde Neutraubling entstand erst nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem bei Luftangriffen 1944/45 zerstörten Militärflugplatz. In den Ruinen der Flugplatzgebäude siedelten sich Vertriebene aus den ehemaligen dt. Ostgebieten und ganz Osteuropa an. Bei der Gemeindegründung 1951 durch Ausgliederung der Industriesiedlung aus der Gemeinde Barbing betrug die Anzahl der Einwohner bereits 1.296, davon 93% Vertriebene. Zusammen mit Kaufbeuren-Neugablonz, Geretsried, Traunreut und Waldkraiburg ist Neutraubling eine der bayerischen Vertriebenenstädte/-Gemeinden mit vergleichbarer Kriegs- und Nachkriegsgeschichte.

Die Infrastruktur der verbliebenen Flugplatzanlagen und das Fachwissen der Vertriebenen ermöglichten eine rasante Entwicklung zum bedeutendsten Industriestandort im Landkreis Regensburg mit Firmen von teils weit überregionaler Bedeutung. Damit einhergehend kam es in den 60er und 70er Jahren zum Zuzug zahlreicher Gastarbeiter aus Süd- und Südosteuropa und besonders der Türkei. Seit den 90er Jahren sind auch Spätaussiedler aus Osteuropa in Neutraubling zugezogen.

Neutraubling entwickelte sich immer mehr zur Industrie-, Schul-, Ärzte- und Einkaufsstadt fort. Der Anteil der Vertriebenen an der Gesamtbevölkerung ging dabei stetig zurück. Ein besonderer Schub kam in den 80er Jahren durch die Ansiedlung des BMW-Werkes Regensburg in unmittelbarer Nachbarschaft.

1982 rückte Neutraubling in den Mittelpunkt des Interesses der nationalen und internationalen Presse. In der Praxis eines ansässigen Zahnarztes schien ein Geist umzugehen. Dieser Geist sprach aus dem Spucknapf und beleidigte Patienten, den Arzt und sonstige Anwesende. Wochenlang versuchten Techniker, Kriminalisten und sonstige Spezialisten das Phänomen zu erkunden und erklären, selbst eine von der Staatsanwaltschaft ins Leben gerufene Soko „Geist“ war anfangs erfolglos. Am Ende stellte sich heraus, dass die 16-jährige Zahnarzthelferin zusammen mit dem Zahnarzt und seiner Frau mit dem Geist „Chopper“ die gesamte Nation narrte.

Am 13. Juni 1986 erfolgte die Erhebung der Gemeinde Neutraubling zur Stadt.

1998 rückte Neutraubling nochmals in den Mittelpunkt des Medieninteresses. Bei dem Aerosolhersteller Czewo brach ein Feuer aus, das bis heute der größte Brand der Nachkriegsgeschichte im Landkreis Regensburg bleiben sollte.

Basierend auf dem Artikel Neutraubling der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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