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Deutschland

Bundesrepublik Deutschland

Hauptstadt
Berlin
 
Fläche
357.027 km²
 
Bevölkerung
82.716.000
 
pro km²
232 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
23.02.2025
11:49
 
 
+
»
 

Geschichte

Die ältesten Funde, die auf menschliches Leben in Niedernberger Gemarkung hindeuten, stammen aus der Jungsteinzeit. Einschneidende Änderungen in der Landschaft gingen mit der Römerherrschaft um die Zeitenwende einher: Im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung reichte das römische Imperium bis an den Main. Zur Sicherung ihrer Reichsgrenze legten römische Truppen an strategisch wichtigen Stellen Kastelle an.

Der Ursprung Niedernbergs geht auf eine solche römische Kastellanlage – erbaut zwischen 83 und 150 n. Chr. − am so genannten nassen Limes zurück, welcher die Ostgrenze des Reiches darstellte (siehe Obergermanisch-Raetischer Limes). Das Kastell, welches 144 auf 135 Meter groß war, war nach Osten, Richtung Main, ausgerichtet. Obwohl das Kastell überbaut wurde, geht der Grundriss des heutigen Ortskerns noch immer auf das Straßensystem des Kastells zurück, Hauptstraße und Kirchgasse decken sich mit den damaligen Lagerstraßen. Niedernberg war Standort der etwa 300 Mann starken Kohorte Cohors I Ligurum et Hispanorum, die in Norditalien und Spanien rekrutiert worden war.
Interessante Funde wie der Marcellusstein oder ein 1963 entdecktes Gräberfeld geben Aufschluss über das Leben der in Niedernberg stationierten Römer. 1964 wurde bei Bauarbeiten in der Hauptstraße eine bronzene Brunnenmaske gefunden, die heute das einzige Original nördlich der Alpen ist. Die Maske stellt heute das Prunkstück des Stiftsmuseums in Aschaffenburg dar und ist bei römischen Ausstellungen oft als Leihgabe unter den höchst seltenen Exponaten zu finden.

Die erste urkundliche Erwähnung Niedernbergs wird auf das Jahr 1095 datiert. Damals vermachte Diemar von Niderenburc dem Kloster Lorsch an der Bergstraße für den Unterhalt seines Tochterklosters Steinbach im Odenwald eine halbe Hube Land von seinem Besitz Pfungstadt.

Schon 1340 wurde die Niedernberger Kapelle, aus welcher nach allgemeiner Erkenntnis die heutige Pfarrkirche St. Cyriakus hervorging, mit kleinen Vermächtnissen bedacht. Sowohl der Turm als auch der „Alte Chor“ von 1461 sind bis heute erhalten. Umfassende Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen wurden unter Pfarrer Seubert in den Jahren 1897 und 1931 durchgeführt. An der Südseite des Kirchturms findet sich die um 1822 dort eingelassene Grabplatte des Landschöffen Michael Groß, welcher der Sage nach durch seinen Mut Niedernberg vor der Zerstörung durch die Schweden im Dreißigjährigen Krieg gerettet haben soll.

Nordwestlich des heutigen Dorfbereiches – am so genannten „Tannenwäldchen“ – befand sich im späten Mittelalter die Richtstätte der Cent Bachgau, zu der Niedernberg gehörte. Das Centgericht selbst tagte in Großostheim, von wo aus die Delinquenten ihren letzten Gang über den Galgenweg zum Richtplatz antraten.

Bis ins 19. Jahrhundert war Niedernberg von einer wehrhaften Dorfmauer umgeben, welche bis heute entlang der Turmgasse und der Hintermauer in Teilbereichen erhalten ist. Diese konnte die Einwohner jedoch nicht von den durchziehenden Truppen schützen. Allein während des Dreißigjährigen Krieges verminderte sich die Bevölkerungszahl auf beinahe ein Zehntel ihres vorherigen Bestandes.

Viele Bürger verließen im 19. Jahrhundert aufgrund Wohnraumbeschränkung, diverser Missernten und sozialer Notlagen ihre Heimat und wanderten in die USA aus. Erst als sich Ende des Jahrhunderts in Aschaffenburg und Umgebung die industrielle Fertigung von Herren-Oberbekleidung etablierte, kam ein gewisser Wohlstand auf. Um für Notsituationen gewappnet zu sein, hielt man zusätzlich an der Landwirtschaft fest. Dieser Zustand hatte bis in die 1970er Jahre Bestand.

In kirchlicher Hinsicht gehörte Niedernberg vom frühen 8. Jahrhundert bis zur Säkularisation im Jahre 1803 zum Erzbistum Mainz. Danach war Niedernberg bis 1820 Teil des Bistums Regensburg mit seinem Erzbischof Karl Theodor von Dalberg. Erst seit 1821 zählt Niedernberg zum Bistum Würzburg.
Viele Jahrhunderte lang war Niedernberg fernab großer Handelswege und führte ein eher bescheidenes Dasein. Einziges Verbindungsglied zwischen Spessart und Odenwald war die 1994 stillgelegte Mainfähre. Mittlerweile hat sich Niedernberg jedoch strukturell stark verändert und von der ursprünglichen ländlichen Idylle ist kaum etwas geblieben. Durch den direkten Autobahnanschluss an das Rhein-Main-Gebiet, die Bereitstellung eines großen Industrie- und Gewerbegebietes und die 2001 fertig gestellte Mainbrücke im südlichen Gemarkungsbereich wurde die Ansiedlung verschiedener Arbeitgeber begünstigt. Aktuell nehmen die Elektronik- und Computerbranche sowie die Betonverarbeitung die Spitzenpositionen ein.

Einen Rückschlag musste Niedernberg durch den Konkurs der börsennotierten und lange Zeit als Vorzeigeunternehmen geltenden M+S Elektronik AG im Jahre 2002 hinnehmen. Bei insgesamt 1800 gekündigten Mitarbeitern verloren alleine am Standort Niedernberg 600 Personen ihren Arbeitsplatz. Der Niedergang der Firma aufgrund plötzlicher Kündigung der Geschäftskredite trotz positiver Gutachten und guter Auftragslage zog umfangreiche Medienberichte nach sich, so wurde auch eine Folge der WDR-Reihe die story mit dem Titel „Bankgeheimnisse“ produziert und bis heute mehrfach im deutschen Fernsehen ausgestrahlt.

Momentan wird in Niedernberg das Baugebiet „Tafeläcker“ in vier Abschnitten errichtet. Es sollen Bauplätze für 200 Wohnungen entstehen. Der erste Bauabschnitt ist fertiggestellt, die Nachfrage unerwartet hoch.
Zur Einwohnerentwicklung siehe Statistik-Teil.

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