Geschichte
Funde in den Ofnethöhlen belegen, dass das heutige Ortsgebiet von Nördlingen bereits im Spätpaläolithikum besiedelt war. In den Ortsteilen von Nördlingen wurden Fundstellen aus fast allen folgenden vorgeschichtlichen Epochen entdeckt. Besonders intensiv besiedelt war ein Bereich am Ostrand des Ortsteils Baldingen, wo Siedlungen der Bandkeramik und des Jungneolithikums, der Urnenfelderkultur, der Hallstatt- sowie der Latènezeit entdeckt wurden. Hier lag auch eine römische Villa mit Brandgräberfeld.
Um das Jahr 85 n. Chr. entstand im Süden der Stadt ein römisches Kastell mit Siedlung (vicus), die jedoch im Jahre 259/260 bei der Eroberung des heutigen Süddeutschlands durch die Alamannen unterging. Der Name dieser Siedlung lautete wahrscheinlich Septemiacum. Dieser lateinische Ortsname ist durch die Peutingertafel (Tabula Peutingeriana) für die Gegend von Nördlingen zuverlässig überliefert, er kann aber bisher nicht ganz sicher der römischen Siedlung im heutigen Nördlingen zugeordnet werden. Das römische Nördlingen ist bislang generell kaum erforscht.
Im 6. und 7. Jahrhundert lässt sich eine alemannische Besiedlung nachweisen. Drei Reihengräberfriedhöfe aus dieser Epoche sind bisher in Nördlingen ausgegraben worden.
„Nordilinga“ wurde im Jahr 898 zum ersten Mal urkundlich als karolingischer Königshof erwähnt.
1215 erhielt Nördlingen von Kaiser Friedrich II. Markt- und Stadtrechte und wurde freie Reichsstadt. In jenem Jahr wurde die erste Stadtmauer errichtet, deren Grundriss bis heute sichtbar ist. 1219 wurde die Nördlinger Pfingstmesse das erste Mal urkundlich erwähnt. Die Stadt, an der Kreuzung zweier großer Handelsstraßen gelegen, stieg zum wichtigen Handelsplatz für Getreide, Vieh, Textilien, Pelze und Metallwaren auf. Neben Frankfurt war Nördlingen eine der wichtigsten Fernhandelsmessen Deutschlands.
1238 zerstörte ein Brand einen großen Teil der Stadt, von dem sich die Stadt jedoch rasch erholte. Drei Generationen später hatten sich auch außerhalb der Stadtmauern eine große Zahl von Handwerkern, vor allem Gerber und Weber, angesiedelt. 1327 wurde der heute noch bestehende Mauerring gebaut, mit dem die ummauerte Stadtfläche auf das Vierfache anwuchs. 1427 begann der Bau der St.-Georgs-Kirche.
Die Stadt gehörte 1529 zu den Vertretern der protestantischen Minderheit (Protestation) am Reichstag zu Speyer. Ihre Bürgerschaft forderte die ungehinderte Ausbreitung des evangelischen Glaubens. 1555 wurde die Reformation in Nördlingen endgültig bestätigt.
Ein historischer Wendepunkt im Dreißigjährigen Krieg waren die Belagerung von Nördlingen und die darauf folgende Schlacht bei Nördlingen im Jahre 1634, in der die Schwedisch-Protestantischen Kräfte erstmals entscheidend von den Kaiserlich-Habsburgischen Truppen geschlagen wurden. Die Stadt musste sich den Siegern öffnen, wurde aber nach hohen Reparationszahlungen nicht durch die siegreichen Truppen geplündert. Allerdings büßte die Stadt während und nach der Belagerungszeit durch Hunger und Krankheit über die Hälfte ihrer Bevölkerung ein. Auch im den spanischen Erbfolgekrieg wurde die Stadt durch die Auswirkungen in der Nähe stattfindenden Schlachten von Höchstädt gebeutelt.
Der Handel verlagerte sich nach dem Krieg zu den Seehäfen – ein weiterer Grund, warum Nördlingen seine Bedeutung als Handelszentrum verlor. Dieser erzwungene Stillstand ist der Grund, dass das mittelalterliche Stadtbild so gut erhalten geblieben ist.
1802 wurde die Stadt Bayern angegliedert und verlor damit ihren Status als freie Reichsstadt. Erst 1939 erreichte sie wieder ihre Bevölkerungszahl von 1618.
Am 15. Mai 1849 wurde Nördlingen mit der Inbetriebnahme der Ludwig-Süd-Nord-Bahn an das Netz der Königlich Bayerischen Staats-Eisenbahnen angeschlossen. Am 25. Juli 1861 wurde die Eisenbahnverbindung der Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen von Cannstatt über Aalen nach Nördlingen eingeweiht. Die Strecke war ab 1863 komplett befahrbar.
Bei Luftangriffen während des Zweiten Weltkriegs kamen im Frühjahr 1945 33 Menschen ums Leben. Der Bahnhof und mehrere Wohnhäuser wurden zerstört, die St.-Georgs-Kirche schwer beschädigt. Der nahezu komplette Rest der historischen Altstadt blieb jedoch verschont.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 gehörte Nördlingen zur Amerikanischen Besatzungszone. Die amerikanische Militärverwaltung richtete ein DP-Lager ein zur Unterbringung so genannter Displaced Persons (DP). Das Lager wurde von der UNRRA betreut und beherbergte ungefähr 500 DPs. Die meisten von ihnen stammten aus Lettland und Litauen.
Mehr als 4500 Heimatvertriebene ließen sich nach dem Krieg in Nördlingen nieder.
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