Geschichte
723 und 724 begann in Ohrdruf Bonifatius mit der Gründung der Zelle St. Michael seine Mission in Thüringen. Die Zelle gehörte um 800 dem Kloster Hersfeld.
Im 10. Jahrhundert war Ohrdruf mit seinem Petristift Aufenthaltsort von Kaiser Otto I.. Aus dem Besitz der Grafen von Käfernburg-Schwarzburg gelangte Ohrdruf 1342 an die Grafen von Gleichen, stand seit dem Spätmittelalter aber unter der Lehns- und Landesherrschaft der Wettiner. 1344 wurde das Chorherrenstift nach Gotha verlegt. 1348 wurden Ohrdruf die Stadtrechte verliehen. Seit 1356 wurde Ohrdruf von Ratsmeistern verwaltet. Von 1463 bis zur Reformation gab es ein Karmeliterkloster.
1599 verlegten die Grafen von Gleichen ihren Wohnsitz nach Ohrdruf in das neu erbaute Schloss Ehrenstein. Gleichzeitig wurde die Stadt ummauert und ein Gymnasium eröffnet. Als die Grafen von Gleichen 1631 ausstarben, fiel die Stadt und sechs Dörfer, die meisten in der Umgebung, als Obergrafschaft Gleichen in Folge eines Erbvertrags an die Linie Neuenstein der Fürsten von Hohenlohe. Sie unterhielten in Ohrdruf bis 1848 eine Kanzlei und Konsistorium. Die Landeshoheit blieb zunächst gemeinschaftlicher Besitz des Gesamthauses Sachsen-Weimar und gelangte 1657 in den alleinigen Besitz der Linie Sachsen-Gotha.
Die Bewohner lebten von Landwirtschaft, Wollweberei, Frachtfuhren, Holz- und Getreidehandel. Zwei Kupferhämmer stammten aus dem 15. und 17. Jahrhundert, ein Eisenwerk erzeugte Sicheln und Krauthobel, es gab zwei Papiermühlen und viele Peitschenstielmacher in einer eigenen Innung. Seit 1837 entstanden Fabriken für Porzellan, Spielwaren, Knöpfe, Lederwaren und Glasinstrumente.
Seit 1876 verbindet die Stadt eine Bahnlinie mit Gotha und seit 1892 auch mit Gräfenroda.
Bis 1918 gehörte Ohrdruf zum Herzogtum Sachsen-Gotha - bis 1826 Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg, anschließend Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha und von 1918 - nach dem Ende der Monarchie - bis 1922 zum Freistaat bzw. Gebiet Gotha. Nach Abtretung der Patrimonialgerichtsbarkeit durch die Hohenlohes 1848 wurde der Kanzleibezirk Ohrdruf der Obergrafschaft Gleichen aufgehoben und für dessen um Ohrdruf gelegenen Orte das staatliche Justizamt Ohrdruf gebildet. Dessen Verwaltungsbefugnisse gingen 1858 im Zuge der im Herzogtum Gotha durchgeführten Verwaltungsreform an das neugegründete Landratsamt Ohrdruf über, welches bis 1922 bestand. Das Landratsamt Ohrdruf war verhältnismäßig groß und erreichte die Dimensionen eines heutigen Landkreises. Es erstreckte sich von Wechmar im Norden bis nach Zella-Mehlis und Manebach im Süden und von Tambach-Dietharz im Westen bis nach Gossel im Osten. Mit dem thüringischen Kreiseinteilungsgesetz von 1922 wurde der überwiegende Teil des Landratsamtsbezirks dem Landkreis Gotha, der östliche Teil dagegen dem Landkreis Arnstadt zugeordnet. Zella-Mehlis im Süden wurde kreisfrei. Angrenzende Staaten am Amtsgebiet waren damals (im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden): Preußen mit Mühlberg-Landratsamt Erfurt, ab 1932 Landratsamt Weißensee) - Schwarzburg-Sondershausen mit dem Amt Arnstadt - Schwarzburg-Rudolstadt mit Angelroda - Schwarzburg-Sondershausen mit der Enklave Geschwenda - Sachsen-Weimar-Eisenach mit dem Amt Ilmenau - Preußen mit dem Landkreis Schleusingen - Hessen-Kassel mit der Herrschaft Schmalkalden.
Seit 1871 wurde ein Gebiet zwischen Ohrdruf, Jonastal und Bittstädt bereits als Manövergelände genutzt, so dass 1906 die Einrichtung eines offiziellen Truppenübungsplatzes vom Reichstag beschlossen und ab 1908 mit dem Ausbau des Geländes begonnen wurde. Der Platz ist mittlerweile im Besitz des Bundes (Bundeswehr).
Gegen Ende 1944 wurde in Ohrdruf das Zwangsarbeitslager „Ohrdruf-Nord“, eine Außenstelle des KZ Buchenwald, eingerichtet. Die Häftlinge wurden für den Bau umfangreicher unterirdischer Tunnel- und Bunkeranlagen eingesetzt. Im März 1945 hatte das Lager 11.700 Häftlinge. Am 2. April 1945 musste der größte Teil der Häftlinge unter SS-Bewachung 51 Kilometer nach Buchenwald marschieren. Zahlreiche Häftlinge brachen während des Marsches zusammen und starben bzw. wurden von des SS-Bewachern erschossen. Das Lager wurde am 4. April 1945 von den amerikanischen Truppen befreit. Das Zwangsarbeitslager Ohrdruf wurde auch von General Eisenhower besichtigt, der dann darauf bestand, dass sowohl seine Truppen wie die Zivilbevölkerung diesen Ort der Nazi-Verbrechen in den nächsten Tagen betrachten mussten.
Im Juli 1945 wurde das Gebiet gemäß der Erklärung von Jalta der Roten Armee (der späteren Sowjetarmee) übergeben, die es bis 1991 weiter als Truppenübungsplatz nutzte.
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