Geschichte
Archäologische Funde zeigen, dass die Stadt aus einer slawischen Siedlung entstanden ist, die vermutlich den Namen Bochzowe trug. Die deutsche Besiedlung des heutigen Stadtgebietes erfolgte im Zuge der zweiten Ostexpansion im 12. Jahrhundert unter Beibehaltung des alten slawischen Namens. An der Stelle, wo sich heute das Schloss Oranienburg befindet, entstand Anfang des 13. Jahrhunderts eine Burg zum Schutz des Gebietes und der wichtigen Flussüberquerungen. 1216 wurde Oranienburg als „Bochzowe“ erstmals urkundlich erwähnt. 1232 erhielt „Bochzowe“ das Stadtrecht. Die Einwohner der Stadt betrieben Fischfang, Handel mit Fisch und landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Aus „Bochzowe“ entstand 1483 der Amtssitz Bötzow. Mit der Eroberung von Gebieten, die weiter östlich der Stadt liegen, verlor die Burg an Bedeutung, und an ihrer Stelle wurde durch den brandenburgischen Kurfürsten Joachim II ein zweistöckiges Jagdschloss errichtet. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Bötzow niedergebrannt und geplündert. 1650 schenkte der brandenburgische Kurfürst Friedrich Wilhelm seiner Frau Louise Henriette von Oranien die Domäne Bötzow. 1652 wurde in Bötzow ein Schloss im holländischen Stil errichtet, das den Namen Oranienburg erhielt. Hier richtete Louise Henriette 1663 das erste europäische Porzellankabinett ein. Der Schlossname wurde auch auf die Stadt übertragen. Eine Schwester von Louise Henriette, der Namenspatronin der Stadt Oranienburg, war Henriette Catharina von Nassau-Oranien. Sie heiratete Johann Georg II. von Anhalt-Dessau und ließ ab 1683 das heutige Schloss Oranienbaum erbauen, aus dem sich das Städtchen Oranienbaum entwickelte.
Mit Unterstützung von niederländischen Fachleuten und Glaubensflüchtlingen (Hugenotten, Salzburger, Juden) ließ die Kurfürstin in und um Oranienburg Musterwirtschaften nach niederländischem Vorbild anlegen. Sie schuf damit eine wesentliche Voraussetzung für die rasante Entwicklung Brandenburg-Preußens. Aus der Ehe des Großen Kurfürsten mit Louise Henriette ging Kurfürst Friedrich III. hervor, der das Schloss zum Gedenken an seine geliebte Mutter verschönern und erweitern ließ. 1701 begründete er als Friedrich I. das Königreich Preußen. Nachdem das Schloss den Sparzwängen des Soldatenkönigs geopfert werden musste, zog mit Prinz August Wilhelm, einem Bruder des kinderlosen Friedrichs des Großen und Vater des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm II., noch einmal höfischer Glanz in Oranienburg ein. Theodor Fontane berichtet in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg ausführlich und anschaulich von der wechselvollen Geschichte Oranienburgs.
1802 wurde das Schloss an den Apotheker Dr. Hempel mit der Verpflichtung verkauft, eine Baumwollweberei zu errichten. Der Krieg gegen Frankreich brachte die Baumwollfabrikation 1807 zum Erliegen. 1814 wurde im Schloss eine Schwefelsäurefabrik errichtet, die als erste in Preußen nach dem Bleikammerverfahren produzierte. 1833 entdeckte Friedlieb Ferdinand Runge im Steinkohlenteer das Anilin und die Karbolsäure, 1835 wurden in der Fabrik die ersten Stearinkerzen hergestellt, 1840 die ersten Paraffinkerzen. 1848 wurde die Produktionsstätte aus dem Schloss auf das Mühlenfeld verlagert. Im nach einem Brand renovierten Schloss wurde 1861 ein evangelisches Lehrerseminar eröffnet, das bis 1926 betrieben wurde. Am 10. Juli 1877 wurde Oranienburg Bahnstation der neu eröffneten Nordbahnlinie Berlin - Stralsund. Am 28. Mai 1883 gründeten 18 Berliner Vegetarier im Westteil der Stadt die erste vegetarische Siedlung in Deutschland - die „Vegetarische Obstbaukolonie Eden GmbH“, in der auch der Geldreformer Silvio Gesell viele Jahre lebte und schließlich auch starb. Der Bau des Oder-Havel-Kanals in den Jahren 1906 bis 1912 belebte das wirtschaftliche Leben in der Stadt. 1912 wurde durch die Firma Heintze & Blankhardt ein Gelände aufgekauft und eine erste Fabrik für Stahlfedern errichtet. Das daraus entstandene Kaltwalzwerk Oranienburg, das bis zu 7000 Mitarbeiter beschäftigte, wurde nach der Wende von Krupp aufgekauft und geschlossen. Das damals modernste Werk wurde an China verkauft.
1933 errichtete die SA in einer alten Brauerei zunächst für die Inhaftierung von Gegnern des NS-Regimes aus der deutschen Reichshauptstadt Berlin eines der ersten nationalsozialistischen Konzentrationslager (KZ Oranienburg). Im Juli 1934 wurde dort der Schriftsteller Erich Mühsam ermordet. Im Juni 1936 wurde von der SS am östlichen Stadtrand das KZ Sachsenhausen errichtet, in dem bis zum Kriegsende mehr als 100.000 Menschen ihr Leben verloren. Daneben befand sich in Oranienburg als zentrale Verwaltungseinrichtung die Inspektion der deutschen Konzentrationslager. Oranienburg und das KZ wurden im April 1945 von der Roten Armee befreit. Die sowjetische Besatzungsmacht nutzte das KZ-Gelände bis 1950 weiter als Internierungslager. Oranienburg wurde während des Krieges stark bombengeschädigt, was darauf zurückzuführen ist, dass es in der Stadt kriegswichtige Werke gab – zum einen die Auerwerke, welche sich auf dem Gelände der heutigen Wohnsiedlung am Lindenring und am Bahnhof bis zur Havel erstreckten, und die Heinkel Flugzeug AG, von der nur noch die sanierte Werkssiedlung „Weiße Stadt“ und Teile des Werkflughafens im Süden der Stadt existieren. Wie stark Oranienburg bombardiert wurde, sieht man daran, dass bis heute jedes Jahr mehrere Blindgänger, überwiegend mit chemischen Zeitzündern, gefunden werden.
Am 23. April 1952 wurde Oranienburg zur Kreisstadt des neu gebildeten gleichnamigen Kreises. Im Zuge einer Kreisgebietsreform im Jahr 1993 wurde Oranienburg Kreisstadt des neuen Landkreises Oberhavel, in dem die Kreise Oranienburg und Gransee aufgingen.
Im Schloss Oranienburg befand sich bis 1990 eine Kaserne der Grenztruppen der DDR. Neben der Stadtverwaltung beherbergt das inzwischen sanierte Schloss ein renommiertes Museum der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg sowie das Regionalmuseum des Landkreises Oberhavel. Bis zur Landesgartenschau im Jahr 2009 wird das Schlossumfeld vollständig umgestaltet.
Etwas außerhalb der Stadt auf dem ehemaligen Gelände der Heinkel AG und dem ehemaligem Werksflugplatz waren bis 1994 Einheiten der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland stationiert, welche auch Teile der ehemaligen Werkssiedlung „Weiße Stadt“ besetzten. Wegen mangelnder Instandsetzung verkamen die Häuser der Siedlung im Laufe der Jahrzehnte zusehends. Nach dem Abzug der sowjetischen Truppen wurden die Häuser saniert und es entstand wieder eine ruhige Wohngegend mit weiß getünchten Häusern wie vor dem Zweiten Weltkrieg.
Seit der Wiedervereinigung Deutschlands wurde Gewerbe neu angesiedelt, Wohnviertel wurden grundlegend saniert und gebaut, Straßen, Fuß- und Radwege neu angelegt. Aber auch neue Wohn- und Geschäftshäuser prägen das historisch gewachsene Stadtbild.
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