Geschichte
In einer Urkunde von 6. Januar 1306, die den Besitzwechsel vom Domkapitel Magdeburg zum Bistum Brandenburg besiegelt, wird ein Ort Putzpul erstmalig erwähnt. Danach liegt der Ort lange Zeit wüst, und erst am Ende des 15. Jahrhunderts wird an seiner Stelle ein Vorwerk, nun Pitzpful genannt, errichtet. Dieses wird während des Dreißigjährigen Krieges zerstört. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts steht schon ein Schloss, das 1730 einem Neubau im Barockstil weichen muss, das Werner von Wulffen, auch Domherr von Halberstadt, errichten lässt. Zuvor hat die Familie von Wulffen Pietzpuhl erworben, um dort ein Rittergut einzurichten. Mit den nachfolgenden Generationen werden Schloss und Schlossanlage, zu der auch zwei geräumige Kavaliershäuser gehören, aufwändig erweitert.
Es ist daher kein Zufall, dass im Jahre 1803 Königin Luise von Preußen Gast im Schloss Pietzpuhl ist. Sie ist dort mit weiteren Gästen untergebracht, die Friedrich der Große zu seiner Truppenrevue, die seit dem Ende der Schlesischen Kriege ab 1748 jährlich zwischen dem 25. und 28. Mai auf dem Gelände zwischen Pietzpuhl und Körbelitz abgehalten wird, begleiten. Als die Revue, eine Art Heerschau und Manöver, 1805 zum letzten Mal stattfindet, gehört auch der französische Marschall Bernadotte zu den Gästen auf Schloss Pietzpuhl. Durch die regelmäßigen Kontakte der Familie von Wulffen mit dem preußischen Königshaus entsteht eine enge Verbindung, die darin gipfelt, dass der preußische König und die Prinzen und Prinzessinnen des Öfteren Taufpaten der von Wulffeschen Kinder sind.
In den Jahren 1808 bis 1828 legt von Carl von Wulffen einen nach Süden zu in den Wald übergehenden Schlosspark im englischen Stil an. C. v. Wulffen wird bekannt als einer der Begründer der modernen Landwirtschaft, er lehrt an der preußischen Landwirtschaftsakademie in Möglin und setzt die von ihm entwickelten Theorien zur Bodenverbesserung auf den ertragsarmen Böden seines Gutes um.
Im Zuge der preußischen Gebietsreform von 1818 wird Pietzpuhl, das zu diesem Zeitpunkt etwa 160 Einwohner hat, in den Kreis Jerichow I mit der Kreisstadt Burg eingegliedert. Ab etwa 1840 ist im westlichen Kavaliershaus eine Alkoholbrennerei untergebracht. Als nach dem 2. Weltkrieg die Sowjetunion die so genannte Bodenreform anordnet, wird die Familie von Wulffen 1945 enteignet, und das Schloss wird in die Rechtsträgerschaft der Kommunalgemeinde Pietzpuhl übertragen. Diese weist zunächst Flüchtlingsfamilien ein und nutzt selbst Keller und Untergeschoss. Nachdem die letzten Bewohner 1965 das Schloss verlassen haben, steht es leer.
1997 gelingt es der Familie von Wulffen, ihr ehemaliges Eigentum an Schloss und Park wiederzuerlangen. Die Kommunalgemeinde erwirbt 2001 eines der sogenannten und zum Schlossgelände gehörenden Kavaliershäuser, baut das verfallene Gebäude originalgetreu wieder auf und richtet dort eine Ausflugsgaststätte, Seminarräume und Räume für Ausstellungen ein. Schloss und Schlosspark wurden unter Denkmalsschutz gestellt. Pietzpuhl hat sich 2005 der Verwaltungsgemeinschaft Biederitz-Möser angeschlossen.
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