Geschichte
Im Altertum war das Gebiet Teil der Provinz Pannonia. Im österreichischen Kernland Niederösterreich liegend teilte der Ort die wechselvolle Geschichte Österreichs.
Seinen Ortsnamen verdankt Pottendorf wahrscheinlich einem seiner ersten Siedler, dem im 11. Jahrhundert lebenden, aus dem Geschlecht der Aribonen stammenden Potho (Botho). Er gab vermutlich dem Ort, der um die Burg entstand, seinen Namen „Potodorf“ (später Pottendorf).
Die Burg und ihre Besitzer bildeten für lange Zeit das Kernstück des Ortes. Nach mehrmaligem Wechsel der Besitzer und dem Umbau der Burg in ein Wohnschloss erlangte 1665 Ferenc Graf Nádasdy die Herrschaft über das Schloss. Unter ihm gingen aus der Pottendorfer Schlossdruckerei mit Hilfe des Antwerpener Buchdruckers Hieronymus Verdussen die sogenannten „Pottendorfer Drucke“ hervor. Doch Nádasdy war auch in die Magnatenverschwörung gegen Kaiser Leopold I. verwickelt und wurde deshalb in der Pottendorfer Burg verhaftet und am 30. April 1671 in Wien hingerichtet. Sein Vermögen wurde beschlagnahmt.
Dank eines Schutzbriefes kam Pottendorf beim Türkeneinfall 1683 relativ glimpflich davon. In der Burg bezog lediglich eine türkische Abordnung Quartier, die jedoch mit Ende der Belagerung Wiens wieder abzog. Wampersdorf und Landegg hingegen wurden niedergebrannt. 1702 erwarb Gundaker Thomas Graf Starhemberg die Herrschaft und ließ 1714 bis 1717 nach den Plänen von Lucas von Hildebrandt die barocke Pfarrkirche erbauen.
Erste Maschinenspinnerei auf dem Kontinent Bis 1800 war Pottendorf eine kleine Bauern- und Handwerkergemeinde um die Burg, die wahrscheinlich von einem Rudolf von Pottendorf um 1090 gebaut wurde. Um 1800 war die Bevölkerung auf Grund der vorherigen Kriege verarmt, die Staatskassen waren leer. Die Regierung suchte neue Einnahmequellen. Es war bekannt, dass in England die Baumwollspinnerei mittels Maschinen einen wirtschaftlichen Aufschwung brachte. Auf der Suche nach einem Mann, der dies auch in Österreich verwirklichen konnte, wurde in Hamburg John Thornton, ein Mechaniker aus Yorkshire, ausfindig gemacht. Er wählte Pottendorf als Standort für das zu gründende Werk aus. Dafür waren mehrere Gegebenheiten maßgebend, erstens die Nähe Wiens, zweitens der Bevölkerungsreichtum im Wiener Becken und das Wissen um den "Umgang mit dem Faden", denn in jedem Haushalt fand sich Spinnrad und Haspel und in manchen auch noch ein Handwebstuhl. Drittens: Fürst Esterhazy, der neue Besitzer der Herrschaft Pottendorf war bereit, Grund für das Projekt billig abzugeben und selbst in die "Gründungsgesellschaft" einzusteigen. Viertens garantierte der Wasserreichtum von Fischa und Leitha die benötigte Wasserkraft zum Antrieb der Maschinen.
Thornton ging mit bewundernswerter Energie ans Werk. Er bezog viele Handwerker des Ortes in die Arbeit ein: Schuhmacher und Sattler zur Fertigung der Antriebsriemen, Tischler für die Einrichtung und Maschinengestelle, Drechsler zur Erzeugung von Garnspulen und Bürstenbinder mussten nun große Bürsten zum "Aufkrempeln" der Baumwolle erzeugen. Thornton ließ ein eigenes Gusswerk bauen, Werkstätten in denen Feilen nach englischer Art erzeugt wurden und eine Ziegelfabrik um die nötigen Bauwerke, 5 und 6 stöckige "Faktoreien" zu errichten. Die ersten Spinnmaschinen wurden im Schloss gebaut. Thornton wohnte im gegenüberliegenden "Gaupmannhaus", der Antrieb der ersten Maschinen erfolgte durch Muskelkraft, erst als der Versuch positiv verlief begann der Bau des Werkskanales mit den drei großen Wasserrädern. In England war die Ausfuhr von Maschinen oder Plänen für die Spinnerei verboten, darauf stand die Todesstrafe. Thornton war daher in England zum Tode verurteilt, in Österreich jedoch geadelt worden (Baron). Die Spinnfabrik brachte Bewegung in die kleine Ortschaft die um 1800 etwa 100 Häuser und höchstens 600 Einwohner zählte. Zuwanderer aus vielen Ländern kamen und suchten Arbeit in der neuen Industrie, die Fabriksgesellschsft baute neue Wohnungen und Betriebsstätten. Innerhalb von dreißig Jahren wuchs die Bevölkerung auf über 3000 Einwohner. In der Zwischenkriegszeit gehörte das Unternehmen zum böhmischen Textilkonzern Mautner. 1976 schloss die "Pottendorfer Spinnerei und Felixdorfer Weberei", wie der Betrieb sich nun nannte, seine Pforten. Die "Nährmutter" der Pottendorfer war tot.
Heute ist Pottendorf eine Wohngemeinde mit kleinstädtischem Charakter.
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