Geschichte
Im österreichischen Kernland Niederösterreich liegend, teilte der Ort die wechselvolle Geschichte Niederösterreichs, sowie die des Wienerwaldes im speziellen.
Das Gebiet dürfte nach Fundstücken (Beilfund) zu schließen möglicherweise schon in der Jungsteinzeit besiedelt gewesen sein. Im Altertum gehörte das Gebiet des heutigen Pressbaum zum keltischen Königreich Noricum, nach dessen Eingliederung ins Römische Reich zur Provinz Illyricum und später zur Provinz Pannonia. Mehrere Fundzeugnisse, so ein in Au am Kraking gelegenes Grab, das so genannte „Römergrab“, weisen auf Zivilisationsspuren aus jener Zeit hin, in der dieser Teil des Wienerwaldes sowohl Rückzugsgebiet für die ursprünglich kelto-illyrische Bevölkerung, als auch Neusiedlungsgebiet für altgediente römische Soldaten ("Romanes") war. Ein weiteres Grab in diesem Kontext wurde im Zuge des Straßenbaus der Straße von Rekawinkel nach Kogl gefunden, jedoch durch den Straßenbau zerstört. Ob das heutige Gemeindegebiet in der Zeit der Römer von Verkehrslinien, wie Wege oder Straßen berührt wurde, ist nicht klar. Jedenfalls lag die Grenze zwischen den Provinzen Noricum und Pannonien am Hauptkamm des Wienerwaldes (Cetius Mons), der durch das heutige Gemeindegebiet führt.
, hin.
Bis 1572 ist die weitere Geschichte der Gegend im Unklaren, war der Wienerwald doch Herrschaftlicher Bannwald und damit nicht der Öffentlichkeit zugänglich, was wahrscheinlich auf Grund des Urwaldcharakters auch nicht so leicht möglich war. Kaiser Maximilian II. ordnete 1572 erstmalig eine dokumentarische Aufnahme des Gebietes in Form eines Waldbuches an, zuständig war das Kaiserliche Waldamt im Schloss Purkersdorf. In diesem Buch werden auch erstmals auch heute noch bekannte Flurbezeichnungen des Gemeindegebietes genannt. Aus den beiden Ämtern „Anzbacher Amt“ und „Koglinger Amt“ des insgesamt 12 Ämter umfassenden Wienerwaldes entwickelte sich im Laufe der Zeit das Gemeindegebiet von Pressbaum.
Es heißt, dass nach der Ersten Wiener Türkenbelagerung aus Wien geflüchtete Bewohner die ersten waren, die im heutigen Pressbaum ansässig wurden, jedenfalls stammen aus der Zeit danach die ersten datierten Bauwerksteile (Durchzugsbalken von 1609) und die erstmalige Flurbezeichnung „Pressbaum“ findet sich im Jahre 1633. Die Bevölkerung setzte sich vor allem aus Wald- und Forstarbeitern zusammen, die aus den westlichen Bundesländern Salzburg, Oberösterreich und dem südlichen Bundesland Steiermark sowie aus Bayern und Schwaben hierher angesiedelt wurden.
1675 wurde Paul Tanner oder Thonner Förster des Anzbacher Amtes und ersuchte aus diesem Grund, sich im seinem Arbeitsgebiet ansässig machen zu dürfen. Mit der erhaltenen Genehmigung errichtete er das erste Haus, das „beim Pressbaum“ gelegen war, das heutige Gasthaus Lindenhof, welches damit wahrscheinlich das älteste Haus der heutigen Gemeinde ist. Daher rührt auch die bis ins 19. Jahrhundert geläufige Bezeichnung „Tonnerin“ oder „Tannerin“ für Pressbaum. 1681 übernahm Christian Pezzelberger das Forstamt. Er war es, der das Ersatzheer der Allianz - bestehend aus Truppen aus Österreich, Polen, Bayern und Baden, das sich gegen die Wien belagernde Armee der Osmanen in Tulln sammelte - über den Hauptkamm des Wienerwaldes auf den Kahlenberg zur Schlachtaufstellung führte.
Im Zuge der kriegerischen Handlungen der Zweiten Türkenbelagerung Wiens, vor allem durch umherstreifende Tataren, die Pressbaum von Südwesten aus Hochstrass kommend erreichten, mehr aber noch durch die einige Jahre zuvor wütende Pest, wurde die Bevölkerung Pressbaums schwer in Mitleidenschaft gezogen. So wurden neuerlich Holzarbeiter aus Oberösterreich und der Steiermark angesiedelt, die gegen eine bestimmte Leistung von Rodungsarbeit je nach Größe (1/4, 1/2 und 1 ganze) „Duckhütten“ errichten und mit entsprechendem Grund bewirtschaften durften. Diese so genannten Hüttler bildeten den Kern der damaligen Einwohner.Die weitere Zeit bestimmte vor allem die Holzgewinnung und die Köhlerei das Leben der Region. Das geschlägerte Holz wurde mittels eigens dafür errichteten Anlagen die Wien hinunter gedriftet, wo es dann vor allem in Wien weiterverarbeitet wurde.
1713/1714 wütete abermals die Pest im Gebiet, und die Einwohner durften den Ort aus Quarantänegründen nicht verlassen. Deswegen baten sie um Erlaubnis, eine eigene Kapelle errichten zu dürfen, da der bis dahin wöchentliche Kirchgang nach Purkersdorf nicht möglich war. Der Legende nach trafen sie sich bis dahin immer dazu „beim Pressbaum“, einem nie abgeholten für eine Mostpresse bestimmten hinterlegten geschlägerten Baum. 1723 wurde die daraufhin errichtete Kapelle für öffentlich erklärt und 1730 konnte die diese ersetzende erste Kirche eingeweiht werden.Die Durchzüge der französischen Armee unter Napoleon I., die 1805 und noch einmal 1809 den kürzesten Weg durch den Wienerwald über Eichgraben nehmend durch Pressbaum zog, waren wiederum einschneidende Erlebnisse für das inzwischen zu einem typischen Wienerwald-Holzfällerdorf angewachsenem Pressbaum. Der Legende nach wurden Josef Schönach und Michael Helm im Tal Pfalzau hingerichtet, wovon das von Prof. Pleban gestaltete und an jener Stelle errichtete „Franzosenkreuz“ erzählt. Ein weiteres Opfer der Franzosen war der Dorfschullehrer Josef Peschka. Auf heutigem Privatgrund steht ein anderes Denkmal aus jener Zeit, das „Franzosengrab“, eine kleine Kapelle, bei der 14 Gräber aus jenen Tagen gefunden wurden. In manchen Aufzeichnungen bzw. Beschreibungen wird diese Kapelle auch als "Türkenkapelle" bezeichnet, was die Zuordnung der gefundenen Gräber in die Zeit der Türkenbelagerungen mit sich bringen würde.
Erst nach der herrschaftlichen Grundaufhebung von 1848 wurde Pressbaum eine selbstständige Gemeinde, die 1850 dem Bezirk Hietzing zugeordnet wurde. Damals hatte Pressbaum 358 Häuser.
1872 verstarb der Maler Eduard Bitterlich, ein Schüler Ferdinand Waldmüllers und Ausgestalter der Wiener Oper (die Gemälde wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört) in der Pfalzau.1850–1873 gehörte die Gemeinde Tullnerbach, die schon ursprünglich ein Teil Pressbaums war, vorübergehend wieder zu Pressbaum.
1858 erfolgte der Bau der Kaiserin-Elisabeth-Westbahn, benannt nach der Gemahlin Kaiser Franz Josephs. Kaiserin Elisabeth gelangte bei ihren ausgedehnten Wanderungen auch nach Pressbaum, wovon die gefasste Wienflussquelle auf dem Pfalzberg, das „Kaiserbrundl“ und ein Trinkglas das im ehemaligen Gasthaus „zur Pfalzau“ aufbewahrt wird, aus dem Elisabeth angeblich Milch getrunken hat, zeugt. Der Überlieferung nach schmeckte Elisabeth das Wasser der Wienflussquelle so gut, dass sie es sich für die Herstellung ihres Kaffees nach Wien bringen ließ.
Das Vorbeiführen der Eisenbahn bedeutete für Pressbaum eine radikale Änderung der Dorfstruktur. Innerhalb weniger Jahre wandelte sich das Holzfällerdorf zum Sommerfrischenrefugium der besseren der Wiener Gesellschaft der vorigen Jahrhundertwende. Die damals von den Baumeistern der Palais der Wiener Ringstraße errichteten Villenbauten prägen auch heute noch Teile der Gemeinde. In dieser Zeit wurden auch die heute das Zentrum bestimmenden Gebäude, die Volksschule (1891 aufgestockt) und die katholische Kirche (1909) errichtet. Die katholische Kirche ist eine der wenigen reinen Jugendstilbauten, die im sakralen Bereich errichtet wurden.
1881 verbrachte Johannes Brahms seine Sommerfrische im Pressbaumer Ortsteil Brentenmais und vollendete hier die Nänie (Op.82) und sein 2. Klavierkonzert (Op. 85). Noch mehr mit Pressbaum verbunden war der Musiker, Operndirektor und Librettist der Strauß Oper „Die Fledermaus“ Richard Genée, der in Tullnerbach wohnte, sich aber rege am Gesellschaftsleben in Pressbaum beteiligte, unter anderem im lokalen Gesangsverein, und sogar ein Lied über Pressbaum komponierte.
Auf dem 1897 errichteten Wienerwaldsee, eine Aufstauung des Wienflusses, und des in den ersteren mündenden Wolfsgrabenbaches unternahm der Flugpionier Wilhelm Kress seine Versuche, bei denen er 1901 mit dem von ihm erbauten weltweit ersten Flugzeug mit Benzinmotor verunglückte.
1922 löste sich die Katastralgemeinde Eichgraben von Pressbaum und wurde eine selbständige Gemeinde.
Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 wurde der Ort im Gegensatz zum nahen Purkersdorf nicht Groß-Wien angeschlossen, sondern dem Landkreis Sankt Pölten zugeteilt.
Der Vernichtungsideologie der Nazis fielen auch gebürtige Pressbaumer zum Opfer, namentlich bekannt sind Artur Blumel und Adolf Spitz mit seiner Gattin, die in einem Konzentrationslager ums Leben kamen. Der aus Litauen stammende jüdische Bub Jakob Nemencinkis wiederum, der an einer Hasenscharte litt, wurde vom „Spezialkinderheim Pressbaum“ in die Klinik am Spiegelgrund verbracht, wo er an der unmenschlichen Behandlung starb. Mehr Glück hatte der in Pressbaum wohnende Jude Max Arnold, der nach Wien zum Abtransport beordert wurde, sich aber mit seiner Gemahlin Johanna, Dank der Hilfe einer mutigen Wienerin verstecken konnte, und so überlebte.
Im Bereich der heutigen Siedlungen um die Badgasse befand sich während des Zweiten Weltkrieges ein Barackenlager der paramilitärischen Arbeitstruppe „Organisation Todt“, die, außer mit Fachpersonal, gegen Ende des Krieges auch zunehmend mit Zwangsarbeitern im großen Stil agierte. Das Lager wurde Zwecks den Arbeiten zum viergeleisigen Ausbau der Westbahn errichtet, eine Unternehmung, die mit Ende des Krieges abgebrochen und nie wieder aufgenommen wurde. Flüchtende Menschen in gestreifter Lagerkleidung wurden am Ende des Krieges von der Bevölkerung in der Umgebung angetroffen.
Auf der Westbahn selbst dienten Züge als fahrende Kommandostände der deutschen Wehrmacht, die auf der Strecke zwischen Pressbaum und Eichgraben stationiert, im Falle eines Fliegerangriffes in die beiden Tunnel bei Rekawinkel gebracht wurden.
, im Begriff Wien einzukesseln, vom Südosten nach Pressbaum vor. Bei den Gefechten wurden drei Häuser zerstört, 17 Pressbaumer BürgerInnen begingen im Angesicht des Endes des 1000- jährigen Reiches Selbstmord. Die bei den Kampfhandlungen gefallenen sowjetischen Soldaten sind auf einem eigenen Friedhof samt Denkmal neben dem Pressbaumer Friedhof begraben. Auch aus entfernteren Orten mussten einheimische Pressbaumer verstorbene Sowjetsoldaten zur Beerdigung nach Pressbaum bringen.
Das Sanatorium in Rekawinkel diente als Lazarett der Sowjetarmee und musste von der einheimischen Bevölkerung mit Nahrung und anderem versorgt werden.
1956 kam Pressbaum vom Verwaltungsbezirk St.Pölten zum Bezirk Wien Umgebung
1961 erhielt Pressbaum Anschluss an die Westautobahn A1, die 1966 bis Wien fertig gestellt wurde und durch das Pressbaumer Gemeindegebiet führt. Der in der Zwischenkriegszeit als Skiberg - in Pressbaum gab es sogar eine eigene Skiproduktion - beliebte Bihaberg, auf dem sich auch eine Sprungschanze befand, wurde dadurch geteilt. Was damals als Zeichen des Fortschrittes und der Technisierung erwünscht war, erweist sich heute als Quelle von Lärm und Abgasen.
Schigebiet ist Pressbaum heute (Stand 2008) keines mehr, auch die jahrelang gut besuchte „Europa“-Langlaufloipe am Pfalzberg wird wegen Differenzen mit den Österreichischen Bundesforsten nicht mehr gespurt.
Abgesehen vom Autobahnbau brachte die Nachkriegszeit für Pressbaum entscheidende architektonische Neuerungen. Einige davon, wie das Gemeindeamt oder die Hauptschule, wurden inzwischen umgebaut und erneuert bzw. erweitert. Merkbar verändert hat sich jedenfalls das Ortsbild, das heute vom Baustil der 1960–70er Jahre, Supermärkten sowie mehr und mehr Wohnungsbauten und Reihenhäusern geprägt ist, und in dem sich auch das für diese Jahrzehnte typische und bis heute anhaltende und daher auch von den Einwohnern und in den lokalen Medien immer wieder thematisierte mangelnde Bewusstsein für eine harmonische Ortsbildgestaltung widerspiegelt. 2003 wurde eines der ältesten Häuser Pressbaums, die ehemalige Forstverwaltung, abgerissen und an ihrer Stelle ein Supermarkt errichtet. Das sich durch seine Höhe von den anderen Bauten entscheidend abhebende einzige Hochhaus Pressbaums, das in den 70-er Jahren errichtete NÖ Landespflegehim "Wienerwaldheim" wurde aufgelassen, und 2008 mit angefügten neuen Reihenhäusern als Wohnpark neueröffnet. Die Täler des Gemeindegebietes sind heute mehr und mehr besiedelt, wobei sich jeweils Wald und Siedlung direkt berühren. Um die ausufernde Haus und Reihenhausbautätigkeit zu stoppen wird seit einigen Jahren ein Baustopp und ein strukturierter Bebauungsplan diskutiert.
1964 wurde Pressbaum zur Marktgemeinde erhoben. Seit 2005 ist Pressbaum ein Teil des Biosphärenpark Wienerwald, wobei sich eine Kernzone desselben in der Pfalzau auf Pressbaumer Gemeindegebiet befindet.
seit 2007 ist Pressbaum "Klimabündnissgemeinde"
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