Geschichte
Im Jahr 1012 schenkte König Heinrich II. die Reichsdomäne Saalfeld und den Orlagau dem lothringischen Pfalzgrafen Ehrenfried (Ezzo). Zum Orlagau gehörten damals auch die Gebiete südwestlich von Saalfeld bis zum Gebirgskamm und somit auch Probstzella. Ezzos Tochter Richeza, Königin von Polen, erbte den saalfeldischen Besitz und schenkte ihn 1056 dem Erzbistum Köln. 1071 wurde das Benidiktinerkloster St. Peter und Paul in Saalfeld gegründet und mit Mönchen aus Köln besetzt. Diese sollte die meist slawische Bevölkerung (aber auch thüringische und fränkische Siedler) zum Christentum bekehren und das umliegende Waldgebiet urbar zu machen, was zu ca. 1300 zu umfangreichen Rodungen im Umland Saalfelds führte. Im Zuge dessen wurde 1116 die Propstei Zella gegründet. Die Zelle, anfangs ein kleines Bethaus, entwickelte sich dankt zahlreicher Stiftungen, zu einer reichen Propstei. Sie gestaltete sich in Form eines burgähnlichen Baus mit Graben und Wall. Aus dieser Zeit sind noch heute Flurbezeichnungen wie Kreuzacker und Hofau erhalten.
1345 wurde die Propstei an das Herzogtum Sachsen abgetreten. Mit der Säkularisation 1553 wurde sie von der Landherrschaft übernommen. Ab 1572 gehörte der Ort dem Haus Sachsen-Weimar. 1645 wurde Probstzella vom Amt Saalfeld getrennt und erhielt sein eigenes Amt.
Während des Dreißigjährigen Krieges wütete 1627 und 1636 im Ort. 1678 taucht erstmals der Name Probstzella in einer Landkarte auf. Von 1826 bis 1918 gehörte Probstzella zu Sachsen-Meiningen. Nach dem Ende des Herzogtums Sachsen-Meiningen wurde Probstzella 1923 Teil des neu entstandenen Landkreises Saalfeld im Land Thüringen. Ab 1952 gehörte dieser als Kreis Saalfeld zum Bezirk Gera. Seit der Kreisreform 1993 gehört Probstzella zum Landkreis Saalfeld-Rudolstadt.
Den wohl größten Einfluss auf die Entwicklung Probstzellas in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte wohl der Thüringer Industriepionier Franz Itting. Er baute das erste Kohlekraftwerk, welches am 2. September 1909 in Betrieb ging. Schon 1913 versorgte es über 60 Gemeinden, später über 120 Gemeinden. In den 1920er-Jahren ließ er das „Haus des Volkes†errichten, ein mehrstöckiges Hotel im Bauhausstil, entworfen vom Architekten Alfred Arndt (siehe Bauwerke).
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde das "Häuschen", eine ehemalige Scheune an der Marktgölitzer Straße, ein Zentrum für die Zusammenkünfte von Christen der Bekennenden Kirche, die der evangelisch-lutherische Pfarrer Walter Korth leitete, den die Deutsch-christliche Kirchenleitung aus dem Pfarramt vertrieben hatte. Mehrmals wurde er von der Gestapo verhaftet, weil er zur Fürbitte für den Pastor Martin Niemöller aufrief, u.a. auf Burg Wespenstein in Gräfenthal. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, im April 1945, passierten Häftlingskolonnen eines Todesmarsches aus dem KZ Buchenwald den Ort Lichtentanne. Für die Todesopfer errichtete die FIR 1971 einen Gedenkstein am Bahnhof.
Basierend auf dem Artikel Probstzella der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
Quelle | Autoren und Artikelversionen