Geschichte
Pskow wurde von dem altrussischen Stamm der Kriwitschen gegründet. Die Anfänge der Stadt liegen im Dunkeln, die Fundsachen aus den Langen Kuranen und dem östlichen Baltikum belegen jedoch, dass die Siedlungsanfänge bereits ins dritte Viertel des ersten Jahrhunderts reichen, eine kontinuierliche Entwicklung kann jedoch nicht nachgewiesen werden. Als die Stadt 903 erstmals erwähnt wurde, bezeichnete man sie als lange existierend. Der Sage nach gehörte sie seit 864 zum Großfürstentum Nowgorod. Zu den Bewohnern der Stadt zählten Slaven, Skandinavier und Finno-ugrische Bevölkerung.
Bereits 955 begann unter Fürstin Olga, der Witwe des Fürsten Igor von Kiew, die Christianisierung der Region; anstelle von heidnischen Sitten trat die altrussische Kultur. Im 15. Jahrhundert gewann die Stadt hohe Bedeutung auf dem Gebiet der Ikonenmalerei, im 16. Jahrhundert wurde sie Bischofssitz und blieb bis ins 19. Jahrhundert religiöses Zentrum für die Region.
Im 12. Jahrhundert wurde Pskow ein selbstständiges Fürstentum unter Wsewolod Mstislawitsch. Obwohl er schon ein Jahr später starb, wurde er in der Stadt zur Symbolfigur der Unabhängigkeit.
Als Russland im 13. Jahrhundert von den Einfällen der Mongolen heimgesucht wurde, blieb Pskow verschont, musste sich aber etwa zur selben Zeit gegen den Deutschen Orden zur Wehr setzen. 1240 besetzte dieser die Stadt, doch am 5. April 1242 wurde er von Alexander Newski in der Schlacht auf dem Peipussee vernichtend geschlagen. Als Zentrum einer selbständigen Republik war Pskow auch im Folgenden immer wieder Angriffen aus dem Westen ausgesetzt. Allein im 15. Jahrhundert wehrte es 26 Belagerungen von Litauern, Polen sowie dem Deutschen Orden ab.
Zur Zeit der Hanse war Pskow Standort einer Faktorei und ein wichtiger Stützpunkt für die Reisenden, die den Weg von Riga oder Reval nach Nowgorod zum dortigen Hansekontor Peterhof mit dem Schlitten nahmen. Der Ablauf des Handels zwischen deutschen und russischen Kaufleuten ergibt sich aus dem 1607 in Pskow geschriebenen Gesprächsbuch des Lübecker Kaufmannsgehilfen Tönnies Fonne.
1510 wurde Pskow ein Teil des Großfürstentums Moskau. 1582 wurde es gegen das 50.000 Mann starke Heer des polnischen Königs Stephan Báthory verteidigt (siehe Belagerung von Pskow), ebenso 1615 bei der Belagerung durch den schwedischen König Gustav Adolf.
Ab 1701 wurde die Stadt von Peter I. zur Festungsstadt ausgebaut, zur gleichen Zeit ging jedoch ihre Bedeutung auf Grund der Verlegung der Grenze nach Westen und der Gründung St. Petersburgs zurück. 1777 entstand das Gouvernement Pskow.
1900 hielt sich Lenin einige Monate in Pskow auf. Im Februar 1917 unterzeichnete Nikolaus II. in Pskow seine Abdankungsurkunde. Von Februar bis November 1918 war Pskow im Ersten Weltkrieg von deutschen Truppen besetzt, im September 1919 konnte die Rote Armee die Stadt einnehmen.
Vom 9. Juli 1941 bis zum 23. Juli 1944 war die Stadt während des Angriffs auf die Sowjetunion erneut von Deutschen besetzt und in Pleskau umbenannt. Aufgrund des Chaos nach dem deutschen Einmarsch in das Land vergaß man es, die Bewohner der Stadt rechtzeitig zu evakuieren. Nur einige wenige örtliche Parteifunktionäre und Wissenschaftler wurden in der kurzen Zeit evakuiert. Weitere 10.000 Bewohner, die fliehen wollten, wurden von den Deutschen eingeholt und mussten wieder zurückkehren.
Etwa 300.000 Menschen kamen während der Besatzungszeit nach sowjetischen Schätzungen in und um Pskow ums Leben, wobei ca. 60% davon russische Bewohner der Stadt und der um Pskow gelegenen Dörfer waren und daneben eine große Zahl sowjetischer Kriegsgefangener. Pskow selbst verlor rund 40% seiner Bewohner, 26 Dörfer wurden ausgelöscht, die meisten davon in den Jahren 1943 und 1944. Ab September 1941 mussten die Pskower aufgrund eines Befehls der neuen lokalen Kommandantur ihre Stadt wieder aufbauen. Als die Partisanenbewegung in der Gegend ab Sommer 1942 immer stärker wurde, wurden von den Deutschen aus Rache zahlreiche Häuser niedergebrannt und den Bewohnern so ihre Lebensgrundlage genommen. Nicht selten wurden die Bewohner vertrieben. Die deutschen Besatzer plünderten Pskow gemäß ihrer im Generalplan Ost dokumentierten Ideologie und Zielsetzung aus: Nach neuen Verordnungen erhielten die Bewohner der Stadt seit November 1941 nur noch 33% der Nahrung. Die Bauern im Umland mussten regelmäßig zwei Drittel ihrer Ernte abliefern. Zwischen März 1942 und Juli 1944 wurden rund 11.000 Menschen aus Pskow als Zwangsarbeiter nach Deutschland verschleppt. Am 23. Juli 1944 wurde Pskow im Zuge der Pskow-Ostrower Operation befreit.
Während der Sowjetherrschaft wurden die meisten Klöster und Kirchen geschlossen oder zerstört. In der Perestroikazeit ist das geistige Leben wiedererwacht. Viele Klöster wurden wieder eröffnet oder ausgebaut, zunächst mit bescheidenen Mitteln. Heute gewinnt Pskow wieder an Bedeutung als religiöses Zentrum. Zahlreiche Gläubige aus ganz Russland pilgern zu den Kirchen und Klöstern. Seit 1990 verbindet die Stadt Neuss eine intensive Städtepartnerschaft mit der russischen Metropole. Die Freundschaft wurde im Laufe der Jahre auf viele Bereiche ausgedehnt. So wird der Austausch von künstlerisch begabten Jugendlichen regelmäßig gepflegt.
Heute ist Pskow auch Zentrum einer landwirtschaftlich und handwerklich-technisch geprägten Region und Standort mehrerer pädagogischer Hochschulen und Ausbildungsstätten.
Basierend auf dem Artikel Pskow der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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