Flagge von Deutschland

Deutschland

Bundesrepublik Deutschland

Hauptstadt
Berlin
 
Fläche
357.027 km²
 
Bevölkerung
82.716.000
 
pro km²
232 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
26.05.2024
08:50
 
 
+
»
 

Geschichte

Die Anfänge der Stadt Rinteln lassen sich zurückverfolgen bis in das späte 11. Jahrhundert. Bereits im Jahre 896 wurde ein Benediktinerinnen-Stift, das Kloster Möllenbeck, in den Weserauen angesiedelt. Auf dem rechten, nördlichen Weserufer hatte sich in Höhe einer Überfahrt das kleine Dorf Rentene (später: Alt-Rinteln) entwickelt. Um 1230 gründete Graf Adolf IV. von Holstein und Schaumburg (Regierungszeit von 1225 bis 1239, gestorben am 8. Juli 1261 als Mönch in Kiel) Neu-Rinteln auf dem gegenüber liegenden, also südlichen Weserufer. 1238 wurden die Stadtrechte verliehen. Durch das Recht, Wegezoll zu erheben (1391) und das Messeprivileg (1392) stieg Rintelns Bedeutung auch für das Umland. Die günstige Verkehrslage an einer Weserbrücke unterstützte den Aufschwung. Bald nach Gründung der Stadt wurde mit dem Bau einer Stadtmauer begonnen. Die Menschen zogen aus den Siedlungen vor den Toren Rintelns in den Schutz der Befestigungsanlagen und bewirtschafteten von hier aus als Ackerbürger ihre Felder.

Vor allem die Weser förderte den Handel. So genannte „Bremer Waren” kamen mit den Schiffen flussaufwärts: Tabak, Geschirr, Kolonial- und Haushaltswaren. Für Frachten mit dem Ziel Rinteln richtete die Stadt einen Zollschuppen ein. Stromab befördert wurden Sand, Kies und Getreide, ebenso wie der in der Nähe abgebaute Obernkirchener Sandstein. Auch das Handwerk mit seinen verschiedenen Zünften hatte seinen Anteil am Aufschwung der Stadt, die bis ins 17. Jahrhundert hinein eine wirtschaftliche Blütezeit erlebte. Als 1626 durch die Pest fast ein Drittel der Rintelner Bevölkerung starb, war das ein verheerender Rückschlag für die Stadt.

Dass sich Rinteln trotzdem recht zügig davon erholte, lag vor allem auch an der 1621 gegründeten Universität Rinteln. Als Folge gab es neben einer Universitätsbuchdruckerei, einer Apotheke, einem botanischen Garten und einem regelmäßig erscheinenden „Intelligenzblatt“ auch eine Universitätskommisse, eine Art Studentenmensa mit Wohnheim. Hier konnten Professoren und Studenten unbehelligt vom städtischen Schankmonopol zu niedrigen Preisen Bier und Wein trinken.

1640 wurde die alte Grafschaft Schaumburg zwischen den Grafen zur Lippe (nun Grafschaft Schaumburg-Lippe) und den Landgrafen von Hessen-Kassel (nun Grafschaft Schaumburg) aufgeteilt. Als Folge wurde Rinteln hessische Garnisonsstadt und zu einer Festung ausgebaut.

Trotzdem ergab sich die Stadt während des Siebenjährigen Krieges und in den napoleonischen Kriegen (1806) kampflos einer französischen Übermacht und wurde jeweils für mehrere Jahre besetzt. Am 13. November 1806 befahl Napoleon, die Festungsanlagen zu schleifen. Ein weiterer Rückschlag war die Schließung der Rintelner Universität im Jahre 1809 durch Jérôme, den jüngsten Bruder Napoléons und König des neu gegründeten Königreichs Westphalen (mit Kassel als Hauptstadt).

Nach dem Ende der napoleonischen Besetzung wurde die hessische Grafschaft Schaumburg wieder Exklave der Landgrafschaft Hessen-Kassel. 1866 wurde sie, wie die gesamte Landgrafschaft, von Preußen annketiert und zum Teil der preußischen Provinz Hessen-Nassau gemacht, wo sie ab 1904 als Landkreis Grafschaft Schaumburg mit Sitz in Rinteln bis 1977 geführt wurde.

Mitte des 19. Jahrhunderts ging es mit der Stadt wieder aufwärts. Vor allem förderte die Eröffnung der Löhne–Vienenburger Eisenbahn durch die Hannover-Altenbekener Eisenbahngesellschaft (1875) und die dadurch günstige Verbindung in die großen Wirtschaftszentren Berlin und Köln die Ansiedlung von Industriebetrieben. So entstand unter anderem eine Glashütte. Weitere Bahnstrecken verbanden die Stadt mit Stadthagen und ab Ende der 1920er Jahre mit Barntrup (Extertalbahn). Die Strecke Bünde/Löhne–Hameln–Hildesheim/Bodenburg, heute als Weserbahn bezeichnet, wird heute im Stundentakt durch die Eurobahn befahren.

1924 findet sich in Rinteln die erste Ortsgruppe der NSDAP. Immer wieder kommt es ab diesem Zeitpunkt zu Zusammenstößen zwischen Nationalsozialisten und Sozialdemokraten und Kommunisten, die zwischen 1930 und 1933 massiver werden. Bei der Reichstagswahl am 5. März 1933 erreicht die NSDAP in Rinteln 1.991 Stimmen, die SPD 959 Stimmen und die KPD nur noch 294 Stimmen. Bereits am 12. April 1933 verleihen der Bürgermeister und Rat der Stadt Rinteln (als eine der ersten Städte in Deutschland) Adolf Hitler das Ehrenbürgerrecht. Wie überall dienten die Jahre nach 1933 der Machtfestigung der Nationalsozialisten und sind auch in Rinteln durch einen immer stärker werdenden Druck und eine lückenlosere Überwachung der Bevölkerung gekennzeichnet. Sozialdemokraten und Kommunisten werden vielfach verhaftet und teilweise in Konzentrationslager verbracht (hauptsächlich KZ Moringen). 1933 waren in Rinteln 73 jüdische Mitbürger gemeldet, von denen einigen die Auswanderung oder die Flucht noch rechtzeitig gelang. Manche verübten unter dem wachsenden seelischen Druck Selbstmord. 1940 wurden noch 29 Rintelner Juden gezählt, von denen 25 zwischen März und Juli 1942 in die Gartenbauschule Ahlem (Sammelstelle für Juden aus den Regierungsbezirken Hannover und Hildesheim) verbracht und später in Konzentrationslager deportiert wurden. Insgesamt sind 34 jüdische Mitbürger Rintelns während der nationalsozialistischen Herrschaft umgekommen. Heute erinnern lediglich der jüdische Friedhof in der Ostertorstraße und eine kleine angebrachte Tafel (am ehemals jüdischen Betsaal in der Bäckerstraße) an die jüdische Gemeinde Rintelns. Seit 1960 ist in Rinteln kein jüdischer Mitbürger mehr gemeldet. Einige der nationalsozialistischen Führer Rintelns haben sich kurz vor Kriegsende das Leben genommen, sind gefallen oder geflohen und untergetaucht. Von allen Rintelner Partei- und Organisationsführern ist keiner nach Kriegsende gerichtlich zur Rechenschaft gezogen und verurteilt worden.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges, den Rinteln als Lazarettstadt für mehrere tausend Verwundete erlebte, verdoppelte sich die Einwohnerzahl vor allem durch Vertriebene aus Schlesien. Der hessische Kreis Grafschaft Schaumburg wurde 1946 Bestandteil des Landes Niedersachsen. Durch die Eingliederung von 18 benachbarten Gemeinden in die Stadt am 1. März 1974 wurde Rinteln zur größten Kommune des 1977 gebildeten Landkreises Schaumburg. Nach der Aufnahme Rintelns in das Städtesanierungsprogramm des Landes Niedersachsen 1979 konnte mit einer umfangreichen Sanierung der Altstadt begonnen werden, die mit der Einrichtung einer Fußgängerzone im Jahr 2003 beendet war.

Basierend auf dem Artikel Rinteln der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
Quelle | Autoren und Artikelversionen