Wirtschaft
Sankt Petersburg ist ein Verkehrsknotenpunkt und ein Zentrum russischer Forschung und Entwicklung. Dementsprechend beherbergt es ein großes Potenzial an Betrieben aus diesem Bereich. Auch nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der russischen Rubelkrise von 1998 konnte die Stadt große Teile ihres Potenzials retten.
In Sankt Petersburg finden sich Betriebe fast aller Zweige der verarbeitenden Industrie, ein besonderer Schwerpunkt liegt aber auf dem Schiff- und Maschinenbau. Unter anderem werden alle russischen atomgetriebenen Eisbrecher in der Stadt gefertigt. Weitere Schwerpunkte des industriellen Sektors in der Stadt sind Radioelektronik (vor allem in der Luft- und Raumfahrt), Neue Baustoffe (eine der vorrangigen Wachstumsbranchen), Energiemaschinenbau (Branchenbetriebe gelten als weltweit wettbewerbsfähig), Medizinischer Gerätebau, Vorbeugungsmedizin und Gesundheitswesen sowie Ökologisches Engineering. Außerdem besitzt die Stadt Möbelindustrie, Nahrungsmittelindustrie (u.a. Baltika Brauerei) und erdölverarbeitende Industrie. In jüngster Zeit beginnt die Informationstechnologie eine größere Rolle einzunehmen.
Zahlreiche russische Großkonzerne, vor allem solche mit hohem Staatsanteil, verlagern gegenwärtig ihre Hauptquartiere aus Moskau an die Newa. Die Steuern der Gazprom-Öltochter Gazprom Neft, der Außenhandelsbank WTB, der Reederei Sovtorgflot, die Pipeline-Firma Transnefteprodukt oder der Fluggesellschaft Transaero sollen in Zukunft das Stadtbudget auffüllen.
Der Erfolg dieser Wirtschaftsansiedlung ist aber nur bedingt auf die guten Petersburger Investitionsbedingungen zurückzuführen, sondern administrativ gesteuert. Ausländische Unternehmen entscheiden sich dagegen aus nüchternen Kalkulationen für ihre Standorte.
Besonders emsig ist gegenwärtig die Automobilindustrie auf der Suche: Russlands Automarkt boomt, die Zulassungszahlen von Import-Autos erreichen inzwischen die des früheren Quasi-Monopolisten Lada. Zudem sind wegen des geplanten WTO-Beitritts Sonderkonditionen bei Importzöllen entfallen, die das russische Wirtschaftsministerium für die Errichtung von Kfz-Produktionsstätten im Land ausgeschrieben hat. Aus diesem Grund wird von einer Entwicklung Petersburgs hin zum „russischen Detroit“ gesprochen – die Stadt siedelte bislang die Hälfte aller ausländischen Autowerk-Projekte an. Besonders begünstigt wird diese Entwicklung durch einen relativ guten logistischen Anschluss (vor allem über den größten russischen Hafen), qualifizierte Arbeitskräfte, erschlossene Gewerbeflächen, lokale Steuervergünstigungen und die Nähe zum Hauptabsatzmarkt.
Neben der boomenden Autoindustrie haben in der Stadt an ausländischen Unternehmen unter anderem Wrigley, Gillette, Rothmans, Unilever, Japan Tobacco und Coca-Cola nennenswerte Investitionen getätigt. Fast eine Milliarde Euro (Stand 2005) Umsatz machte die Baltika-Brauerei. Mehrheitsaktionär ist die Baltic Beverages Holding (BBH), diese wiederum gehört je zur Hälfte der dänischen Carlsberg-Brauerei und der schottischen Brauerei Scottish & Newcastle. Baltika ist inzwischen die größte Brauerei in Russland und Osteuropa und nach Heineken die zweitgrößte in Europa. Das Joint-Venture wurde 1990 in Sankt Petersburg gegründet und hat sich schnell zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor für die Stadt entwickelt.
Wichtigster Außenhandelspartner der Stadt ist Deutschland.
An Rohstoffen finden sich Kies, Sandstein, Ton und Torf. Hingegen spielt die Landwirtschaft keine Rolle in der lokalen Wirtschaft.
80 km von Sankt Petersburg entfernt steht in Sosnowy Bor ein großes Atomkraftwerk, das oft auch als Kernkraftwerk Leningrad bezeichnet wird. 50 % des Strombedarfs der Region werden hieraus gespeist.
In der Sowjetunion war St. Petersburg der Hauptflottenstützpunkt, noch heute befindet sich der Großteil der ehemaligen Schlachtschiffe und U-Boote im Petersburger Militärhäfen. Das erste Dieselmotorschiff der Welt, die Vandal, lief von Rybinsk kommend ab 1903 planmäßig St. Petersburg an. Vor der Perestroika bildete der rüstungsindustrielle Komplex 80 Prozent der Leningrader Wirtschaft.
Ein weiterer bekannter Industriebetrieb Petersburgs ist das Optik-Kombinat, das mit der Produktion der LOMO Compact Automat eine eigene Stilrichtung der Fotografie, die Lomographie, begründete. Mit Prospekt Nauki hat zudem ein bedeutender russischer Verlag für wissenschaftliche Literatur seinen Sitz in Sankt Petersburg.
Tourismus wird ein zunehmend wichtiger Wirtschaftsfaktor in der Stadt. Laut der UNESCO gehört die Stadt zu den zehn für Touristen attraktivsten Reisezielen weltweit.
Basierend auf dem Artikel Sankt Petersburg der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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