Geschichte
Das Gemeindegebiet von Sant Llorenç des Cardassar war schon in prähistorischer Zeit durch Menschen bewohnt. Ausgrabungen belegen eine Besiedlung beginnend um 2000 v. Chr. Von den über 70 katalogisierten Fundorten seien hier folgende der Vortalayotischen Kultur und der Talayot-Kultur genannt, die auf dem Gemeindegebiet von Sant Llorenç liegen: Calicant, Can Roig i Torre Nova, Can Tafal, Ca s’Hereu, De l’època talaiòtica, Els talaiots de Calicant, Infern Vell, Les coves de Ca n’Amer, Na Pol (Sa Coma), Poblat Talaiòtic de S’Illot, Pou Colomer Vell, Sa Blanquera, Sa Coma, Sa Real, Sa Talaia, Sa Vaca i Ses Voltes, Ses Planes, Ses Talaies, Ses Toltes, Son Barbot, Son Negre, Son Puça.
Erst aus der spätrömischen Zeit finden sich einige Aufzeichnungen, die auch Aufschluss über den klangvollen Namen Sant Llorenç des Cardassar liefern, der auch in der maurischen Zeit beibehalten wurde. Den Beinamen des Cardassar allerdings erhielt der Ort erst nach der Reconquista. Als Jaume I. mit seinem Heer die Insel besetzte, gab sich auf einem Feld bei Sant Llorenç eine Madonnenfigur zu erkennen, die sich während der Herrschaft der Heiden im Distelgestrüpp versteckt hatte. Der wundersame Fund der Mare de Deú dels Cards, der „Distelmadonna“, verschaffte dem Ort den klangvollen Beinamen seines stacheligen Zusatzes des Cardassar (zu deutsch: „bei den Disteln“).
Im frühen 13. Jahrhundert wurde auch die Kirche Santa Maria del Bellver zu Ehren der Madonna erbaut, in der Sant Llorenç verehrt wurde. Die Pfarrei gleichen Namens wurde in einer Bulle des Papstes Innozenz IV. erwähnt. Der Ort hieß damals ebenso Santa Maria del Bellver oder nur Bellver, obwohl auch Sant Llorenç de Bellver (1349) und Sant Llorenç des Cardessar (1519) dokumentiert sind. Die Pfarrkirche von Sant Lorenç wird im Jahre 1236 erstmal in der Chronik erwähnt; der heutige Bau stammt aus dem Jahr 1654. Beachtenswert ist die linke Seitenkapelle der Rosenkranzmadonna mit der Statue der „Mare de Deu Trobada“.
Der Ort Son Carrió entstand erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch Parzellierung in der Nähe der alten Kapelle von Son Torell. Bei Son Torell wie auch Sa Gruta, Es Rafal de sa Riba, Son Berga, Es Molinet und Es Boscarró entstanden zwischen 1885 und 1893 mehrere Gutshöfe. Son Carrió hieß 1879 noch Sant Miquel. Die Pfarrkirche des Ortes, entworfen vom Architekten Antoni Maria Alcover, wurde 1907 fertiggestellt.
Bis zum Jahr 1892 gehörte das Gemeindegebiet von Sant Llorenç des Cardassar zu Manacor. Zum Zeitpunkt der Erlangung der Eigenständigkeit bildeten die Landwirtschaft, eine Kleinindustrie an Schreinereien und das Handwerk der Stickerei die Hauptwirtschaftszweige der nun unabhängigen Gemeinde. 1948 erfolgte die Genehmigung der Parzellierung von Ca n'Amer de S'Illot, das ab 1959 stadtähnlichen Charakter annahm. Der einsetzende Tourismus gestaltete sowohl die Wirtschaftsstruktur, als auch die Landschaft, vor allem an der Küste, völlig um. Nach der 1965 erfolgten Parzellierung von Son Moro, dem südlichen Teil von Cala Millor, ist heute die Halbinsel Punta de n'Amer der einzige unbebaute Küstenstreifen der Gemeinde.
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